21.05.2014 15:10:00

Österreich steigerte 2013 Exporte nach Ägypten

Trotz der chaotischen Lage in Ägypten haben die österreichischen Exporteure ihre Lieferungen in das Land 2013 gegenüber dem Jahr davor um 2,3 Prozent auf 145,7 Mio. Euro gesteigert. "Wir sind wiederum auf dem Niveau von 2009, was angesichts der doch 'komplexen Wirtschaftslage' erfreulich ist", sagte der Handelsdelegierte der Wirtschaftskammer Österreich in Kairo, Kurt Altmann, vor Journalisten.

Die Importe aus Ägypten - vor allem Erdöl, Bekleidung und Gemüse - erhöhten sich im Vorjahr um 3,6 Prozent auf 61,5 Mio. Euro. Vor der Revolution hatten sie aber ein Volumen von rund 200 Mio. Euro erreicht. Für Österreich errechnete sich daraus für das Vorjahr ein Außenhandelsüberschuss von rund 84 Mio. Euro. Die heimischen Exporteure liefern vor allem Papier, Pharmazeutika, Maschinen, Messgeräte, Löschfahrzeuge, aber auch Energy Drinks, Fruchtsäfte, Käse und Zucker in das nordafrikanische Land.

"Wir raten, am Markt zu bleiben", so der Handelsdelegierte. Allerdings berate die Wirtschaftskammer die Firmen sehr genau bei Zahlungen. "Bei der Auswahl des lokalen Partners muss man besonders aufpassen", so Altmann. Derzeit begleitet die Kammer rund 550 österreichische Firmen, die an Ägypten interessiert sind. Vor der Revolution waren es 700 bis 800.

Kommende Woche stehen in Ägypten (wieder) Präsidentschaftswahlen an - zum zweiten Mal seit dem Sturz von Hosni Mubarak im Februar 2011. Der frühere Staatschef, der vor drei Jahren nach Massenprotesten von der Armeeführung zum Rücktritt gezwungen wurde, ist heute wegen Korruption zu drei Jahren Gefängnis verurteilt worden. In einem weiteren Verfahren wegen der Tötung von mehr als 800 Demonstranten droht ihm die Todesstrafe.

Der Ausgang der zweitägigen Wahlen ab kommenden Montag dürfte Umfragen zufolge bereits eindeutig feststehen: Die Ägypter werden voraussichtlich Feldmarschall Abdel Fattah- al-Sisi zum neuen Präsidenten wählen und sich wahrscheinlich erneut dem Diktat des Militärs unterwerfen. Seinem einzigen Kontrahenten, Hamdien Sabahi, werden kaum Chancen eingeräumt.

"Die Menschen sehen sich jetzt nach Stabilität", erklärte der österreichische Wirtschaftsdelegierte, der bereits seit sechs Jahren für die Außenwirtschaftsorganisation der Wirtschaftskammer in Kairo tätig ist. Die Bevölkerung will nun einen "starken Mann".

Die Wirtschaftslage Ägyptens habe sich in den vergangenen drei Jahren nach der Revolution nicht verbessert - "im Gegenteil, die wirtschaftlichen Probleme sind größer geworden", so Altmann. Das Bevölkerungswachstum ist enorm und die Arbeitslosigkeit schnellt empor. "Um das aktuelle Heer der Arbeitslosen stabil zu halten, wären 800.000 neue Jobs notwendig", berichtete der Marktexperte.

Die Wirtschaft wachse mit 1 bis 2 Prozent "weit unter der Rate des Bevölkerungsanstiegs". Alleine in den vergangenen sechs Monaten habe sich die Bevölkerung um eine halbe Million auf rund 86 Millionen Menschen vergrößert. "Etwa die Hälfte der Ägypter ist unter 30 Jahren alt."

"Die internationalen Ratingagenturen sehen Ägypten wieder vorsichtig optimistisch", betonte Altmann. S&P und Moody's hoben den Ausblick Ende 2013 auf stabil - S&P bekräftigte diese Einschätzung dieser Tage. "Ägypten ist aber noch nicht über den Berg, da die Finanzierung derzeit vor allem aus dem Ausland - aus den Golfstaaten - erfolgt", erklärte der Handelsdelegierte.

Sowohl die ausländischen Direktinvestitionen (FDI) als auch die Tourismuseinnahmen liegen darnieder. Das Investitionsvolumen sei seit der Revolution von jährlich 14 auf nunmehr 1 Mrd. Dollar (0,7 Mrd. Euro) geschrumpft und konzentriert sich auf den Energiebereich, sprich Erdöl- und Erdgasexploration. Die Deviseneinnahmen aus dem Tourismus hätten sich infolge von Reisewarnungen von einst 12 auf 5 Mrd. Dollar mehr als halbiert. Der Tourismus ist in Ägypten ein wichtiger Arbeitgeber - dort sind normalerweise 10 bis 15 Prozent aller Arbeitnehmer beschäftigt.

(Schluss) kre/stf

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