29.01.2015 14:30:39

Ölpreise drücken Deutschland in die Minusinflation

   Von Andreas Plecko

   Mit dem raschen Rückgang des Ölpreises hat sich in Deutschland zu Jahresbeginn eine Minusinflation eingestellt. Zuletzt waren die Verbraucherpreise im September 2009 während der großen Finanz- und Wirtschaftskrise gefallen. Wie das Statistische Bundesamt (Destatis) in einer ersten Schätzung berichtete, ging die jährliche Inflationsrate im Januar auf minus 0,3 von plus 0,2 Prozent im Vormonat zurück. Von Dow Jones Newswires befragte Ökonomen hatten nur einen Rückgang auf null Prozent erwartet.

   Binnen Monatsfrist gab es sogar einen massiven Preisrutsch um 1,0 Prozent, wie die Statistiker auf der Basis von Daten aus mehreren Bundesländern mitteilten. Volkswirte hatten einen Rückgang um 0,8 Prozent vorhergesagt.

   Im Jahresvergleich verbilligten sich Energie um 9,0 Prozent und Lebensmittel um 1,3 Prozent. Bei Waren gab es einen durchschnittlichen Preisrückgang um 2,0 Prozent. Dagegen verteuerten sich Dienstleistungen um 1,2 Prozent, darunter Wohnungsmieten um 1,3 Prozent. Ohne Berücksichtigung von Energie und Lebensmitteln lagen die Verbraucherpreise im Januar um 1,1 Prozent höher als im Vorjahr.

   Der für europäische Vergleichszwecke berechnete Harmonisierte Verbraucherpreisindex (HVPI) fiel im Januar um 1,3 Prozent gegenüber dem Vormonat, auf Jahressicht sank er um 0,5 Prozent. Volkswirte hatten einen Rückgang um 1,0 auf Monats- und einen kleinen Anstieg um 0,1 Prozent auf Jahressicht vorhergesagt.

   Für die Geldpolitik der Europäischen Zentralbank (EZB) ist der HVPI maßgeblich. Die EZB strebt für den gesamten Euroraum eine Inflationsrate von knapp 2 Prozent an, was auch als Sicherheitspuffer gegen eine Deflation gedacht ist. Im Dezember ist die Jahresinflation in der Eurozone erstmals seit fünf Jahren in den negativen Bereich gefallen.

   Die EZB hat auf die Deflationsgefahr bereits reagiert und die Geldschleusen weit geöffnet: Ab März kauft sie Wertpapiere für 60 Milliarden Euro, der größte Teil davon Staatsanleihen.

   Eine Deflation ist besonders schädlich für Unternehmen, weil sie in einem schwachen Wirtschaftsumfeld ihre Verkaufspreise für Güter und Dienstleistungen senken müssen, um ihre Marktanteile zu halten. Die Produktionskosten und die Löhne sind dagegen viel weniger flexibel, weshalb die Gewinnmargen der Firmen schnell unter Druck geraten.

   Kontakt zum Autor: konjunktur.de@dowjones.com

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   January 29, 2015 08:00 ET (13:00 GMT)

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