Keine Banklizenz mehr 03.07.2015 12:00:00

ÖVAG ab jetzt Geschichte - Koren sieht sieben Jahre Dauerkrise beendet

Neues Spitzeninstitut für die Volksbanken, die selber von 41 auf acht zusammenschmelzen müssen, ist die Volksbank Wien-Baden. Im Europa-Bankenstresstest war die ÖVAG 2014 durchgefallen. Das hat ihr Ende beschleunigt. Der seit drei Jahren amtierende ÖVAG-Chef Stephan Koren ist ab morgen, Samstag, zumindest für die nächsten Monate Chef der Bad Bank Immigon. Koren sieht mit dem Totalumbau die Voraussetzungen geschaffen, dass die Dauerkrise, die diesen Sektor die letzten sechs, sieben Jahre begleitet habe, nachhaltig überwunden ist.

Dass sich eine signifikante Bank "freiwillig selbst abwickelt" und ihre Lizenz abgibt, ist für Koren "beispiellos". Damit habe man Neuland betreten. Koren sieht die ÖVAG-Abwicklung auch beispielgebend: Demnach würden solche Abwicklungen für alle Beteiligten billiger, wenn frühzeitig gehandelt werde.

Sechs Jahre nach der ersten Staatshilfe (2009) und etwas mehr als drei Jahre nach der rettenden Teilverstaatlichung (2012) hat die Bank ihr Volumen schon drastisch reduziert, durch Verkäufe und den Rückzug aus dem Eigengeschäft ist die Bilanz auf mittlerweile rund 15 Mrd. Euro geschrumpft. In der Bad Bank sind es nun noch 7,1 Mrd. Euro, die bis Ende 2017 abgebaut sein sollen.

Begleitet war dies alles mit einem Kahlschlag beim Personal. In der Abbaufirma sind gerade noch 75 Leute tätig, gestern waren es in der ÖVAG noch 770 und Anfang 2012 noch mehr als 2.000. Nur ein Teil der Mitarbeiter (350) wechselt zur Volksbank Wien-Baden. In der ÖVAG hatten schon am 30. Juni viele ihren letzten Arbeitstag gehabt.

Dass der Bund, der in der ÖVAG schon viel Geld verloren hat, nichts mehr nachschießen wollte, kann der Vorstand nachvollziehen. Es hatte sich schon lang abgezeichnet, dass die Bank wohl nie mehr selber "verlusttragend" sein würde. Zudem wurden die Kapitalanforderungen durch die Aufseher immer strenger.

Schuld am Niedergang der ÖVAG hatte, wie Koren vor Journalisten berichtete, die sehr spät begonnene starke Expansion. Das betraf sowohl den Kauf der Investkredit/Kommunalkredit als auch die Zukäufe im Osten. Die Systeme und Prozesse in der Bank hätten mit dem Expansionstempo nicht Schritt gehalten. Die schon vorher nicht sehr robuste Bank sei sehr spät gestartet und sie sei in einer sehr frühen Phase in die Krise gekommen. Eine "explosive" Mischung, wie Koren befand.

Rund 1,3 Mrd. Euro an Steuergeld (Partizipationskapital, Aktienkapital) sind Kapitalschnitten zum Opfer gefallen. Für ein Äquivalent von 300 Mio. Euro - der zuletzt noch offenen Staats-PS-Tranche entsprechend - gibt es eine explizite Rückzahlungsverpflichtung. EU und Aufseher haben den Volksbankern nun aber erlaubt, die Tilgung bis 2023 zu strecken.

Koren und seine Vorstandskollegen Michael Mendel und Rainer Borns werden zumindest vorerst die Bad Bank Immigon leiten. Korens alter ÖVAG-Vertrag läuft noch zwei Jahre, der von Mendel eineinhalb Jahre und Borns Vertrag ginge noch ein Jahr. "Von der Vertragslaufzeit her muss Koren das Licht ausmachen", sagte Mendel. Dass die Banker in der Bad Bank nicht ihre berufliche Zukunft beenden wollen, ist offenkundig. "Für die nächsten Monate gibt es für einen Dreiervorstand genug zu tun", sagte Koren dazu nur. "Bis Jahresende" werde das Vorstandstrio an Bord bleiben.

Auch wenn Ende 2017 die letzten Beteiligungen (Inlandsleasing, Start-Gruppe, Factoring, Fondsgesellschaft) verkauft oder zur Not auch selber abgewickelt sind, dürfte die Immigon noch eine Weile bestehen bleiben. Denn sie trägt auch die Prozessrisiken aus Verfahren gegen die alte ÖVAG.

Anders als bei anderen Ostbankenverkäufen - etwa bei der Hypo/Heta - hat die ÖVAG nach dem Verkauf ihrer Rumänien-Bank an die Bank Transilvania dort keine Verpflichtungen mehr offen, auch keine Refinanzierungslinien. Alles in allem war die Rumänien-Expansion ein teures Verlustgeschäft gewesen, dem Vernehmen nach kostete das Abenteuer dort die ÖVAG einen hohen dreistelligen Millionenbetrag.

Dass beim weiteren Beteiligungs- und Assetabbau in der Immigon noch Staatsgeld nötig wird, sieht der Vorstand nicht. Alles sei bereits zu Zerschlagungswerten bilanziert worden. Man sei ausfinanziert, auch um allfällige "Shortfalls" zu tragen. Das Schlimmste, was passieren könne, sei, dass am Schluss nichts überbleibt, meint man im Management. Der "Kampfauftrag" lautete schließlich: Keine frischen Staatsmillionen mehr.

Für die drei "Rebellen" unter den Volksbanken, die gegen die regionalen Fusionen und gegen den neuen Verbund sind, gibt es nun doch noch eine allerletzte Frist bis Ende September. Bis dahin soll eine Lösung gefunden werden, und bis dahin werden sie vom neuen Spitzeninstitut Volksbank Wien-Baden versorgt.

rf/pro

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