Absehbare Kapitallöcher |
28.08.2014 13:58:00
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ÖVAG benötigt offenbar weitere Steuergelder
Was es hieße, beim europäischen Bankencheck/Stresstest durchzufallen, wird im am Donnerstag vorgelegten ÖVAG-Halbjahresbericht mit allgemeinen technischen Hinweisen abgehandelt, die die Europäische Zentralbank schon kundgemacht hat. Demnach hätte man sechs bis neun Monate Zeit, Lücken zu schließen.
Die Finanzmarktaufsicht (FMA) hat der ÖVAG zusammen mit den regionalen Volksbanken eine Mindestkapitalquote ("JRAD"/Joint Risk Assessment-Quote) von 13,6 Prozent vorgegeben. Die war erstmals für den Stichtag 30. Juni 2014 einzuhalten. Das hat die Finanzmarktaufsicht (FMA) per Bescheid festgelegt.
Derzeit liegt man darüber. Zum Stand Ende Juni meldete die ÖVAG heute eine Eigenmittelquote der "VB Holding Kreditinstitutsgruppe" von 17,8 Prozent und ein hartes Kernkapital von 11,6 Prozent. Im Volksbanken-Verbund seien es 15,3 Prozent Eigenmittel und 11,2 Prozent hartes Kernkapital.
"Aufgrund der aktuellen Planung von ÖVAG und Volksbanken kann für den Ultimo 2014 mit einer Verbund-Eigenmittelquote nach Basel III von über 13,6 Prozent gerechnet werden", heißt es im Semester-Bericht. Darin wird gleich eingeschränkt: "Mögliche, wenngleich aus heutiger Sicht nicht absehbare, über die Planung hinausgehende Belastungen (hier spricht die Bank den EZB-Bilanzcheck und Stresstest an, aber auch den weiteren Konzern-Abbau) "können diese Planwerte und damit die Erfüllung dieser Vorgaben gefährden."
Die aktuelle Mittelfristplanung zeige, so die ÖVAG, für die Jahre ab 2015 "jedoch ein deutliches Absinken der Eigenmittelquoten" im Verbund. Wesentliche Gründe: Wegfall der Anrechenbarkeit des staatlichen Partizipationskapitals (300 Mio. Euro), und weitere 500 Millionen fallen beim Eigenkapital im Zusammenhang mit Verkäufen von Beteiligungen (Leasing, Rumänien 2014/2015) heraus. "Basel III" räumt zudem künftig mit einer Besonderheit bei Genossenschaftsbanken auf, wonach der "Haftsummenzuschlag" - also die Nachschusspflichten im Fall einer Liquidation - künftig nicht mehr als Eigenkapital angerechnet werden können, was laut Zwischenbericht mehr als 300 Mio. Euro ausmacht.
"Die aktuelle Vorschaurechnung zeigt in 2017 eine Eigenmittelunterdeckung", schreibt die ÖVAG in ihrem Bericht.
Durch weiteren Abbau will die ÖVAG Kapital freischaufeln. Synergien erhofft man sich auch aus umfangreichen Fusionen unter Volksbanken: So soll die Zahl der Volksbanken samt Spezialinstituten von aktuell 55 auf 9 Bundesländer-Volksbanken und 3 Spezialinstitute zusammenschrumpfen. Es würden Synergien aus "konzernähnlicher Divisionalisierung" erwartet. Dadurch soll, so der Bericht, bis 2018 ein "zusätzlicher Ergebnisbeitrag in signifikantem Ausmaß" erzielt werden. Dem stünden vor allem 2014 bis 2016 aber auch Umsetzungskosten gegenüber.
Die Aufseher legen im tourlichen (jährlichen) Joint-Risk-Assessment (JRAD) nach der Geschäfts- und Risikoentwicklung Quoten fest, die über den normalen gesetzlichen Mindestquoten liegen. Bei ÖVAG/Volksbanken sind es aktuell eben 13,6 Prozent. Die werden, so die Bank im Zwischenbericht, zukünftig aber nur unter Bedingungen eingehalten werden können:
Wenn "ausreichende Möglichkeiten und Voraussetzungen zur Verbesserung der Emissionsfähigkeit des Verbunds geschaffen werden können und/oder die kurzfristig sehr stark angehobene Eigenmittelquote im Rahmen des tourlichen JRAD-Prozess ... wieder entsprechend nach unten korrigiert" würde und/oder "geeignete Maßnahmen zur Optimierung der bestehenden ÖVAG-Eigenkapitalstruktur umgesetzt werden können" beziehungsweise "geeignete Maßnahmen zur Kapitalerhöhung seitens der Eigentümer erfolgen."
Wie die herbstlichen Ergebnisse des europäischen Bilanzchecks/Stresstests auf die Vorschreibung der Verbund-Eigenmittelquote wirken können, sei auf Basis der heute vorliegenden Informationen nicht abschätzbar, heißt es im ÖVAG-Halbjahresbericht.
Zum EZB-Bilanzcheck (Asset Quality Review/AQR) und Stresstest der Europäischen Aufsicht heißt es weiter: "Soweit aus der AQR oder dem Stresstest Basisszenario aufgrund einer zusätzlichen Risikovorsoge Kapitalvorschriften verletzt würden, wären diese innerhalb von sechs Monaten zu schließen". "Ergäben sich aufgrund des adversen Stresstest Kapitallücken, wären diese binnen neun Monaten zu decken." Die Ergebnisse des AQR und des Stresstest seien bis dato nicht bekannt. Der Umfang der Maßnahmen und Sanktionen, welche die Aufsichtsbehörden bei einer eventuellen Nichteinhaltung setzen bzw. verhängen würden, sei "aus heutiger Sicht schwer absehbar." Beim Banken-Stresstest 2011 ist die ÖVAG im Schock-Szenario durchgefallen. Seit 2012 ist sie teilverstaatlicht und de facto bereits eine Abbaubank.
Buchwert in ÖVAG-Rumänien nach Kapitalspritze erstmals wieder positiv
Für ihre Rumänien-Bank erstmals kann die ÖVAG erstmals seit drei Jahren einen positiven Buchwert ausweisen. Es sind 43 Mio. Euro, verlautete von der Bank zur APA. Davor war allerdings eine kräftige Kapitalspritze aus Wien erforderlich.
128 Mio. Euro hat die ÖVAG, die 51 Prozent an der Rumänien-Bank hält, im ersten Halbjahr 2014 für deren Eigenkapital zugeschossen. Die Bank nannte dies am Donnerstag eine Vorkehrung für Restrukturierungsmaßnahmen im zweiten Halbjahr. Damit soll der Verkauf vorbereitet werden. Die Kapitalquote der Rumänienbank zum 30. Juni wurde im Zwischenbericht nun mit "komfortablen 18,4 Prozent" angegeben. Den Verlust der Rumänien-Bank bezifferte die ÖVAG nicht.
Voriges Jahr in den ersten sechs Monaten musste die defizitäre Rumänien-Bank schon rekapitalisiert werden. Das kostete die Eigentümer damals 120 Millionen, auf die ÖVAG entfielen für ihren Hälfte-Anteil damals 60 Millionen, der Rest auf die mitbeteiligten deutschen und französischen Genossenschaftsbanken. 2013 hatte die Rumänien-Operation die Bilanz der Wiener Mutter ÖVAG insgesamt mit einem Verlust von mehr als 120 Mio. Euro belastet.
Der Buchwert der VB Romania war von der ÖVAG schon 2011 zur Gänze abgeschrieben worden.
Die Volksbank Rumänien muss nach EU-Vorgabe bis spätestens Ende 2015 verkauft sein. Als die ÖVAG ihr Ostbankennetz (Volksbank International/VBI) 2012 an die russische Sberbank verkaufen musste, wurde die kriselnde Rumänien-Bank von dem Deal ausgenommen.
rf/tsk
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