02.12.2013 13:24:00
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OeNB - Österreich verfestigt Position im Klub der Nettogläubiger
Die Nettoforderungen gegenüber dem Ausland betrugen Ende Juni 9 Mrd. Euro bzw. 3 Prozent des Bruttoinlandsprodukts (BIP). 2007 lagen die Netto-Verpflichtungen noch bei einem Fünftel des BIP und wurden kontinuierlich abgebaut. Im Vorjahr gab es erstmals einen Überschuss, erläuterte Johannes Turner, Leiter der Hauptabteilung Statistik in der Oesterreichischen Nationalbank (OeNB), heute, Montag in einer Pressekonferenz. Aktuell habe nur ein Viertel der EU-Ländern an den internationalen Kapitalmärkten Nettogläubigerstatus. Österreich könnte durchaus stolz sein, man sollte sich aber nicht darauf ausruhen, sondern alles dazu beitragen, damit es so bleibe bzw. besser werde.
Grund für die Etablierung Österreichs im Kreis der Nettogläubiger sind laut Notenbank die seit 2002 durchgängig erwirtschafteten Leistungsbilanzüberschüsse. Auch die hohen Direktinvestitionen im Ausland zeigen sich in der Verbesserung der Nettovermögensposition. Und auch der Saldo im grenzüberschreitenden Verkehr mit Aktien und Fonds drehte ins Plus.
Insgesamt belief sich das im Ausland gehaltene Finanzvermögen per Ende Juni auf 835 Mrd. Euro, davon waren rund 45 Prozent im Euroraum und damit ohne Währungsrisiko veranlagt. 140 Mrd. Euro entfielen auf Deutschland, rund 40 Mrd. Euro auf Großbritannien und rund 30 Mrd. Euro auf die USA. Unter den Top-10-Ländern, in denen Österreich veranlage befänden sich 8 Euro-Länder sowie Großbritannien und die Schweiz.
Negativ ist der Saldo mit Frankreich, Deutschland, Italien, den USA und Japan, während er mit den meisten osteuropäischen Ländern, aber auch Großbritannien oder China positiv ist.
Österreichische Staatsanleihen werden zu 75 Prozent im Ausland gehalten, innerhalb der großen EU-Länder vor allem in Deutschland und in Frankreich, während von österreichische Seite relativ wenige Anleihen aus diesen Staaten gehalten werden. In Ost- und Südosteuropa spielen vor allem Direktinvestitionen und Kredite bzw. Einlagen eine wichtige Rolle, Anleihen werden tendenziell eher weniger gehalten.
Haushalte sind am wenigsten direkt mit den Ausland vernetzt, sondern mehr über institutionelle Investoren wie Versicherungen, Fonds und Banken. Stark vernetzt mit dem Ausland sind auch nicht-finanzielle Unternehmen, bei denen im Ausland aktive und passive Direktinvestitionen dominieren, die sich annähernd ausgleichen.
Der Marktwert der Bundesanleihen ist im Verlauf der Krise gestiegen. Die Differenz zwischen Marktwert und Buchwert beziffert die OeNB mit rund 25 Mrd. Euro, bereinigt 5 Mrd. Euro an deutschen Anleihen könnte man sich somit zur österreichischen Nettovermögensposition rund 20 Mrd. Euro "dazudenken". Etwas an Gewicht gewonnen haben im Verlauf der Krise österreichische Staatsanleihen bei inländischen vor allem institutionellen Anlegern, die nun rund 25 Prozent halten.
Die Unternehmensanleihen haben sich innerhalb der letzten fünf bis sechs Jahre auf rund 65 Mrd. Euro mehr als verdoppelt. Mehr als die Hälfte des Volumens entfällt mit 38 Mrd. Euro auf rund 30 staatsnahe Betriebe wie etwa Asfinag, ÖBB oder BIG. Fast drei Viertel des Umlaufvermögens bzw. 28 Mrd. Euro der staatsnahen Betriebe werden im Ausland gehalten. Das Anleihenvolumen der rund 200 privaten Emittenten belief sich Ende Juni auf rund 27 Mrd. Euro. Haushalte veranlagten dabei vor allem in nicht-staatliche Firmen (4,4 Mrd. Euro) und mit weniger als einer halben Milliarde kaum in staatlich kontrollierte Unternehmen.
Der Wiener Börse bleiben die Anleger treu, trotz vergleichbar geringerer Renditen als in anderen Bereichen. Der ATX habe zwar den Anstieg vieler anderer Aktienmärkte nicht mitvollziehen können, so die OeNB. Seit 1995 habe sich das gesamte Umlaufvolumen zu Marktwerten aber fast vervierfacht. Ende Juni waren rund 50 Mrd. Euro in österreichische Aktien veranlagt, rund 10 Mrd. Euro im Euroraum und rund 17 Mrd. Euro im Nicht-Euroraum.
Rund 70 Prozent der gesamten Verpflichtungen im Ausland entfielen Ende Juni 2013 auf Fremdkapital, vor allem langfristige Schuldverschreibungen des Bundes (173 Mrd. Euro) und der Banken (117 Mrd. Euro) sowie auf das Einlagengeschäft (124 Mrd. Euro). Klein- und Mittelbetriebe weisen in Österreich - ausgenommen die Baubranche - generell einen höheren Verschuldungsgrad auf.
(Schluss) itz/sp
WEB http://www.oenb.at/

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