07.07.2014 10:55:00

OeNB: Banken brauchten 44 Milliarden Euro seit 2008 für faule Kredite

Die heimischen Banken haben seit Ausbruch der Finanzkrise im Jahr 2008 insgesamt 44 Milliarden Euro für die Abdeckung von faulen Krediten ausgeben müssen. Zwei Drittel ihres operativen Gewinns gingen bei Österreichs Finanzinstituten in den vergangen sechs Jahren für Kreditrisiken drauf. 2013 waren es sogar 88 Prozent, geht aus dem aktuellen OeNB-Finanzmarktstabilitätsbericht hervor.

Trotz der hohen Wertberichtigungen vor allem im Osten sowie der aktuellen Firmenwertabschreibungen auf Osttöchter ist für Notenbank-Gouverneur Ewald Nowotny das Engagement der österreichischen Banken in Osteuropa "insgesamt betriebswirtschaftlich eine Erfolgsstory". Zuletzt stammten die Gewinne freilich nur mehr aus zwei bis drei Staaten der Region, wie die Notenbank zu bedenken gibt. Einen Anlass, sich aus dem Osten zurückzuziehen, sieht sie nicht, sieht man von Einzelfällen ab.

Die OeNB mahnte die heimischen Banken generell aber zu einer "proaktiven Adressierung" von Risiken in Osteuropa. Für Nowotny ist die Region "kein einheitlicher Bereich". Tschechien, Polen und die Slowakei seien etwa nicht mit der Ukraine und Ungarn vergleichbar. Die Lage in Rumänien habe sich "deutlich verbessert", sagte der OeNB-Chef heute, Montag, bei der Präsentation des Berichts in Wien.

Ende letzter Woche hat die Erste Group wegen Kredit- und Firmenwertabschreibungen in Osteuropa (namentlich in Ungarn und Rumänien) für 2014 einen Verlust von bis zu 1,6 Mrd. Euro angekündigt. Die der UniCredit gehörende Bank Austria hat den Schnitt schon hinter sich: Sie hat schon in der Bilanz 2013 alle Ostbanken-Firmenwerte auf null abgeschrieben, die Bilanz 2013 schloss mit einem Rekordverlust von 1,6 Mrd. Euro. OeNB-Vizechef Andreas Ittner erinnerte die österreichischen Banken in Osteuropa, keine Fremdwährungskredite mehr zu vergeben und Kreditvergabestandards einzuhalten.

Die Nationalbank drängt in ihrem Bericht auf "eine weitere Stärkung der Nachhaltigkeit der Geschäftsmodelle österreichischer Banken". An der Spitze steht nach wie vor der Rat, die Eigenkapitallage zu verbessern. Zwar haben Kapitalerhöhungen und Risiko-Abbau 2013 die Lage verbessert; "dennoch sind die österreichischen Banken im internationalen Vergleich nach wie vor unterdurchschnittlich kapitalisiert", so Ittner. Der Kapitalisierungs-Abstand zwischen österreichischen Banken und vergleichbaren europäischen Banken habe "sich vergrößert".

Die Eigenmittelsituation sei allerdings ein "Wettbewerbsfaktor" und habe auch Auswirkungen auf die Refinanzierungskosten der Banken, unterstreichen die Notenbanker.

Die Nationalbank sieht auch Handlungsbedarf bei der Profitabilität. Österreich liegt im europäischen Vergleich vor Deutschland bei der Aufwand-Ertragsrelation der Banken an zweitschlechtester Stelle. Die Profitabilität der heimischen Banken war 2013 zum ersten Mal insgesamt negativ - vor allem wegen des Milliardenverlusts der Hypo Alpe Adria Bank. Laut Ittner ist Österreich in Europa "das Land mit den niedrigsten Margen". Für ein stabiles Bankensystem sei es aber notwendig, höhere Margen zu erzielen.

(Forts. mögl.) cri/rf/ivn

WEB http://www.oenb.at/

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