09.12.2015 15:16:00
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Aufschwung nach OeNB zu gering, um Arbeitsmarkt zu helfen
Die OeNB hat am Mittwoch ihre Konjunkturprognose für Österreich vom Juni trotz eingetrübten Wachstumsausblick der Weltwirtschaft bestätigt. "Dass die Wachstumsprognose für die 2016 und 2017 trotzdem unverändert gelassen wurde, liegt in erster Linie an den zusätzlichen Ausgaben im Zusammenhang mit dem Zustrom von Asylwerbern", schreibt die OeNB in ihrer Konjunkturprognose.
Für heuer wird ein Wachstum von 0,7 Prozent erwartet, für 2016 von 1,9 Prozent und für 2017 von 1,8 Prozent. Zum spürbaren BIP-Anstieg im Jahr 2016 in Österreich tragen die Steuerreform (plus 0,4 Prozentpunkte), Ausgaben für Flüchtlinge (plus 0,3 Prozentpunkte) und die Wohnbauinitiative (plus 0,1 Prozentpunkte) bei. Im Jahr 2017 sollen die genannten Sonderfaktoren dann nur mehr einen Wachstumsbeitrag von 0,4 Prozentpunkte liefern.
OeNB-Gouverneur und EZB Rat Ewald Notowny zeigte sich mit dem Anziehen der österreichischen Volkswirtschaft zufrieden. Kritik, die heimische Wirtschaft wäre "abgesandelt", sei mit der Realität nicht wirklich vereinbar, sagte Nowotny am Mittwoch. "Österreichs Wirtschaft wird in den Jahren 2016 und 2017 so stark wie jene des Euroraumes wachsen." Ohne Zusatzfaktoren wie Steuerreform, Flüchtlingsausgaben und Wohnbau läge das heimische Wirtschaftswachstum im kommenden Jahr mit 1,1 Prozent dennoch wieder unter dem Schnitt der Euroländer. Die Flüchtlinge in Österreich seien "wie ein Konjunkturprogramm mit hoher Konsumquote", meinte der Notenbank-Gouverneur.
Die angespannte Lage am Arbeitsmarkt wird sich im Jahr 2016 und 2017 in Österreich noch weiter zuspitzen. Die Arbeitslosenquote nach internationaler Definition soll von heuer 5,8 Prozent auf 6,1 im kommenden Jahr bzw. 6,3 Prozent im Jahr 2017 steigen. Neben der Aufnahme von Asylwerbern und sonstiger Migration spielt hier auch mit, dass Frauen und Ältere länger am Arbeitsmarkt bleiben (Stichwort: Pensionsreform). Durch den Zustrom von Asylwerben rechnet die OeNB für heuer mit 10.000 zusätzlichen Arbeitskräften und für die Jahre 2016 und 2017 mit jeweils zusätzlichen 30.000 Arbeitssuchenden. Die Demografie der einheimischen Bevölkerung lässt hingegen das jährliche Arbeitskräfteangebot jährlich um 15.000 Personen sinken.
Die ab 2016 geltende Steuerreform und die staatlichen Transferzahlungen für Flüchtlinge lassen die real verfügbaren Haushaltseinkommen steigen. Nach einem Rückgang der Haushaltseinkommen heuer von 0,4 Prozent sollen sie im kommenden Jahr um 2,8 Prozent steigen und im Jahr 2017 um 1,0 Prozent. Die steigenden Haushaltseinkommen lassen auch den privaten Konsum anspringen. Nachdem die Konsumausgaben der Privathaushalte sich im Jahr 2014 nur um 0,1 Prozent erhöhten und heuer um 0,2 Prozent steigen sollen, erwartet die Nationalbank im kommenden Jahr ein Plus von 1,6 Prozent und 1,4 Prozent im Jahr 2017 beim Privaten Konsum.
Die heimischen Exporte dürften in den kommenden Jahren wieder etwas stärker zulegen. Das Wachstum bleibt aber trotzdem auch mittelfristig auf Vorkrisenniveau. Der Exportzuwachs soll sich von 2,3 Prozent im Jahr 2015 bis auf 4,5 Prozent im Jahr 2017 erhöhen. "Im Vergleich zu früheren Aufschwungphasen fällt das Exportwachstum jedoch verhalten aus. Unternehmen weiten Ausrüstungsinvestitionen aus, Wohnbauinitiative stützt Bauinvestitionen", schreibt die OeNB in ihrer Konjunkturprognose.
"Die Schwäche des Wohnbaus überrascht angesichts des allgemein hohen Wohnraumbedarfs, der stark gestiegenen Immobilienpreise und der günstigen Finanzierungsbedingungen", erklärte OeNB-Chefvolkswirtin Doris Ritzberger-Grünwald. Die Wohnbauinitiative werde "wichtige Impulse" für die Wohnbauinvestitionen und den Arbeitsmarkt liefern.
Die Teuerung in Österreich soll in den kommenden zwei Jahren - von niedrigem Niveau aus - merklich steigen. Die Inflation gemessen mit dem harmonisierten Verbraucherpreisindex (HVPI) soll sich von 0,8 Prozent im Jahr 2015 auf 1,3 Prozent bzw. 1,7 Prozent in den Jahren 2016 und 2017 erhöhen. Die erwartete höhere Inflation ist laut OeNB vor allem auf einen Anstieg der Importpreise von Rohstoffen und importierten Waren zurückzuführen. Die Mehrwertsteuererhöhung im Rahmen der Steuerreform soll die Gesamtinflationsrate in den Jahren 2016 und 2017 kumuliert um 0,2 Prozentpunkte steigen lassen.
Die Staatsschulden werden nach Berechnungen der Notenbank heuer bei 84,9 Prozent liegen und im kommenden Jahr auf 83,3 Prozent und im Jahr 2017 auf 81,7 Prozent des nominellen Bruttoinlandsprodukts (BIP) sinken. Der Abbau der staatlichen "Bad Banks" soll den Staatsschuldenstand in den nächsten Jahren reduzieren. Noch nicht enthalten in den Rechnungen der Notenbank ist der bevorstehende Schuldenschnitt bei der Hypo-Alpe-Adria-Abbaufirma Heta.
(GRAFIK 1399-15, 88 x 100 mm) (Schluss) cri/rf
WEB http://www.oenb.at/
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