16.11.2016 14:40:00
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Obama drängt Europäer zum Schuldenschnitt für Griechenland
Von Christian Grimm
BERLIN/ATHEN (Dow Jones)-- In einer großen Abschiedsrede hat der scheidende US-Präsident Barack Obama die Gläubiger Griechenlands zu einem Schuldenschnitt gedrängt. Er werde die Gläubiger drängen, die nötigen Schritte zu unternehmen, "die notwendig sind, damit Griechenland einen nachhaltigen Wirtschaftsaufschwung nehmen kann", sagte Obama am Mittwoch in Athen.
Er warf den Europäern vor, zu wenig Herz mit dem seit Jahren schwer angeschlagenen Euro-Partner zu haben. "Die Welt erkennt nicht in vollem Umfang an, wie schmerzhaft diese Reformen waren und welche Opfer Griechenland bringen musste", erklärte der US-Präsident.
In seiner Rede würdigte er das große historische Erbe des Landes und die Erfindung der antiken Demokratie in den "steinigen Hügeln" Athens, was für viel Beifall sorgte.
Obamas Widerpart in puncto Schuldenerlass ist Bundesfinanzminister Wolfgang Schäuble (CDU). "Wer jetzt sagt, wir erlassen euch die Schulden, der leistet den Griechen einen Bärendienst", sagte Schäuble am Dienstagabend in Passau bei einer Veranstaltung der Passauer Neuen Presse. Das Euro-Mitglied benötige dringend weitere Reformen, um wettbewerbsfähig zu werden.
Ein Erlass von Verbindlichkeiten würde nach Meinung Schäubles den Anreiz zu weiteren Sparanstrengungen deutlich vermindern. "Wir helfen Griechenland", stellte er klar: Aber irgendwann müsse diese Hilfe auch zur "Hilfe zur Selbsthilfe" werden.
Neben den USA verlangt auch der Internationale Währungsfonds (IWF) die Senkung der griechischen Verbindlichkeiten, bevor weitere Kredite gewährt werden können.
Obama reist am Nachmittag weiter nach Deutschland. Bis Freitag wird er in Berlin bleiben und sich von Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) verabschieden. Obamas Werben für einen Schuldenerlass wurde in der deutschen Hauptstadt kühl aufgenommen. "Die Bundesregierung hat zur Kenntnis genommen", dass Präsident Obama auf die Bedeutung von Schuldenerleichterungen hingewiesen habe, erklärte Merkels Sprecher Steffen Seibert.
Die Staats- und Regierungschefs aus Italien, Frankreich, Spanien und Großbritannien werden am Freitag zu Obama und Merkel hinzustoßen.
Kontakt zum Autor: konjunktur.de@dowjones.com
DJG/chg/kla
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November 16, 2016 08:31 ET (13:31 GMT)
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