12.11.2014 15:10:00
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OPEC rüttelt nicht an Ölbedarfsprognose 2015 - Preise fallen weiter
Für 2014 ließ die OPEC zum zweiten Mal in Folge die Verbrauchsprognose unverändert - nach einer leichten Revision nach unten vor zwei Monaten. Für heuer geht sie laut neuem Monatsbericht von einem Bedarfsanstieg von knapp unter 1,2 Prozent oder 1,05 Mio. auf 91,2 Mio. Fass täglich aus.
Das Plus beim Ölangebot ist den Nicht-OPEC-Mitgliedern zuzuschreiben, die nach Einschätzung der Organisation ihre Produktion heuer im Tagesschnitt um 1,68 Mio. Fass täglich und 2015 um 1,24 Mio. Barrel/Tag Barrel steigern dürften; im Umkehrschluss sinkt die OPEC-Menge. Vor allem die USA, Kanada, Brasilien und China dürften nächstes Jahr mehr Öl anbieten, erwartet die OPEC.
Den Bedarf an OPEC-Öl schätzt die Organisation für heuer auf 29,5 Mio. Barrel/Tag (mb/d) und für 2015 im Schnitt auf 29,2 mb/d. Zuletzt produzierten die Mitgliedsstaaten laut Sekundärquellen im Oktober im Schnitt 30,25 mb/d und stellten damit 32,7 Prozent der Welt-Ölproduktion, ein Plus von 0,23 mb/d gegenüber der leicht nach oben revidierten September-Menge von 30,48 mb/d. Die gesamte globale Ölförderung lag dem Bericht zufolge im Oktober bei durchschnittlich 92,41 mb/d.
Die führende OPEC-Fördernation Saudi-Arabien, die rund ein Drittel der OPEC-Gesamtmenge stellt, brachte es im Oktober (laut Sekundärquellen) auf 9,60 Mio. Fass im Tagesschnitt. Der Irak förderte mit 3,23 mb/d ähnlich viel wie im Monat davor, gefolgt von Kuwait und den Vereinigten Arabischen Emiraten (VAE) mit jeweils 2,77 mb/d und dem Iran mit 2,74 mb/d.
Aus Libyen, wo auch die OMV tätig ist, wurde für Oktober die Fördermenge laut diesen Angaben auf bereits 842.000 Fass/Tag geschätzt - eine weitere Verbesserung nach 783.000 b/d im September und 579.000 b/d im August. Es war dies schon der vierte Monat in Folge mit einem Förderanstieg. Im Gesamtjahr 2013 hatte es Libyen freilich noch auf 928.000 Fass im Tagesschnitt gebracht, 2012 sogar auf 1,39 Mio. Fass.
Die Ölpreise setzten am Mittwoch ihre Talfahrt der Vortage fort. Zu Mittag kostete ein Barrel (159 Liter) der Nordseesorte Brent zur Lieferung im Dezember 81,22 US-Dollar, 45 Cent weniger als am Vortag. Seit Juni ist der Brent-Preis damit etwa 30 Prozent abgerutscht und erreichte zeitweise den tiefsten Stand seit vier Jahren. Der Preis für ein Fass der US-Sorte WTI fiel zuletzt um 68 Cent auf 77,26 Dollar.
Nach Einschätzung von Händlern werden die Ölpreise nach wie vor durch die Aussicht auf eine weiter hohe OPEC-Fördermenge belastet. Zuletzt hatte VAE-Energieminister Suhail Al Mazrouei gesagt, dass das Ölkartell nicht für das zu hohe Angebot auf dem Weltmarkt verantwortlich sei.
In den vergangenen Tagen gab es mehrere Hinweise, dass die OPEC ihre Fördermenge bei der Tagung am 27. November in Wien unverändert lässt. Jedoch wächst nach der rasanten Talfahrt der Ölpreise, für die auch eine Flut von Schieferöl aus den USA mitverantwortlich gemacht wird, der Druck auf die Mitgliedsstaaten. "Offensichtlich will der Markt im Vorfeld der OPEC-Sitzung die Schmerzgrenze des Kartells austesten", hieß es laut dpa-AFX in einer Einschätzung von Rohstoffexperten der Commerzbank.
"Die allgemeine Einschätzung ist, dass die OPEC keine Maßnahmen ergreifen wird", sagte Ric Spooner, Chef-Marktanalyst vom Brokerhaus CMC Markets, laut Reuters. "Und falls doch, dann nicht ausreichend genug, um einen größeren Einfluss auf die Preise zu haben."
Aus Sicht der Experten von JBC Energy könnte nur ein langfristiger Ausfall Libyens als Lieferant die aktuelle Talfahrt des Ölpreises stoppen. Demonstranten blockieren laut Reuters-Angaben von Mittwochmittag derzeit den libyschen Verladehafen Hariga. Auch das Ölfeld El Scharara blieb nach dem Angriff von Bewaffneten weiter geschlossen.
(Schluss) sp/ivn