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12.08.2015 12:48:00

OMV-Chef Seele: "Es gibt keine Aussicht auf schnelle Erholung"

Der OMV weht derzeit ein scharfer Wind entgegen: Der Ölpreis ist im Keller, es gibt hohe Überkapazitäten am Markt und die Produktion in Libyen und im Jemen steht still. Und daran wird sich vorerst auch nichts ändern. "Derzeit gibt es keine Aussicht auf schnelle Erholung", sagte der neue OMV-Chef Rainer Seele am Mittwoch bei der Präsentation der Halbjahreszahlen.

"In diesem schwierigen Umfeld brauchen wir Veränderung, brauchen wir Effizienzsteigerungen", sagte Seele. Der gesamte Vorstand arbeite an einer Neuausrichtung des Unternehmens. "Wir geben uns Zeit bis zum Jahresanfang 2016", dann werde man die neue Geschäftsstrategie vorstellen. Aber "es wird keine Revolution geben, die ist auch nicht notwendig", beruhigte der neue OMV-Chef.

Teil der neuen Strategie wird eine noch stärkere Kooperation mit dem russischen Gazprom-Konzern sein. Das Ziel sei eine Partnerschaft "von Sibirien bis mitten nach Europa", sagte Seele. Die Strategie sei eine Beteiligung an der Produktion in Russland, sicherer Transport nach Europa und Österreich mit Erhöhung der Erdgasmenge für Baumgarten. Das Projekt Nord Stream II - die OMV beteiligt sich am Ausbau der Ostsee-Pipeline - sei "ein durch und durch europäisches Projekt für die Versorgungssicherheit in ganz Europa", sagte Seele. "Für die OMV bedeutet das Engagement am Nord-Stream-Projekt auch die Absicherung der Lieferströme zum zentraleuropäischen Gasknotenpunkt Baumgarten."

Über die Sicherheit der Gaslieferungen aus Russland macht sich Seele keine Sorgen, "ich habe mehr Kopfzerbrechen, was das Gas aus Nordafrika betrifft als das Gas von Russland".

Was den OMV-Vorständen sehr wohl Kopfzerbrechen bereitet, ist die unsichere Lage in den arabischen Ländern. "Jemen und Libyen treffen die OMV hart", sagte Seele. "Beide Staaten sind wegen eskalierender Gewalt als Öl- und Gasproduzenten weitgehend ausgefallen. Für die OMV sprechen wir von rund 40.000 Barrel am Tag." Eine Änderung ist auch nicht in Sicht. "In Libyen und Jemen können wir wenig tun außer warten", sagte E&P-Vorstand Jaap Huijskes. Daher sei es wichtig, dass sich 85 Prozent der OMV-Produktion in politisch stabilen Regionen wie Österreich, Norwegen, Rumänien und Neuseeland befinden, so Seele.

Ob das künftige OMV-Förderland Russland zu diesen sicheren Regionen zählt, ließ Seele nicht durchblicken. Im Vergleich zu anderen Investitionsmöglichkeiten habe Russland jedoch die niedrigsten Akquisitionskosten für Reserven sowie sehr geringe Entwicklungs- und Produktionskosten, erklärte er am Rande der Präsentation. Was einen möglichen Asset-Tausch mit Gazprom angeht, hält er sich noch bedeckt, da befinde man sich noch in einem frühen Anfangsstadium und über mögliche russische Beteiligungen an der EconGas oder an der Gasbörse CEGH habe man mit Gazprom noch nicht einmal gesprochen. Jedenfalls spreche man nicht über Anteile am OMV-Konzern selbst.

Die für Anfang 2016 angekündigte neue Strategie wird ihren Fokus auf dem Gasgeschäft haben. Seele kritisierte in diesem Zusammenhang die europäische Energiepolitik mit sehr deutlichen Worten. "Der Traum einer klimafreundlichen Energiewende ist zu einem Albtraum geworden", sagte Seele. "Emissionsarme Gaskraftwerke werden abgeschaltet und umweltschädliche Kohlekraftwerke dagegen als Reservekapazitäten aktiviert und subventioniert. Das ist verkehrte Welt. Das ist doppelbödige Politik, das ist energie- und klimapolitischer Irrsinn."

Daran, dass Europa längerfristig einen zunehmenden Bedarf nach Gasimporten haben wird, zweifelt Seele nicht. "Wir werden für Europa neue Leitungsprojekte benötigen, um den Erdgasimport abzusichern", sagte Seele. Darum beteilige sich die OMV auch am Nord-Stream-Projekt. Im Süden seien Nabucco und South Stream gescheitert und es gebe noch viele Phantasien, Leitungen zu bauen - "Die Phantasien sollen andere ausleben", sagte Seele: "Die Nabucco ist tot", in ein solches Projekt werde sich die OMV nicht mehr hineinbewegen.

Die angekündigte Aufhebung der Sanktionen gegen den Iran sieht Seele als "große Opportunität" für die OMV. "Wir sind dort kein Newcomer. Wir haben uns in früheren Jahren im Iran engagiert, wir haben Wirtschaftsbeziehungen aufgebaut, wir kennen das Land, wir kennen die Geologie", darauf könne man aufsetzen. Allerdings bleibe der Iran riskant: "Wenn die Sanktionen fallen, heißt das nicht, dass der Iran ein stabiles Land wird."

Eine nachhaltige Steigerung der Produktion im Iran sei nur mit Milliarden-Investionen möglich. Allerdings fahre die Branche die Investitionen derzeit um 190 Mrd. Dollar zurück, weil der Ölpreis niedrig ist. "Die Rahmenbedingungen sind derzeit nicht gerade ideal, dass Sie in Ihre Aufsichtsräte gehen und sagen, ich will noch ein paar Milliarden im Iran investieren."

An iranisches Gas für Europa glaubt der neue OMV-Chef nicht. "Vergessen Sie's. Dass iranisches Gas schnell nach Europa kommt, sehe ich nicht." Es fehle die Infrastruktur, um iranisches Gas auf den europäischen Markt zu bringen. Wenn es eine Gasentwicklung im Iran gebe, dann werde dieses Gas für den eigenen Markt und für die Nachbarländer produziert werden.

(GRAFIK 0928-15, Format 88 x 73 mm) (Forts. mögl.) ivn/sp

ISIN AT0000743059 WEB http://www.omv.com

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