06.06.2014 14:10:00
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Nowotny: Sparzinsen nicht negativ, nach Stresstests mehr Kredite
Österreichs Banker hatten sich bereits gestern bemüht, zu beruhigen, die Kunden würden sicher nicht mit nominellen negativen Zinsen konfrontiert. Einlagen der privaten Sparer bei den Banken seien nicht betroffen, das hätten die Banken in Österreich und Deutschland klar erklärt, sagte auch Nowotny am Freitag. Die Einlagenzinssätze seien nicht hoch, aber nicht negativ. Nowotny bekräftigte, dass zwischen 1949 und 2014 in fast 60 Prozent der Zeit der reale Zins am Sparbuch negativ gewesen sei.
Ob sich die Banken durch die neuen Strafzinsen zur Kreditvergabe zwingen lassen werden, gilt in der Bankenbranche als umstritten. Nowotny sieht in den gestrigen geldpolitischen Entscheidungen der EZB eine gewisse historische Dimension, die Negativzinsen seien als ein Teil des Gesamtpakets zu sehen.
In Europa sei die Kreditvergabe an die reale Wirtschaft nach wie vor schwach, bei Unternehmenskrediten sogar rückläufig. "Das ist natürlich ein massives Hemmnis für einen Konjunkturaufschwung". Das sei vor allem ein Problem der Peripherieländer - also der südlichen Euroländer. Bei Unternehmenskrediten gab es aber auch in Österreich im letzten Quartal leichte Rückgänge bei Firmenkrediten.
Der österreichische Nationalbankgouverneur räumte ein, dass die Banken in Europa während der Bilanzchecks und Stresstests durch EZB und europäische Bankenaufsicht alle etwas zurückhaltend seien. Er gehe davon aus, dass es nach dem Stresstest doch wieder zu reiner stärkeren Kreditentwicklung kommt". Das wolle die EZB mit ihrem Maßnahmenpaket unterstützen. Zu dem Paket gehört auch ein 400 Mrd. Euro schweres Kreditprogramm für Banken ab Herbst, das "ein sehr gut überlegtes Experiment" sei.
"Wir haben Finanzierungsfenster geöffnet, wir sind uns bewusst, dass die Verfügbarkeit von Finanzierung nur ein Element ist." Was die EZB auf der geldpolitischen Seite machen konnte, habe sie gemacht. Nun sei auch die Finanz- und Strukturpolitik an der Reihe. Nowotny bleibt beim Zitat des Ökonomen Keynes: "Man kann die Pferde zur Tränke führen, saufen müssen sie selber." Die OeNB-Chefökonomin Doris Ritzberger-Grünwald präzisierte: "Es geht vor allem daran, die Pferde in den südeuropäischen Ländern zur Tränke zu führen", also um die ehemaligen Programmländer (Euro-Krisenländer, Anm.). Dort gebe es tatsächlich das Problem, dass es überhaupt keine Kredite gebe oder Kredite nicht die Richtigen erreichten.
(Grafik 0702-14, Format 88 x 90 mm) (Schluss) rf/cri
WEB http://www.oenb.at/
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