29.08.2013 11:31:00
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Geldmärkte beginnen laut Nowotny wieder zu funktionieren
Die Liquiditätshaltung sei bei allen volkswirtschaftlichen Akteuren zu einer zentralen Frage geworden, sagte Nowotny. "Die Unternehmen haben aus der Krise gelernt, dass sie den Banken nicht voll trauen können", so Notenbanker. Sie hätten gelernt, dass die Liquiditätsfrage wesentlich in einer Krise sei. "Verluste kann man eine zeitlang durchhalten. Ohne Liquidität bin ich aber weg, das ist das zentrale Thema". Deshalb werde es wahrscheinlich bei Unternehmen zu einer dauerhaft höheren Liquiditätshaltung kommen, wahrscheinlich auch im Bereich der Staaten.
Der deutsche Ökonom Manfred Neumann, der mit Nowotny das Podium teilte, meinte, die Notenbanken hätten mit ihren Krisenmaßnahmen die Geldmärkte weitgehend außer Funktion gesetzt. Die EZB sei dabei, die EU-Verfassung zu verbiegen, die Latten der akzeptierten Sicherheiten seien herabgesetzt worden, das Notenbankensystem lasse zu, dass sich die Banken bei ihm verschulden. Die EZB sorge nicht dafür, dass das Bankensystem stabiler werde. "Wir haben derzeit eine untragbare Zinssituation in Europa: jeder, der eine Lebensversicherung hat, weiß, dass er weniger herausbekommen wird, als er eingezahlt hat", sagte Neumann. Ein weiterer Vorwurf von Neumann: Die EZB mache Fiskalpolitik mit anderen Mitteln, mache Dinge, wo sie eigentlich kein Recht habe, statt sich auf Geld- und Währungspolitik zu konzentrieren.
Nowotny entgegnete, dass die EZB die unabhängigste Notenbank der Welt sei und es auch so bleiben sollte. Es sei weiters ein großes Verdienst der Notenbanken gewesen, auf die massive Finanzkrise richtig reagiert zu haben. Die Zentralbanken hätte beweisen, dass sie aus der Geschichte gelernt hätte, nämlich dass die Fehler der 30er Jahre nicht wiederholt werden dürften. Die Reaktionen der US-Notenbank Fed oder der Schweizer Nationalbank (SNB) und der EZB seien aber unterschiedlich ausgefallen. Die EZB habe am vorsichtigsten und primär über den Bankensektor agiert, indem sie Dreijahreskredite in unbeschränkter Höhe gegeben habe. Die Fed hätte mit Ankäufen von Staats- und Hypothekenpapieren gearbeitet, die Schweiz eine Wechselkursbremse für den Franken eingezogen. "Jedes Instrument hat Nebenwirkungen", ergänzte Nowotny.
Hätte die EZB das nicht gemacht, wäre es zu einem Zerfall der Eurozone gekommen, es hätte in Deutschland und anderen Staaten eine massive Aufwertung gegeben mit einer massiven Problematik für die Exportwirtschaft, Deflationstendenzen und wahrscheinlich wäre die Deutsche Bundesbank und Schweizer Nationalbank gezwungen geworden, zu intervenieren. Die Sozialkosten wären sehr hoch gewesen.
(Schluss) ggr/cri/rf
WEB http://www.oenb.at/

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