Beim möglichen breiten Ankauf von Staatsanleihen spricht er sich für eine rasche Entscheidung der Europäischen Zentralbank aus. Es wäre sinnvoll, "eher früher als später zu einer Entscheidung zu kommen", sagte er dem "Standard".

"Es gibt alle möglichen Spekulationen an den Märkten, und ich glaube, eine Notenbank sollte möglichst rasch Klarheit über ihre Strategie geben", so Nowotny auf die Frage, ob er schon kommende Woche mit einer Entscheidung zu Bondkäufen (quantitative easing) rechnet.

Die Zentralbank könnte den Anleihenkauf bereits bei ihrer geldpolitischen Sitzung kommende Woche beschließen.

Deutschland lehnt die Staatsanleihenkäufe ab, EZB-Präsident Mario Draghi hatte bereits angedeutet, ein solches Programm auflegen zu wollen. Laut Nowotny "laufen die Gespräche derzeit noch".

Ziel der Bondkäufe wäre die Bekämpfung eines breiten Preisverfalls. Aus der Sicht Nowotnys lässt sich eine Teuerung "viel leichter bekämpfen als eine Deflation", eine Zentralbank habe einen viel begrenzteren Spielraum. "Darum ist es auch so wichtig, eine Deflation gar nicht erst zuzulassen", so Nowoty zum "Standard" (Online-Ausgabe, Dienstag).

Die EZB peilt eine Teuerungsrate von knapp 2 Prozent an. Zuletzt, im Dezember, sind die Preise in der Eurozone aber um 0,2 Prozent gesunken. Ein breiter Preisrückgang ist für Nowotny "problematisch". In Europa würde "eine Phase einer langen Stagnation zu einer massiven Erhöhung der Arbeitslosigkeit führen. Wir leiden jetzt schon sehr", wird der Notenbanker zitiert.

Geldpolitik sei zwar ein "schwacher Hebel" im Kampf gegen die Deflation, aber es sei "sinnvoll, geldpolitisch etwas zu machen". Im Gegensatz zu den anderen großen Notenbanken schrumpfe die Bilanz der EZB derzeit, weil die Geschäftsbanken ihre Kredite an die Notenbank tendenziell eher zurückzahlten. "Wenn die Zentralbank also nichts unternimmt, käme dies de facto einer restriktiven Geldpolitik gleich. Wir sollten zumindest neutrale Effekte erzielen", so der Chef der Oesterreichischen Nationalbank (OeNB).

(Schluss) snu/pro

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