06.01.2014 09:02:31
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Niedrige Inflation bleibt Sorgenkind der EZB
In dieser Woche gibt es mehrere Daten, die für die EZB vor diesem Hintergrund von erhöhtem Interesse sind: Am Montag legt das Statistische Bundesamt seine Inflationsschätzung für Deutschland vor, am Dienstag folgt Eurostat mit den Daten für Europa.
Mit Blick auf Deutschland ist der Hinweis der Bundesbank interessant, dass die Jahresrate des Harmonisierten Verbraucherpreisindex (HVPI) deutlich zurückgehen könnte. Grund ist, dass beim Teilindex für die Beherbergungen wegen einer neuberechneten Komponente erstmals seit Januar der verzerrende Vorjahresvergleich aus der Jahresrate herausfällt, der die Teuerung im nun zu Ende gehenden Jahr mal mehr, mal weniger nach oben verzerrt hat. Im November waren es immerhin 0,6 Prozentpunkte.
Fällt dieser Effekt weg, womit zumindest die Bundesbank rechnet, würde die HVPI-Inflation in Deutschland von 1,6 auf noch 1,0 Prozent sinken. Nach Einschätzung von Commerzbank-Volkswirt Christoph Weil würde das die Teuerung im gesamten Euroraum für sich genommen um 0,2 Prozentpunkte drücken.
Weil sieht aber auch Aufwärtsrisiken für die Inflation, und zwar aus Italien, wo die im Oktober wirksam gewordene Mehrwertsteuererhöhung um zwei Prozentpunkte bisher noch keine Spuren in den Verbraucherpreisen hinterlassen hat. Die Mehrheit der Volkswirte rechnet jedoch mit einem weiteren Inflationsrückgang. In Spanien verharrte die Inflation auf dem äußerst niedrigen Niveau von 0,3 Prozent.
Ökonom Uwe Dürkop von der Landesbank Berlin nimmt an, dass sich die Preisbewegungen in Deutschland und Italien mehr oder weniger neutralisieren werden. Er rechnet deshalb damit, dass die Euroraum-Teuerung im Dezember bei 0,9 Prozent bleiben wird.
Für die EZB, die eine Inflationsrate von knapp zwei Prozent anstrebt, ist das keine wirklich gute Nachricht. Zwar orientiert sich ihre Politik an den mittelfristigen Inflationsaussichten, doch hängen die stark von den Inflationserwartungen ab. Und liegt die kurzfristige Inflation über längere Zeit bei einem Prozent, kann das die Erwartungen entsprechend beeinflussen.
Die Zentralbank wird zwar nicht müde zu betonen, dass das bisher nicht der Fall ist. Aber ihre eigenen Experten rechnen für 2014 und 2015 nur noch mit Inflationsraten von 1,1 und 1,3 Prozent, was Präsident Mario Draghi freundlich mit "on the low side of 2 percent" umschreibt. Zudem entsprechen diese ohnehin schon niedrigen Werte nur "grob" dem Inflationsszenario der EZB, wie Draghi nach der jüngsten zinspolitischen Sitzung kryptisch andeutete.
Nicht nur das deutet darauf hin, dass Draghi bei der nächsten Ratssitzung sein Mantra aufgeben könnte, dass die "Risiken für die Preisstabilität weitgehend ausgeglichen" sind. Bei seiner vierteljährlichen Anhörung vor dem Wirtschafts- und Währungsausschuss des Europaparlaments hat Draghi diese Textpassage kürzlich gleich ganz weggelassen - ein absolutes Novum.
Warum er das getan hat, wollte die EZB auf Anfrage nicht verraten. Ein Sprecher sagte lediglich: "Die Tatsache, dass dieser Satz nicht enthalten war, bedeutet nicht, dass sich die Einschätzung der EZB geändert hat." Aber was nicht ist, kann ja noch werden.
Unterdessen hat sich das Geldmengenwachstum in der Eurozone im November wieder etwas beschleunigt, die Kreditvergabe an den Privatsektor sank aber noch stärker als im Vormonat. Wie die EZB mitteilte, stieg das Geldmengenaggregat M3 gegenüber dem Vorjahresmonat um 1,5 Prozent. Im Oktober war die Rate überraschend auf 1,4 Prozent gefallen, was als Anzeichen für einen weiter sinkenden Inflationsdruck gewertet worden war. Volkswirte hatten erwartet, dass die Rate im November bei 1,4 Prozent verharren würde.
Dow Jones
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