Neuer griechischer Notenbankchef zweifelt am EZB-Kreditprogramm

   Von Nektaria Stamouli, Donnerstag

   ATHEN-Griechenlands designierter Zentralbankchef, Yannis Stournaras, hat das neue Bankenkreditprogramm der Europäischen Zentralbank in Frage gestellt. Es dürfte den schwächeren Volkswirtschaften im krisengeschüttelten Südeuropa kaum nützen, weil Banken in diesen Ländern nicht genug Kapital hätten, um Rücklagen für neue Kredite bei der EZB zu bilden.

   "Ein potenzieller Mangel an Sicherheiten könnte die Nützlichkeit dieser Maßnahme für die Peripherie begrenzen", sagte Stournaras auf einer Konferenz. "Es wäre von Vorteil, wenn man diesem Problem Aufmerksamkeit schenken würde."

   Anfang Juni hatte die EZB eine Reihe neuer geldpolitischer Anreize vorgestellt, um die Konjunktur und die niedrige Inflationsrate in der Eurozone anzutreiben. So legt die Europäische Zentralbank jetzt Banken-Refinanzierungsgeschäfte mit vier Jahren Laufzeit auf. Ab sofort brauchen Banken auch weniger Zinsen für Wochenkredite und kurzfristige Notkredite bei der EZB zu zahlen. Zugleich drohen ihnen Strafzinsen, wenn sie Geld bei der EZB als Guthaben parken wollen. Noch nie hat eine große Zentralbank negative Einlagenzinsen eingeführt.

   Stournaras, der in den vergangenen zwei Jahren der griechische Finanzminister war, wird den bisherigen Zentralbankgouverneur George Provopoulos ersetzen, dessen sechsjährige Amtszeit am Freitag endet. Als neuer Chef der griechischen Zentralbank wird Stournaras auch im EZB-Rat sitzen, dem obersten Beschlussorgan der europäischen Währungshüter.

   EZB ebnet den Weg für Anleihekäufe

   Der Vizepräsident der EZB, Vítor Constâncio, hatte zuvor gesagt, dass die Europäische Zentralbank bereit sei, nach dem Vorbild anderer großer Zentralbanken bald im großen Stil Wertpapiere zu kaufen. Das würde die Geldmenge erhöhen und, so hofft die EZB, eine lang anhaltende und exzessiv niedrige Inflationsrate verhindern.

   "Die EZB steht bereit, zusätzliche unkonventionelle Instrumente einzusetzen, sollte sich die Wahrscheinlichkeit dieses Szenarios [einer anhaltenden Niedriginflation] erhöhen. Die geldpolitische Antwort würde ein Anleihe-Kaufprogramm auf breiter Basis beinhalten", sagte Constâncio in einer vorbereiteten Rede auf derselben Konferenz.

   Seine Bemerkungen ähneln denen anderer EZB-Vertreter, die in den vergangenen Tagen ebenfalls den Handlungswillen der Zentralbank bekräftigt haben.

   Kontakt zum Autor: konjunktur.de@dowjones.com

   DJG/WSJ/smh

   (END) Dow Jones Newswires

   June 20, 2014 00:15 ET (04:15 GMT)

   Copyright (c) 2014 Dow Jones & Company, Inc.- - 12 15 AM EDT 06-20-14