12.08.2013 14:24:31

Nachrichtendienst der Dt. Börse ruft US-Ermittler auf den Plan

   Von Brody Mullins und Scott Patterson

   Die Deutsche Börse gerät wegen ihrer Nachrichtendienst-Tochter "Need To Know News" in die Kritik. Journalisten des Dienstes sollen mehrfach um Sekundenbruchteile Sperrfristen für potenziell marktbewegende Daten und Informationen gebrochen haben. Deren Kunden wiederum machten dadurch offenbar satte Gewinne, indem sie im Hochfrequenzhandel ganz knapp die Nase vorn hatten.

   US-Behörden wie die Securities and Exchange Commission (SEC) und die Bundespolizei FBI untersuchen seit längerem offensichtliche Informationslecks, ohne dass es bislang zu eindeutigen Ergebnissen gekommen ist. Dabei taucht immer wieder Need To Know News als ein Dienst auf, der sich wachsenden Zweifeln bei der Datenweitergabe ausgesetzt sieht.

   Ausgangspunkt ist dabei die Bekanntgabe von relevanten Daten durch US-Statistikbehörden unter Embargo. So lädt zum Beispiel das Arbeitsministeriums mehrmals im Monat Reporter ein, in einem abgeschotteten Raum mit 30 Minuten Vorlauf einen Blick auf Konjunkturdaten wie jene zum US-Arbeitsmarkt zu werfen, diese nachrichtlich aufzubereiten und dann zeitgleich zu einer exakt vorgegebenen Uhrzeit an ihre Kunden zu senden. "Lockup" heißt das Prozedere in Fachkreisen, an dem neben anderen Finanznachrichtenagenturen wie Reuters, Bloomberg auch Dow Jones Newswires von News Corp teilnimmt, dem Herausgeber von The Wall Street Journal und dieses Nachrichtendienstes.

   Dabei sticht seit längerem eine Organisation hervor: Need to Know News. Einst gegründet von einer Investmentfirma geht es ihr nicht um Nachrichtentexte. Ihre zentrale Zielsetzung ist es, Daten direkt aus dem Herzen der US-Regierung über Hochfrequenzleitungen in maschinenlesbarer Form an Finanzfirmen zu schicken. Dabei zählen Sekundenbruchteile. Bis zu 375.000 US-Dollar pro Jahr lassen sich manche Institute den Informationsvorsprung kosten.

   US-Behörden räumen Journalisten bereits seit Jahrzehnten zusätzliche Zeit mit der Sperrfrist ein, um die komplexen Daten verarbeiten und Artikel für eine breite Öffentlichkeit schreiben zu können. Mit der Aufnahme einer rein auf Computeralgorithmen ausgerichteten Organisation wie Need To Know News in diesen Journalistenkreis wurde das einst äußerst sinnvoll erscheinende Arrangement auf den Kopf gestellt.

   Die Akkreditierung dieses Dienstes ist unter den äußerst lockeren Regeln des Washingtoner Pressekorps sicherlich legitim, denn nicht das Ministerium entscheidet darüber, sondern ein Journalistengremium. Gleichzeitig wirkt es aber wie ein gutes Beispiel dafür, wie sich Finanzprofis im Zeitalter von Internetgeschwindigkeit und Algorithmen einen Vorteil verschaffen. Sie sichern sich vielfach einen knappen Zeitvorsprung - sogar bei Informationen der US-Regierung. Gewöhnliche Investoren haben dabei nur zu oft das Nachsehen.

   Diese Fragen der Fairness haben inzwischen die US-Regierung auf den Plan gerufen. Ihr Verdacht: Marktbewegende Daten sickern oft Sekundenbruchteile zu früh heraus. Deswegen hinterfragen sie kritisch, ob das derzeitige System überhaupt noch funktioniert. Diese Verdachtsmomente spielen auch eine wichtige Rolle in einer schon lange laufenden Ermittlung des FBI, das eine breite Palette von Nachrichtendiensten unter die Lupe nimmt.

   Need To Know News steht dabei im Zentrum. Bereits 2011 beschlagnahmte die US-Börsenaufsicht SEC Festplatten von Reportern des Dienstes. Im gleichen Jahr installierte das FBI eine versteckte Kamera in einem Presseraum des Arbeitsministeriums. Vergangenes Jahr verbannte das Arbeitsministerium in einem ungewöhnlichen Schritt die Reporter von Need To Know News denn auch aus seinen "Lockups". Doch die Organisation behielt in anderen US-Behörden und ausländischen Regierungen ihren Fuß in der Tür und gelangt weiterhin an marktsensible Daten.

   Die Deutsche Börse, zu der Need To Know News seit 2009 gehört, will sich zu den Schritten von FBI und SEC nicht äußern. Das DAX-Unternehmen betreibt nach eigenen Aussagen seine Finanznachrichten- und andere Marktdatengeschäfte streng in Einklang mit den vorliegenden Gesetzen, Regulierungen und anderen Verhaltenskodizes. "Wir sind bestrebt, gute und angemessene Verbindungen zu Regierungs- und Aufsichtsbehörden aufrechtzuerhalten", bekräftigte die Deutsche Börse. Die Organisation arbeite voll und ganz mit den Ermittlern der Regierung zusammen.

   Den vollständigen Text finden Sie auf wsj.de unter

   www.wsj.de/article/SB10001424127887323585604579008353066924132.html

   Kontakt zu den Autoren: unternehmen.de@dowjones.com

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   August 12, 2013 07:53 ET (11:53 GMT)

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