Gewinneinbruch 15.11.2016 12:28:40

Nach Brexit-Votum: Pfund-Schwäche hält Easyjet fest im Griff

Der Absturz der britischen Währung ließ den Gewinn der Fluglinie im Ende September abgelaufenen Geschäftsjahr um 22 Prozent auf 427 Millionen Pfund (496 Mio Euro) nach unten sacken. Auch im neuen Geschäftsjahr werde das schwache Pfund den Gewinn deutlich belasten, warnte Unternehmenschefin Carolyn McCall am Dienstag. Sie versucht die Fluglinie für die Zeit nach dem Brexit zu rüsten und gibt sich kampfesmutig: "Starke Fluggesellschaften werden in solchen Zeiten stärker, schwache werden schwächer."

Der seit Monaten gebeutelten Easyjet-Aktie verschafften die Neuigkeiten etwas Erholung. Bis zum späten Vormittag gewannen die Papiere an der Londoner Börse gut drei Prozent an Wert auf 1066,00 britische Pence. Damit waren sie jedoch immer noch rund 39 Prozent weniger wert als zu Jahresbeginn. Die Aktionäre sollen jetzt nicht noch stärker leiden. Die Hälfte des Überschusses will Easyjet wie geplant als Dividende ausschütten. Mit 53,8 Pence soll sie nur 1,4 Pence niedriger ausfallen als ein Jahr zuvor.

Im abgelaufenen Geschäftsjahr hinterließen der Wertverlust des Pfunds und die Terroranschläge in Europa merkliche Spuren in den Easyjet-Zahlen. Während die Zahl der Fluggäste um 6,6 Prozent auf den Rekordwert von 73 Millionen stieg, ging der Umsatz um 0,4 Prozent auf 4,67 Milliarden Pfund zurück. Dabei wirkte sich der branchenweite Verfall der Ticketpreise aus. Angesichts billigen Treibstoffs und der Verunsicherung vieler Kunden nach den Terroranschlägen in Paris, Brüssel, Nizza und Istanbul hatten viele Airlines die Reisenden mit günstigeren Ticketangeboten in ihre Flieger gelockt.

Bei Easyjet trieb das schwache Pfund die Kosten unterdessen um 112 Millionen Pfund nach oben. Wie andere Airlines muss der Billigflieger seinen Treibstoff und die Flugzeuge in US-Dollar bezahlen. Viele andere Ausgaben fallen in Euro an. Für 2017 erwartet die Easyjet-Führung, dass die Währungskurse das Ergebnis mit zusätzlichen 90 Millionen Pfund belasten. Das Management will nun die Abläufe des Billigfliegers straffen und kündigte deutliche Einsparungen an. Einen Zeitplan dafür gebe es aber noch nicht, sagte Finanzchef Andrew Findlay.

Unterdessen will sich McCall nicht darauf verlassen, dass die britische Regierung bei den Brexit-Verhandlungen das Beste für die heimischen Fluggesellschaften herausholt. Um beim geplanten EU-Austritt auch nicht teilweise vom Luftverkehrs-Binnenmarkt ausgeschlossen zu werden, bemüht sich Easyjet um eine eigene Fluglizenz in einem anderen EU-Staat. Wo das Unternehmen seinen EU-Ableger stationieren will, konnte McCall aber nach eigenem Bekunden noch nicht sagen.

Der EU-Austritt Großbritanniens bereitet auch der irischen Easyjet-Rivalin Ryanair Sorgen. Europas größter Billigflieger aus Dublin erzielte zuletzt mehr als ein Viertel seiner Einnahmen in dem Land und baut sein Flugangebot jetzt verstärkt auf dem europäischen Festland aus.

Vom Antritt Ryanairs an Deutschlands größtem Flughafen in Frankfurt will sich McCall allerdings nicht beeinflussen lassen. "Im Moment haben wir vieles im Blick, aber wir planen nicht, Flugzeuge in Frankfurt zu stationieren", sagte sie. Mit dem Gedanken hat Easyjet allerdings offenbar schon gespielt: "Wir hatten über die Jahre hinweg viele Gespräche mit Frankfurt".

Ryanair hatte vor zwei Wochen überraschend angekündigt, ab Ende März zwei Flugzeuge in Frankfurt zu stationieren. Das Flugangebot, das zunächst vier Ziele in Spanien und Portugal umfasst, soll aber zum folgenden Winter deutlich wachsen. Die Konditionen, mit denen der Flughafenbetreiber Fraport Ryanair und andere neue Fluggesellschaften ködern will, hatten in der Branche allerdings für heftige Proteste gesorgt.

LUTON (dpa-AFX)

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