Nach Amerika-Desaster 18.08.2014 20:44:31

Stahlmanager von ThyssenKrupp schaut wieder ins Ausland

"Wir müssen eine Strategie entwickeln, an welchen Orten wir präsent sein müssen", sagte Herbert Eichelkraut am Freitag vor Journalisten in Duisburg. Das sei "nicht zu leugnen", wenngleich ThyssenKrupp nach der versuchten Amerika-Expansion vorsichtig sei.

Angesprochen auf mögliche Wachstumschancen in China sagte Eichelkraut: "Wir verfolgen sehr genau die Entwicklung." Er könne "keinen Zeitpunkt" und "kein Modell" nennen für ein Engagement im Ausland. Eichelkraut bestätigte aber, dass unter anderem Übernahmen und Joint-Ventures zu den grundsätzlichen Möglichkeiten gehören.

Bislang ist die Auslandsbilanz von ThyssenKrupps Stahlsparte verheerend: Der Konzern hatte mehr als 12 Milliarden Euro in Stahlwerke in Brasilien und den USA investiert. Einen Großteil des Betrags schrieb ThyssenKrupp angesichts von technischen und wirtschaftlichen Schwierigkeiten ab. Das Stahlwerk im US-Staat Alabama hat ThyssenKrupp zu Beginn dieses Jahres zum Preis von 1,55 Milliarden Euro an die Konkurrenten ArcelorMittal und Nippon Steel verkauft. Die Produktionsstätte in Brasilien aber ist noch immer zu 73 Prozent im Eigentum des Konzerns.

Eichelkraut wies am Freitag darauf hin, dass ThyssenKrupp auch in China Stahl-Geschäfte betreibt. Ein Joint-Venture, das dem deutschen Konzern zu 50 Prozent gehört, stellt dort Feinbleche für die in China schnell wachsende Automobilindustrie her.

ThyssenKrupp-Manager Eichelkraut plant indes auch mit Wachstum in Europa. Er rechne mit jährlich rund zwei Prozent Produktionssteigerung in der Automobilindustrie, sagte der Produktionsvorstand. Dies gelte schon allein, weil europäische Hersteller einen Teil der Fahrzeuge für den asiatischen Markt in der Heimat produzierten.

Die Lage der Stahlsparte von ThyssenKrupp hat sich jüngst erheblich verbessert. Im Zeitraum zwischen April und Juni erwirtschaftete der Konzernteil vor Steuern und Zinsen sowie bereinigt um Sondereffekte (bereinigtes EBIT) einen Gewinn von 103 Millionen Euro. Noch ein Jahr zuvor hatte die Sparte operativ nur 62 Millionen Euro verdient. Die Unternehmensverantwortlichen sind mittlerweile auch für den Gesamtkonzern vergleichsweise optimistisch: Sie verbesserten in der vergangenen Woche die Prognose für das im September endende Geschäftsjahr. ThyssenKrupp dürfte demnach zum ersten Mal seit drei Jahren unter dem Strich mindestens ein ausgeglichenes Ergebnis erzielen.

Schon im Mai hatte ThyssenKrupp-Aufsichtsratschef Ulrich Lehner allerdings noch weit deutlichere Verbesserungen angemahnt. Cash-Flow und Ergebnis hätten sich zwar deutlich verbessert, reichten aber "noch nicht aus, um langfristig erfolgreich zu sein", ließ er sich von der Mitarbeiterzeitschrift des Konzerns zitieren. Und weiter: "Dazu fehlt dem Konzern noch eine Milliarde Euro mehr an Ergebnis." Für das im September endende Geschäftsjahr hat ThyssenKrupp in der vergangenen Woche ein bereinigtes EBIT von etwas mehr als einer Milliarde Euro in Aussicht gestellt. Dazu soll ein "Impact" genanntes Sparprogramm beitragen, mit dem ThyssenKrupp bis zum Ende des nächsten Geschäftsjahres die Kosten um 2,3 Milliarden Euro senken will.

Das "Handelsblatt" berichtete am Montag unter Berufung auf das "Konzernumfeld" auch von Plänen für einen Verkauf des Geschäfts mit "Fahrgasttreppen" und der U-Boot-Sparte. Dies werde aber noch einige Jahre dauern, zitierte die Zeitung eine ungenannte Quelle. Über einen Verkauf von Teilen des Aufzugsgeschäfts war in den vergangenen Monaten mehrfach spekuliert worden. ThyssenKrupp-Finanzvorstand Guido Kerkhoff aber erteilte zumindest einem Komplettverkauf der Sparte in der vergangenen Woche ein Absage. Am Montag bezeichnete eine ThyssenKrupp-Sprecherin den Bericht über die Verkaufspläne als Marktspekulationen, die das Unternehmen nicht kommentiere.

Kontakt zum Autor: hendrik.varnholt@wsj.com

DJG/hev/sha

Von Hendrik Varnholt

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