Aufarbeitung dauert Jahre |
01.07.2013 12:43:00
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Schiefer zu Alpine-Pleite: "Fatales Desaster hat immer mehrere Gründe"
Schiefer sagte, die Struktur der Alpine sei so verwoben gewesen, dass man "einzelne kranke Teile" gar nicht herauslösen habe können im Zuge der Rettungsversuche im April, als man noch eine 400-Millionen-Euro-Spritze bekommen hatte. "Es ist alles über Haftungen vernetzt gewesen. Es war nur alles oder nichts zu retten."
Noch am 17. Juni habe es dann für eine neuerliche Rettung gut ausgeschaut. Banken hätten noch einmal 160 Millionen Euro zugesagt, die Garantien am Tag darauf ausgestellt. Nur dann kam die zugehörige Geldspritze - 200 Millionen Euro - aus Spanien nicht. "Die Spanier haben über Jahre Hunderte Millionen Euro investiert. Dann konnten sie nicht mehr - das Ergebnis sehen wir", so Schiefer. "Schließlich haben wir die Lieferanten nicht mehr bezahlen können", so Schiefer. Die Aufarbeitung des "fatalen Desasters" werde mehrere Jahre dauern. "Im Management hat es Kontrollversagen, Selbstüberschätzung" gegeben"
Nun sei es wichtig, dass die Baustellen möglichst schnell weiterlaufen würden. Es sei realistisch, "in den nächsten Wochen, 60, 70 Prozent" der Alpine-Arbeiter weiterzubeschäftigen. Bei Großprojekten "appelliere ich an die großen Auftraggeber, die Nachfolgeunternehmen die Aufträge abarbeiten zu lassen", so Schiefer. Er hoffte, es werde nicht allzu viele Zulieferfirmen treffen.
Insgesamt sei er aber "zu kurz im Unternehmen gewesen", sagte Schiefer.
Der ehemalige Böhler-Uddeholm-Chef Raidl sagte, "die Alpine ist nicht pleitegegangen, weil sie zu wenige Aufträge hatte, sondern offensichtlich schwere Managementfehler passiert sind." Bezüglich einer Anleihe der Alpine Holding in Höhe von 100 Millionen Euro, die 2012 begeben worden war, sagte Raidl: "Da wird es sicher noch Probleme geben. Für beteiligte Banken und die Firma selbst."
Er sprach sich gegen ein Konjunkturpaket für die "überdimensionierte Bauwirtschaft" aus, forderte vielmehr die Wiedereinführung der Zweckbindung der Wohnbauförderung.
In Sachen Auffanglösungen für die Alpine-Baustellen in den Bundesländern sagte der Chef der Gewerkschaft Bau-Holz, Muchitsch, "die steirische Lösung ist die Beste." Dort werden alle Alpine-Mitarbeiter vom Lehrling bis zur Angestellten übernommen.
Die "große Frage" für Muchitsch ist allerdings, "was ist, wenn die Alpine-Baustellen dann abgearbeitet sind". Die österreichische Bauwirtschaft sei aber nicht überdimensioniert.
Hans-Georg Kantner vom KSV 1870 erinnerte an die Problematik der vielen Zulieferfirmen, "die oft mittelständische Familienbetriebe sind und wenn sie Aufträge behalten, mit massiven Verlusten rechnen müssen. Ich bin überzeugt, dass es Folgeinsolvenzen geben wird."
Die Firma sei "überraschend unvorbereitet in die Insolvenz gegangen", so Kantner, was Schiefer auch bejahte.
Margit Schratzenstaller vom Wifo sagte allgemein, das aktuelle Konjunkturpaket sei mehr ein "Paketchen und sehr überschaubar".
phs/an
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