28.06.2013 15:42:00

Konjunktur-Erholung lässt länger auf sich warten - Hoffen auf 2014

Die Konjunktur-Erholung lässt länger auf sich warten als noch im Frühjahr gedacht, aber ab dem zweiten Halbjahr soll es wieder aufwärts gehen, nehmen die Wirtschaftsforscher von Wifo und IHS an. "Die Belebung lässt auf sich warten, aber wir beharren darauf, dass sie im 2. Halbjahr kommt", sagte Wifo-Chef Karl Aiginger am Freitag. Nach vier Quartalen Stagnation werde es jetzt im 2. Quartal wieder ein leichtes Wachstum geben, das im 3. Quartal zunehmen sollte. Die Experten hoffen, dass sich durch Impulse der gut laufenden Weltwirtschaft die Belebung 2014 weiter verstärkt und es dann mehr als eineinhalb Prozent reales Wachstum in Österreich gibt, nach heuer nur rund einem halben Prozent.

Jedoch wird die Arbeitslosigkeit heuer kräftig steigen, Lichtblick gibt es keinen. "Wir sehen keine Chance dass die Arbeitslosigkeit von dem hohen Sockel in den nächsten Jahren heruntergeht, weil das Wirtschaftswachstum zu niedrig ist", räumte Aiginger vor Journalisten ein. Wifo und IHS gehen für heuer von einem Anstieg der Arbeitslosenrate nach heimischer Rechnung von 7,0 auf 7,5 Prozent aus, nach EU-Kriterien auf 5,0 (nach 4,3) Prozent, mehr noch als das letzte Maximum von 4,8 Prozent. Die Arbeitslosenzahl dürfte 2014 - noch ohne Schulungen - mit rund 290.000 sogar höher ausfallen als im Krisenjahr 2009.

Die Chefs von Wifo und IHS forderten daher mehr Zukunftsausgaben in Bildung und Forschung. "Der Bildungssektor entscheidet darüber, ob die Wirtschaft wächst und es Vollbeschäftigung gibt", sagte Aiginger bei der Erläuterung der jüngsten Konjunkturprognose. Auch Christian Keuschnigg hofft auf "eine Politik, die die Wirtschaft stärkt" mit einem Strukturwandel und einer Stärkung der Unternehmen für eine allfällige nächste Krise: "Die neue Arbeitslosigkeit darf sich nicht verfestigen, sondern man muss versuchen, die Menschen durch Qualifizierung wieder in Arbeit zu bringen."

Das Konjunkturpaket, das die Regierung diese Woche geschnürt hat, bringt der Konjunktur nichts, ist aber zum Glück recht klein ausgefallen, lautet der Befund von Keuschnigg und Aiginger. Für den IHS-Leiter verdienen die Maßnahmen den Namen "Konjunkturpaket" gar nicht, sondern es würden damit einfach neue Ausgabenprioritäten gesetzt, nämlich Wohnbau, Kinder, Pflege und Familie. Eine rasche Wirkung sei nicht zu erwarten, "und die Konjunktur 2014 braucht man nicht mehr wirklich zu stimulieren". Zudem werde dabei das "übergeordnete Ziel" der Schuldenreduktion aus den Augen verloren.

Wirklich nötig sei das Paket nicht: "Wir sehen die österreichische Wirtschaft in einer grundsätzlich guten Verfassung, auch wenn es jetzt gilt, eine Durststrecke zu Ende zu bringen", so der IHS-Chef. Auch Wifo-Leiter Aiginger geht davon aus, dass sich der Aufschwung lediglich "verschoben" hat, also nur etwas länger auf sich warten lässt.

Das 12. Jahr in Folge bereits wächst die heimische Wirtschaft 2013 kräftiger als jene des Euroraums, betonte der Wifo-Chef. Dieser "Österreich-Bonus" mache heuer rund ein Prozent aus: Während die Eurozone voraussichtlich um 0,7 Prozent schrumpfen werde (die EU-28 um 0,3 Prozent), soll das heimische BIP laut Wifo um 0,4 Prozent expandieren, laut IHS um 0,6 Prozent.

Gehemmt wird der Aufschwung in Österreich vor allem durch die Wirtschaftskrise im Euroraum, wobei die heimische Volkswirtschaft durch die Nachfrageschwäche der Eurozone gedrückt wird. Die Export- und Investitionsdynamik Österreichs ist wegen des schwachen internationalen Umfeldes auch heuer gedämpft - und der nur mäßige Anstieg der Realeinkommen sowie zunehmende Sparanstrengungen der privaten Haushalte belasten weiterhin die Konsumnachfrage.

Die Inflationsrate wird sich heuer laut IHS im Jahresschnitt von 2,4 auf 2,0 Prozent zurückbilden, das Wifo rechnet lediglich mit einem Rückgang auf 2,2 Prozent. Für 2014 geht das IHS von einer Inflation von 1,8 Prozent aus, das Wifo von 2,0 Prozent.

Für das Defizit rechnet das IHS für Österreich für 2013 und 2014 mit 2,2 bzw. 1,5 Prozent des BIP (das Wifo von 2,3 bzw. 1,7 Prozent) - nach unerwartet guten 2,5 Prozent im Vorjahr. "Nicht ausfinanzierte Wahlversprechen oder Konjunkturpakete kurz vor dem Aufschwung dürfen diesen Erfolg aber nicht gefährden", warnt das Institut für Höhere Studien aber die Politik.

Auch aus Wifo-Sicht ist der Konsolidierungspfad "mit zahlreichen Risiken behaftet", vor allem wegen möglicher Mehrausgaben zur Finanzmarktstabilisierung: Für 2013 und 2014 sei nämlich "ein zusätzlicher defiziterhöhender Kapitalbedarf für notverstaatlichte Banken nicht ausgeschlossen", die für 2013 im Bundesvoranschlag vorgesehenen 1,15 Mrd. Euro könnten nicht reichen. Zudem seien Höhe und Zeitpunkt der Mittelzuflüsse aus den Steuerabkommen mit der Schweiz und Liechtenstein unsicher.

(GRAFIK 0809-13, Format 88 x 80 mm/GRAFIK 0810-13, Format 88 x 80 mm) (Schluss) sp/cri

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