27.06.2013 14:15:00

Cernko - Hypo-Bad-Bank könnte erster Fall nach neuem Modell werden

In den Beschlüssen der EU-Finanzminister zu den künftigen neuen Regeln für die Abwicklung von Pleitebanken sieht Österreichs Bankenverbands-Präsident Willibald Cernko die "Balance zwischen einheitlichen europäischen Regeln und nationaler Flexibilität gegeben". Klargestellt sei auch, dass Sparer bis zu einer Einlagenhöhe von 100.000 Euro "außen vor" blieben, wiewohl die finale Lösung noch mit dem EU-Parlament zu verhandeln sei. Erster Test-Fall, der nach dem neuen Modell behandelt wird, könnte schon die diskutierte "Bad Bank" für die notverstaatlichte Kärntner Hypo werden, meinte Cernko am Donnerstag vor Journalisten.

Cernko erinnerte dazu an ein Zeitungsinterview vorige Woche (im "Kurier"), in dem er erklärt hatte: "Lassen Sie mich fantasieren: Stellen wir uns vor, es gäbe eine Umwidmung der Bankensteuer für die Dotierung eines Fonds - nennen wir ihn 'Alpha Resolution Fonds', der sich nur um diese Bad Bank kümmert. Und ein "Beta Resolution Fonds" würde für mögliche künftige Probleme zur Verfügung stehen." Dann könnte "für alle Beteiligten etwas Vernünftiges rauskommen", gab sich der Bankenverbands-Präsident heute kryptisch; jetzt wolle er noch nicht öffentlich darüber sinnieren, konkret reden solle man drüber nach der Wahl, "die Vorwahlzeit ist ungeeignet dafür". Eine direkte Beteiligung seines Hauses, der Bank Austria, an einer Hypo-Bad-Bank schloss Cernko jedoch erneut dezidiert aus.

Falls heuer im zweiten Halbjahr die heimische Wirtschaft tatsächlich wieder an Fahrt gewinnt, sollte dies mit rund einem Dreivierteljahr Verzögerung auch die Geschäfte der Banken, namentlich die Kreditvergaben, ankurbeln, so Cernko in einem Pressegespräch anlässlich der jüngsten Generalversammlung des Verbands. Zwar sei 2012 die Kreditvergabe in Österreich lebhafter gewesen als im Euroraum, doch sehe man im April-April-Vergleich 2012/13 "eine Stagnation - das ist schon positiv formuliert". Es gebe aber die Hoffnung auf ein bescheidenes Wachstum, also eine dynamischere Entwicklung, heuer im 2. Halbjahr.

Voriges Jahr wuchs die Kreditvergabe an (nichtfinanzielle) Unternehmen in Österreich um 1,4 Prozent, der Euroraum verzeichnete zugleich einen Rückgang um 2,3 Prozent. Die Kredite an private Haushalte legten in Österreich 2012 mit +0,8 Prozent etwas stärker zu als jene im Euroraum (+0,5 Prozent). "Insgesamt war und ist in Österreich keine 'Kreditklemme' erkennbar", resümierte Cernko: "Die Kreditwirtschaft bleibt ein verlässlicher Partner der Wirtschaft."

Die Bilanzsumme der gesamten heimischen Kreditwirtschaft sei im Vorjahr auf 982,13 Mrd. Euro gesunken, wegen des schwachen Interbankenmarktes und der rückläufigen Kundenforderungen. Beim Bankensektor allein sei die Bilanzsumme von 340,16 auf 337,50 Mrd. Euro zurückgegangen. Ende 2012 hätten die Institute des Bankensektors unkonsolidierte anrechenbare Eigenmittel nach Basel II in Höhe von 28,11 Mrd. Euro aufgebaut; davon seien annähernd 90 Prozent auf das Kernkapital entfallen, vermerkte Cernko positiv.

Wichtigste Ertragsart der heimischen Banken blieb auch 2012 das Zinsgeschäft, das für rund 50 Prozent der im Gesamtmarkt wie auch im Bankensektor erzielten Betriebserträge stand; allerdings wies das Zinsgeschäft als einzige Ertragsart einen Rückgang auf. Im Gesamtmarkt sank der Nettozinsertrag von 9,62 auf 8,82 Mrd. Euro. Die Institute des Bankensektors erzielten diesmal nur 3,26 (3,46) Mrd. Euro Nettozinsertrag.

Dem stand eine neuerliche Erhöhung der Betriebsaufwendungen gegenüber, u.a. wegen eines mit über 4 Prozent deutlich gestiegenen Personalaufwands, höherer Sachaufwände sowie erhöhter sonstiger betrieblicher Aufwände. Das Betriebsergebnis der in Österreich tätigen Kreditinstitute sei auf 6,93 Mrd. Euro gesunken.

Im Gegensatz dazu habe sich der Jahresüberschuss 2012 - angesichts eines wesentlich reduzierten Wertberichtigungsbedarfs - deutlich verbessert, und zwar kumuliert von 1,19 auf 3,21 Mrd. Euro.

(Schluss) sp/ggr

Eintrag hinzufügen
Hinweis: Sie möchten dieses Wertpapier günstig handeln? Sparen Sie sich unnötige Gebühren! Bei finanzen.net Brokerage handeln Sie Ihre Wertpapiere für nur 5 Euro Orderprovision* pro Trade? Hier informieren!
Es ist ein Fehler aufgetreten!