Indiz für Bodenbildung 26.06.2013 14:28:00

Wirtschaftsaufschwung verschoben - Stagnation im 5. Quartal in Folge

Die vergangenen beiden Quartale liefen besonders enttäuschend. Für die kommenden 12 Monate haben 52 Prozent der Betriebe Investitionen gar nicht mehr angedacht oder gestrichen. Magerer Lichtblick ist die erreichte Bodenbildung - der Aufschwung ist allerdings "verschoben".

Das ist der mit unternehmerischen Unsicherheiten gespickte Sukkus des neuesten Wirtschaftsbarometers der Wirtschaftskammer Österreich (WKÖ), einer Befragung unter 3.000, der im Vorfeld des morgigen Wirtschaftsparlaments vom Präsidium der Wirtschaftskammer am Mittwoch präsentiert wurde.

Indiz für die Bodenbildung ist die leicht verbesserte Erwartungshaltung auf niedrigem Niveau gegenüber Herbst 2012. Aber nur 13 Prozent der Unternehmen rechnen derzeit mit einer Verbesserung des Wirtschaftsklimas; im Herbst waren es 4 Prozent gewesen. Per Saldo ist die Erwartungshaltung derzeit aber im negativen Bereich.

"Ein spürbarer Aufschwung ist aufgrund der vorliegenden Daten, trotz der erreichten Bodenbildung, nicht zu erkennen", sagte Christoph Schneider, Leiter der Wirtschaftspolitischen Abteilung in der Wirtschaftskammer. Wann der Aufschwung komme, sei "nicht in Sicht".

Positiv sei immerhin, dass "sich die Unternehmen nicht entmutigen lassen". Die eigene Situation wird im Barometer nämlich besser eingeschätzt, als die Situation der Gesamtwirtschaft.

Auch die Beschäftigung dürfte sich demnach seitwärts und immerhin nicht negativ entwickeln. 6 von 10 Unternehmen wollen die Beschäftigung halten und die für die heimische Wirtschaft besonders wichtigen mittleren Unternehmen rechnen jeweils zu mehr als einem Drittel mit it einer Verbesserung der Auftragslage beziehungsweise Kapazitätsauslastung. Auch will immerhin ein Viertel der mittelgroßen Firmen in den kommenden 12 Monaten das Personal aufstocken.

Kleine Unternehmen bis 49 Beschäftigte sorgen sich am meisten wegen "steigender Steuern und Abgaben" (56 Prozent), gefolgt von "steigenden Energie- und Rohstoffpreisen" (53 Prozent) und "bürokratischen Hemmnissen" (50 Prozent).

Mittlere Firmen mit 50 bis 249 Beschäftigung sehen hingegen "zu wenig Reformanstrengungen der Politik im Inland" (52 Prozent) als größtes Hemmnis, gefolgt von der "Wachstumsschwäche im Euroraum" (49 Prozent) und "bürokratischen Hemmnissen" (47 Prozent).

Bei den "Großen" ist es die "Wachstumsschwäche im Euroraum" (59 Prozent), der "Fachkräfteengpass" (50 Prozent) sowie "steigende Steuern und Abgaben" (49 Prozent).

WK-Präsident Christoph Leitl (ÖVP) urgierte neben dem gestern präsentieren Konjunkturpaket "Incentives", die seitens der Politik gesetzt werden sollten - etwa die "degressive Abschreibung, die nix kostet" (Abschreibung in den ersten Jahren weit höher, Anm.) und die "Valorisierung der geringwertigen Wirtschaftsgüter". Es gehe um viele kleine - nicht teure - Anreize zur Ermutigung der Unternehmer.

WK-Vizepräsident Christoph Matznetter (SPÖ) sprach von einer "unbefriedigenden Gesamtsituation, obwohl Österreich im internationalen Vergleich gut performt". Auch er sprach sich für "vorzeitige Abschreibungen" aus, um die Investitionsbereitschaft der Unternehmer wieder anzukurbeln. Die Wirtschaftskammer werde den Druck auf die Politik nach den Neuwahlen am 29. September verstärken.

Der weitere WK-Vize Fritz Amann (FPÖ) ließ eine richtiggehende Schimpfkanonade vor den Journalisten los. Aus Sicht der Kleinst- und Kleinunternehmen habe die Bundesregierung in den vergangenen 5 Jahren "nur das Blaue vom Himmel versprochen - mit unserem Geld Geschichten erzählt. Die Wirtschaftskammer lässt sich viel zu viel gefallen". Die Belastungen seien ein "Wahnsinn", aber niemand stehe dagegen auf. Die derzeit laufenden Arbeitszeit-Untersuchungen "des Fiskus und der Justiz sind eine Plage, eine Jagd auf Unternehmer - es werden noch viele erwischt werden". Wie "andere Sozialpartner" müsse die Wirtschaftskammer "Messer und Gabel in die Hand nehmen und das Menü in unsere Richtung drehen".

(Schluss) phs/itz

WEB http://wko.at

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