25.06.2013 12:39:00

Wifo erwartet Rückgang im Wohnbau, schwache Baukonjunktur in Europa

Das österreichische Wirtschaftsforschungsinstitut (Wifo) erwartet 2013 und 2014 einen weiteren Rückgang beim Wohnungsneubau. Für heuer werden 35.800 Baubewilligungen prognostiziert, für das kommende Jahr 35.900. Im Vorjahr waren es 37.700 gewesen. Die Bauwirtschaft in Europa generell entwickle sich 2013 ungünstig, so das Wifo in einer Pressemitteilung von heute, Dienstag. Das Bauvolumen werde heuer um 2,8 Prozent zurückgehen, 2014 um 0,5 Prozent zulegen. Für Österreich seien die Wachstumsaussichten besser als in Europa, der Anstieg werde aber gering ausfallen.

Die österreichische Wohnbaurate bleibe mit mehr als 4 bewilligten Einheiten je 1.000 Einwohner im Europa-Vergleich relativ hoch. Im Jahr 2011 wurden allerdings noch 5 Baubewilligungen je 1.000 Einwohner und insgesamt 42.200 Baubewilligungen verzeichnet. 2012 lag die Wohnbaurate in Österreich bei 4,5 Prozent für heuer und 2014 werden je 4,2 Prozent erwartet. Zum Vergleich: In den 19 Ländern des Bauforschungsnetzwerks Euroconstruct liegt die Rate nur über 3 Prozent.

Das Bauvolumen im heimischen Wohnungsbau wachse mit plus 0,8 Prozent heuer vergleichsweise kräftig, so das Wifo. Im sonstigen Hochbau wird für Österreich aktuell ein leichtes Plus von 0,5 Prozent erwartet, im Tiefbau ein leichter Rückgang. In den 19 Euroconstruct-Ländern wird heuer ein um 2,2 Prozent rückläufiges Volumen im Wohnbau erwartet, für 2014 ein Plus von 1,1 Prozent. Der Abwärtstrend im österreichischen Wohnbau mit mehr als minus 10 Prozent bei den Baubewilligungen im Jahr 2012 werde sich 2013 in abgeschwächter Form fortsetzen, 2014 aber stabilisieren, so das Wifo. Neben dem Rückgang des geförderten Segments zeichne sich auch ein Nachlassen des freifinanzierten Angebots ab.

Der europäische Wohnbau werde durch die Konjunkturschwäche beeinträchtigt: Heuer würden in den Euroconstruct-Ländern rund 1,3 Mio. Wohneinheiten fertiggestellt, um rund 125.000 weniger als 2012. Zudem seien die Banken restriktiver bei der Vergabe von Hypothekarkrediten. Diese würden allerdings trotz Niedrigzinsen auch weniger stark nachgefragt, unter anderem wegen der mittelfristiger Einkommensunsicherheit der Haushalte und fehlendem Verbrauchervertrauen. Stabiler entwickle sich der Renovierungssektor - die Projekte seien meist kleiner und in vielen Ländern auch gefördert.

Die nun veröffentlichen Wohnbauzahlen für Österreich liegen etwas unter der vergangenen Prognose (37.400 Bewilligungen für 2013, 36.900 für 2014). Die Statistik der Wohnbaubewilligungen für die Jahre 2008 bis 2011 wurden im Zuge der Veröffentlichung der Daten für 2012 nach unten revidiert, so das Wifo.

Beim Bauvolumen insgesamt wird für Europa ein Minus von 2,8 Prozent (nach minus 5,3 Prozent 2012) erwartet, für Österreich aktuell ein Plus von 0,6 Prozent. Gründe für den Rückgang in Europa sind laut Wifo in erster Linie "Verwerfungen aufgrund der Staatsschuldenkrise, der Spardruck auf die öffentlichen Haushalte sowie die Unsicherheiten über die weitere Wirtschaftsentwicklung".

Die Schuldenkrise wirke sich vor allem auf den Tiefbau aus: Die Produktion schrumpfe seit vier Jahren - für heuer wird ein Minus von 3,5 Prozent erwartet. Ausbau und Sanierung der Verkehrsinfrastruktur gerieten in Rückstand und seien in einzelnen Bereichen bereits stark überlastet. Vor allem in Nord- und Mitteleuropa werde für 2014 eine Kehrtwende im Tiefbau erwartet. Insgesamt sind die Wachstumsaussichten für die nächsten Jahre dennoch ungünstig. Der österreichische Tiefbau entwickle sich ebenfalls verhalten, nach einem leichten Rückgang 2013 (minus 0,6 Prozent), würden in den kommenden Jahren Impulse durch den Ausbau der Verkehrs- und Energieinfrastruktur erwartet.

Beim sonstigen Hochbau wird für die 19 Euroconstruct-Länder für heuer ein Rückgang des Bauvolumens um 3,3 Prozent erwartet.

(Grafik 0790-13, Format 42 x 75 mm) (Schluss) itz/phs

Eintrag hinzufügen
Hinweis: Sie möchten dieses Wertpapier günstig handeln? Sparen Sie sich unnötige Gebühren! Bei finanzen.net Brokerage handeln Sie Ihre Wertpapiere für nur 5 Euro Orderprovision* pro Trade? Hier informieren!
Es ist ein Fehler aufgetreten!