24.06.2013 11:37:33
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ROUNDUP: Mehdorn will Politiker einbinden - "Demokratieaufpreis" für Projekte
Mehdorn rief dazu auf, bei Großprojekten künftig Mehrkosten für die Bürgerbeteiligung von Anfang an einzurechnen. "Wir zahlen einen Aufpreis für Demokratie. Die Wirtschaft muss lernen, das im Zeitetat und auch im Geldetat einzurechnen", bemerkte der Manager mit Blick sowohl auf Bürgerbeteiligung als auch auf politische Machtwechsel im Projektverlauf, die ihren Preis forderten.
"Wir können froh sein, dass wir ihn zahlen müssen", fügte Mehdorn hinzu. "Ich bin ein Freund der Bürgerbeteiligung." Er forderte ein einfacheres Baurecht. "Wir sind in Deutschland überreguliert. Die Baugesetzbücher müssten durch ein Sieb geschickt werden." Straßen, Schienen und Flughäfen seien unterfinanziert.
Von den Aufsichtsratsmitgliedern Matthias Platzeck (SPD), Klaus Wowereit (SPD) und Peter Ramsauer (CSU) fühle er sich nicht behindert, betonte Mehdorn auf Nachfrage. "Wir haben einen offenen Dialog. Dass die Gesellschafter mit einem gewissen Misstrauen auf die Flughafengelleschaft blicken, ist klar." Sie habe Vertrauen verspielt.
Mehdorn lobte: "Die Politik beim BER beweist Kontinuität. Sie steht Tag für Tag hinter dem BER." In den vergangenen Wochen hatte er sich jedoch auch darüber geärgert, dass die Eigentümer - Berlin, Brandenburg und der Bund - immer wieder öffentliche Diskussionen über das Projekt anfachten. Am Montag verwies er auf die komplexe Eigentümerstruktur mit drei unterschiedlich gefärbten Regierungen und häufigen Wahlterminen. "Da ist es schwierig, Harmonie zu halten."
Mehdorn will am Nordflügel des Abfertigungsgebäudes mit 2000 Passagieren und zehn bis zwölf Maschinen pro Tag starten - das werde auch den Druck erhöhen, im Rest des Terminals fertig zu werden. "Das ist wie eine Zahnpastatube: Sie müssen sie hinten aufrollen, damit vorne was rauskommt." Es werde dennoch danach noch einen großen Umzugstag geben, vielleicht aber auch zwei oder drei Umzugstage.
Abermals warb der Flughafenchef dafür, den Beschluss zu überdenken, den Flughafen Tegel spätestens sechs Monate nach dem Start des Neubaus stillzulegen. Keine Hauptstadt der Welt müsse mit nur zwei Landebahnen auskommen - Berlin dann aber schon. "Das entspricht auch meiner Berufsehre, dass ich nicht etwas hinterlasse, wo man nachher sagt: Dieser Mehdorn, die Pfeife, hätte ja auch mal was sagen können", fügte der 70-Jährige seinen Tegel-Überlegungen einen weiteren Grund hinzu.
Mehdorn widersprach Mutmaßungen, der neue Flughafen sei zu klein. "Das, was wir gebaut haben, reicht noch bis zum Jahr 2025, wenn nicht noch weiter." Der Geschäftsführer erwiderte auch Kritik des Flughafen-Architekten Meinhard von Gerkan. Dieser hatte bemängelt, die Änderungswünsche der Bauherren hätten sich überschlagen. Mehdorn sagte. "Sie dürfen als Bauherr dem Architekt das Feld nicht kampflos überlassen, sonst laufen ihnen am Ende Termine und Kosten davon."
Der Flughafenchef gab zu, dass das Unternehmen Nachträge von Baufirmen unzureichend begleiche. "Es wird sicherlich besser werden", versprach er. Mehdorn deutete an, den Flughafen nach der Fertigstellung nicht sofort verlassen zu wollen. Die Inbetriebnahme sei sehr komplex. "Fertigmachen und hopp und weg ist wahrscheinlich auch nicht sehr fair."/bf/DP/rum
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