21.06.2013 07:18:30

Griechenlands finanzielle Zukunft auf der Kippe

   Von Gabriele Steinhauser

   LUXEMBURG--Die finanzielle Zukunft Griechenlands steht erneut auf der Kippe, weil mehrere Zentralbanken der Eurozone die griechischen Staatsanleihen in ihren Portfolios offenbar nicht erneuern wollen. Wie eine gut informierte Person am Donnerstag mitteilte, wolle die "Mehrheit" nationaler Zentralbanken in der Eurozone keine neuen Griechenland-Anleihen kaufen, wenn ältere Schuldenpapiere auslaufen. Die Notenbanken haben dem Insider zufolge Angst, es könnte so aussehen, als ob sie die klamme griechische Regierung finanzieren würden, was regelwidrig wäre.

   Sollten die Zentralbanken tatsächlich weniger griechische Anleihen halten wollen, könnte das ein Loch in den griechischen Rettungsschirm reißen, und das wiederum könnte dem Internationalen Währungsfonds (IWF) Probleme bereiten. Dieser ist einer der größten Geldgeber innerhalb des Rettungsprogramms für Griechenland. Er darf aber sein Geld nur dann zuschießen, wenn die Finanzierung eines Rettungsprogramms für ein Landes mindestens ein Jahr im Voraus gesichert ist.

   Im vergangenen Jahr hatten die Staaten der Eurozone ein neues Rettungspaket für Griechenland geschnürt. Damals gingen sie davon aus, dass die nationalen Zentralbanken bis Ende 2016 griechische Staatsanleihen im Gesamtwert von 5,6 Milliarden Euro halten würden. Sie hatten einkalkuliert, dass Anleihen im Wert von 3,7 Milliarden Euro vor Ende 2014 auslaufen würden, dass die Zentralbanken diese aber um zwei Jahre verlängern würden.

   Die Financial Times berichtete am Donnerstag, dass der IWF schon damit gedroht habe, seine Finanzhilfen an Griechenland Ende Juli einzustellen. Der Fonds teilte allerdings am selben Tag mit, dass er das Land weiterfinanzieren werde, solange die Experten der Gläubiger-Troika ihre Prüfung der griechischen Finanzlage wie erwartet bis Ende Juli abgeschlossen haben.

   Nach Angaben des IWF ist das Prüferteam jüngst zu dem Schluss gekommen, dass Griechenland einen "wichtigen Fortschritt" gemacht habe. Die politischen Gespräche würden Ende Juni weitergehen, fügte der Fonds hinzu. "Es bleibt Priorität für die griechischen Behörden, das Programm schnell zu erfüllen", teilte der IWF mit. "Wenn die Prüfung wie erwartet bis Ende Juli abgeschlossen ist, werden sich keine Finanzprobleme ergeben, weil das Programm bis Ende Juli 2014 finanziert ist."

   Drei mit der Sache vertraute Personen wiegelten am Donnerstag ab. Sie rechnen nach eigenen Angaben nicht damit, dass der IWF die nächste Hilfszahlung für Griechenland blockiert. Griechenlands internationale Gläubiger dürften noch vor Sommer eine neue Finanztranche von rund 5 Milliarden Euro bewilligen, wozu der IWF rund 1,8 Milliarden Euro beisteuern würde.

   Einer der Sachkenner bemerkte, der IWF würde vor der nächsten Beurteilung der griechischen Reformfortschritte lediglich seine "Muskeln spielen lassen". Schon als das Rettungsprogramm im vergangenen Jahr vereinbart wurde, seien einige Finanzierungslücken klar gewesen. Die Finanzminister der Eurozone hätten damals aber versprochen, Sondermaßnahmen zu ergreifen, um die griechischen Staatsschulden später weiter zu senken.

   Mitarbeit: Thomas Catan

   (Diesen Bericht und weitere tiefergehende Meldungen und Analysen zu aktuellen Wirtschafts- und Finanzthemen finden Sie auf WSJ.de, dem deutschsprachigen Online-Angebot des Wall Street Journal.)

   Kontakt zum Autor: konjunktur.de@dowjones.com

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