17.06.2013 13:46:00

EU-Beitritt Kroatiens - Adriastaat mangelt es an Wettbewerbsfähigkeit

Kroatien wird vom EU-Beitritt nach Ansicht des Chefökonomen der Erste-Bank-Kroatien, Alen Kovac, weniger stark profitieren als die 2004 beigetreten EU-Mitglieder. Dies führt er vor allem auf die schlechte Wirtschaftslage zurück: Der Adriastaat befinde sich bereits im fünften Jahr in Rezession - auch heuer gehen die Prognosen von einer schrumpfenden Wirtschaftsleistung aus. Dazu komme, dass die EU selbst Probleme zu lösen habe, sodass Kroatien den Wachstumsimpuls des EU-Beitritts nicht vollkommen ausschöpfen werde können. Das Hauptaugenmerk sollte auf Strukturreformen gelegt werden, seit Jahren leide das Land an einer relativ schwachen Wettbewerbsfähigkeit, sagte Kovac am Montag bei einer Pressekonferenz in Wien.

Der EU-Beitritt wird nach Ansicht von Kovac aber den Reformdruck erhöhen, etwa im Bereich der öffentlichen Verwaltung und Rechtstaatlichkeit. Kroatien wird dem EU-Klub angehören, was neue Möglichkeiten für Investitionen eröffne, so der Erste-Analyst. Bis 2020 sind für Kroatien, das knapp 4,5 Millionen Einwohner zählt, 11,7 Mrd. Euro aus den EU-Fonds reserviert. Das entspricht laut Erste Group rund einem Viertel des kroatischen Budgets für 2013. Erste-Group-Analystin Birgit Niessner schätzt, dass Kroatiens Wirtschaft durch den EU-Beitritt um bis zu ein Prozent stärker wachsen wird.

Im Gegensatz zu Polen, Tschechien, der Slowakei und Ungarn hat Kroatien kaum Investitionen in die Industrie angelockt, der Großteil floss in den Dienstleistungssektor - etwa in die Finanzbranche und in den Tourismus, so Kovac. Deshalb blieb das Land hinsichtlich der Struktur der ausländischen Direktinvestitionen (FDI) "hinter vergleichbaren CEE-Ländern zurück". Zwar konnte die Robustheit des Bankensektors gestärkt werden, aber die Entwicklung der Produktion, die Schaffung von Arbeitsplätzen und die Exporte blieben verhalten.

Dass Kroatien, aber auch weite Teile Südosteuropas, derzeit wieder stärker hinter Mittel- und Osteuropa zurückbleiben, führte der Erste-Analyst unter anderem darauf zurück, dass die Region stärker vom rezessionsgeplagten Italien abhängig ist als von Deutschland. Von den zehn wichtigsten Handelspartnern Kroatiens wuchsen über den Zeitraum 2008 bis 2012 kumuliert nur drei - Deutschland (2,6 Prozent), Österreich (1,7 Prozent) und Russland (0,3 Prozent), während sieben schrumpften - am meisten Slowenien (minus 8,3 Prozent) und Italien (minus 5,8 Prozent).

Nach dem EU-Beitritt könnte die EU-Kommission gegen das Neo-Mitglied ein Defizitverfahren einleiten, sollte das Haushaltsdefizit über 3 Prozent steigen. Ein solches Verfahren sehen die Erste-Analysten aber als eine Chance, damit Kroatien mittelfristig auf einen fiskalischen Konsolidierungskurs komme. Immerhin wolle die Notenbank so rasch wie möglich den Euro einführen, einen konkreten Zeitplan gebe es aber nicht, so der Ökonom.

Wettbewerbsvorteile hat Kroatien nach Ansicht von Kovac etwa durch das gut ausgebaute Straßennetz und einen aufstrebenden Energiesektor - insbesondere im Strombereich. Außerdem sei das Potenzial im Tourismus nach wie vor nicht ausgeschöpft. Mit dem EU-Beitritt wird das Land die Freihandelszone CEFTA verlassen. Mehr als 20 Prozent der kroatischen Nahrungsmittel-Exporte gehen derzeit in die CEFTA-Länder am Balkan - vor allem nach Bosnien-Herzegowina. Deshalb befürchtet Kovac kurzfristig negative Auswirkungen des CEFTA-Austritts.

(Schluss) lo/ivn

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