14.06.2013 14:42:32
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ROUNDUP: Flutkatastrophe kommt Allianz weit billiger als 2002
Die Allianz-Aktie reagierte mit einem Kurssprung auf die Nachrichten. Am frühen Nachmittag lag das Papier mit 1,06 Prozent im Plus bei 114,25 Euro und gehörte damit zu den stärkeren Werten im Dax (DAX). Das Gewinnziel des Unternehmens sei durch die Flut nicht gefährdet, urteilte NordLB-Analystin Julia Siekmann. Konzernchef Michael Diekmann peilt für das laufende Jahr einen operativen Gewinn zwischen 8,7 und 9,7 Milliarden Euro an.
BAYERN STARK BETROFFEN
Die Allianz ist vor allem im Osten Deutschlands stark mit Gebäudeversicherungen vertreten. Im Westen ist dies vorwiegend das Geschäft der öffentlichen Versicherer wie der Sparkassen Versicherungen. Die Versicherungskammer Bayern als größtes Mitglied dieser Gruppe schraubte ihre bisherige Schadenschätzung am Freitag herauf. Der Konzern rechnet jetzt mit einer Belastung von rund 50 Millionen Euro, verursacht durch mehr als 8.000 Schadenfälle. Zu Wochenbeginn war das Unternehmen noch von 40 Millionen Euro ausgegangen. In Bayern seien vor allem die Regionen um Deggendorf und Passau sowie der Chiemgau mit Rosenheim und das Berchtesgadener Land betroffen, hieß es.
Bei Flutkatastrophen können Versicherer die Schäden meist erst besser einschätzen, wenn das Wasser weitgehend abgeflossen ist. Der italienische Versicherer Generali, der in Deutschland auch unter Marken wie AachenMünchner und CosmosDirekt bekannt ist, schätzte seine Belastung durch die Flutschäden in Europa am Mittwoch auf 100 Millionen Euro. Wie bei Generali sind auch die Zahlen der Allianz noch nicht endgültig: Genaueres wollen die Münchner in ihrer Halbjahresbilanz am 2. August veröffentlichen.
MILLIARDENSCHÄDEN IN EUROPA
Nach Einschätzung von Experten könnte das Hochwasser alleine in Deutschland die Versicherungsbranche mehrere Milliarden Euro kosten. Die Ratingagentur Fitch schätzt die versicherten Schäden am Dienstag auf 2,5 bis 3 Milliarden Euro. Der weltgrößte Rückversicherungsmakler Aon Benfield ging sogar von 2 bis 4 Milliarden Euro aus. Der deutsche Versichererverband GDV gab sich am Freitag noch vorsichtig: "Wir müssen davon ausgehen, dass der Schaden durchaus höher sein kann als bei der Elbe-Flut 2002", sagte GDV-Präsident Alexander Erdland. Damals hatte das Hochwasser die Versicherungsbranche rund 1,8 Milliarden Euro gekostet.
Den Großteil der Belastungen erwartet Fitch bei den Versicherungen von Gebäuden, Hausrat und Autos. Fitch zufolge deckt nur jeder dritte Vertrag in der Gebäudeversicherung Elementarschäden etwa durch Hochwasser ab. Geschädigte Unternehmen, die ihr Geschäft wegen der Wassermassen vorübergehend einstellen müssen, dürften zudem ihre Versicherungen gegen Betriebsausfälle in Anspruch nehmen.
RÜCKVERSICHERER VORSICHTIG
Die großen Rückversicherer Munich Re (Muenchener Rueckversicherungs-Gesellschaft), Swiss Re und Hannover Rück (Hannover Rueckversicherung SE) haben noch keine Prognosen für die Schäden abzugeben. Es sei noch zu früh für eine Schätzung, da das Hochwasser in vielen Regionen noch stehe, sagte ein Sprecher des Branchenprimus Munich Re am Freitag./stw/sbr/fn/kja
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