06.06.2013 17:19:32

Hochwasser legt zahlreiche Produktionsstätten in Deutschland lahm

   Von Ulrike Dauer, Alexandra Edinger und Konrad Putzier

   Das Hochwasser ist zwar vor allem eine menschliche Tragödie, doch auch Unternehmen haben mit seinen Folgen zu kämpfen. Einige Fabriken wurden vollständig überflutet, andere mussten aufgrund versperrter Zufahrtswege schließen. Es könnte lange dauern, bis betroffene Anlagen wieder voll funktionsfähig sind. Die Landesregierungen arbeiten bereits an Hilfsprogrammen für Unternehmen in den Flutgebieten.

   Besonders hart getroffen wurde der Autozulieferer ZF, der unter anderem zwei Produktionsstätten in Passau besitzt. Eine der beiden Anlagen wurde komplett überflutet und musste mehr als drei Tage lang die Arbeit unterbrechen. Am Donnerstag lief die Produktion wieder an, allerdings nur langsam. "Der Zustand ist immer noch schlecht", sagte ein Unternehmenssprecher. "In einigen Räumen liegt der Schlamm eineinhalb Meter hoch." Nicht alle zwischengelagerten Maschinen konnten rechtzeitig evakuiert werden und werden nun in Zelten gesäubert.

   Das Unternehmen ist zuversichtlich, dass es die verlorene Produktionszeit durch Zusatzschichten am Wochenende wettmachen kann. "Wir müssen jetzt schauen, welche unserer Kunden am dringendsten beliefert werden müssen", so der Sprecher.

   Auch ein Werk des Schreibwarenherstellers Faber-Castell, das direkt an der Donau in Österreich liegt, wurde überflutet. In der Fabrik in Engelhartszell werden jährlich rund 35 Millionen Textmarker und 250 Tonnen Tinte produziert. Die 40 Mitarbeiter haben gemeinsam mit der Feuerwehr und Freiwilligen versucht, Maschinen und Vorräte ins Trockene zu schaffen. Inzwischen wurde das Wasser wieder abgepumpt, einer Pressesprecherin zufolge sind die Reinigungs- und Aufräumarbeiten derzeit in vollem Gange. "Die Schäden sind zum heutigen Zeitpunkt noch nicht zu beziffern", fügte sie hinzu.

   An den Flüssen Rhein und Neckar musste Energieversorger EnBW auf Grund des Hochwassers zwischenzeitlich mehrere kleine Wasserkraftwerke abschalten. Inzwischen laufen alle Anlagen, die betrieben werden können, wieder, erklärte eine Sprecherin. "Wir haben Glück gehabt", stellte sie fest. Lediglich zwei der Insgesamt 67 Wasserkraftwerke im Besitz der EnBW sind mit Wasser vollgelaufen. Dort werden die Schäden jetzt eruiert. Beide Werke sind jedoch entsprechend versichert.

   Betroffen waren auch zwei Werke des Abfüllanlagenherstellers Krones in Rosenheim. Hier läuft der Betrieb jedoch bereits wieder. In einem der beiden Werke konnte durch eine Erhöhung des Deichs schlimmeres verhindert werden, so dass sich das Wasser hauptsächlich durch die Kanalisation hoch drücken konnte. "Wir sind einer größeren Katastrophe entgangen", sagte eine Sprecherin des Unternehmens. Krones wäre für den Fall der Fälle aber auch gerüstet gewesen und verfügt über eine Versicherung mit Eigenanteil gegen Flutschäden.

   Ein Sprecher des Krisenstabs in Sachsen-Anhalt erklärte, dass keine Schäden an Industrieanlagen bekannt seien. Eine befürchtete Überflutung des Chemieparks Bitterfeld-Wolfen, in dem unter anderem Bayer und Akzo Nobel Anlagen unterhalten, sei zunächst nicht eingetreten. Der Park sei nicht gefährdet. Allerdings kam es am Donnerstag vielerorts im Bundesland zur Unterbrechung der Stromversorgung und 2 Kläranlagen fielen zeitweise aus.

   Auch Volkswagen und Porsche in Sachsen kamen glimpflich davon. Nachdem VW am Montag in seinem Werk in Zwickau die Frühschicht ausfallen lassen musste, lief die Fertigung zur Nachtschicht schon wieder auf vollen Touren. Das Problem war, das Arbeiter auf Grund des Hochwassers nicht an ihren Arbeitsplatz gelangen konnten. Das Werk selbst, in dem der Kompaktwagen Golf und die Mittelklasselimousine Passat produziert werden, war jedoch nicht von den Wassermassen bedroht.

   Im Porsche-Werk in Leipzig, wo das beliebte Modell Cayenne montiert wird, fiel wegen des Hochwassers bislang eine Produktionsschicht aus. Der Grund war, dass die Cayenne-Karosserien aus der slowakischen Hauptstadt Bratislava angeliefert werden müssen, die Nachschubversorgung wegen Sperrungen von Transportwegen im flutgeplagten Tschechien aber weiter kritisch ist. "Daher fahren wir produktionsseitig auf Sicht und entscheiden von Tag zu Tag, wie viele Fahrzeuge produziert werden können", erklärt Siegfried Bülow, Vorsitzender der Geschäftsführung der Porsche Leipzig GmbH.

   Bundeswirtschaftsminister Philipp Rösler hatte zuvor angekündigt, dass bis zu 100 Millionen Euro an günstigen Krediten zur Verfügung gestellt werden sollen, um Unternehmen zu helfen. Bereits am Dienstag hatte Bundeskanzlerin Angela Merkel den gleichen Betrag aus Bundesmitteln als Soforthilfe zur Verfügung gestellt. Zudem wird die KfW mit Kreditprogrammen helfen.

   Selbst die regionalen Regierungen öffnen ihre Staatskassen. So hat etwa Bayern 150 Millionen Euro an Soforthilfe für Privatpersonen und Unternehmen in Aussicht gestellt. Das sächsische Wirtschaftsministerium startet in der kommenden Woche ein Soforthilfeprogramm für Unternehmen, wie ein Sprecher erklärte. Jede Firma, die von der Flut betroffen ist, soll unabhängig von ihrer Größe ab nächster Woche 1.500 Euro erhalten. Das Geld soll bei der Finanzierung erster Aufräumarbeiten helfen.

   Mitarbeit: Alexandra Edinger

   Kontakt zum Autor: unternehmen.de@dowjones.com

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