29.04.2013 13:19:00

Gewerkschaft pocht auf Arbeitszeitverkürzung für Eisenbahner

Die Gewerkschaft vida drängt auf Arbeitszeitverkürzung bei den Eisenbahnern. Bei den Kollektivvertragsverhandlungen im Vorjahr sei mit der Wirtschaftskammer vereinbart worden, Gespräche über kürzere Arbeitszeiten aufzunehmen, sagte der Vorsitzende der Sektion Verkehr in der Verkehrs- und Dienstleistungsgewerkschaft vida, Roman Hebenstreit, bei einer Pressekonferenz am Montag in Wien. Dass der WK-Fachverband Schienenbahnen nun nicht einmal darüber reden wolle, sei "ein glatter Bruch der Verinbarungen". Die Gewerkschaft will bei einer österreichweiten Betriebsrätekonferenz am 7. Mai in Wien die weiteren Schritte beschließen.

Der Verkehrssektor habe gegenüber anderen Branchen eindeutig Aufholbedarf betreffend Arbeitszeitverkürzung: Derzeit gelten bei den Eisenbahnern 40 Stunden Wochenarbeitszeit, die Gewerkschaft strebt 38,5 Stunden Wochenarbeitszeit mit vollem Lohnausgleich an. Die von Arbeitgeberseite oft geforderte Flexibilisierung der Arbeitszeit sei bei den Eisenbahnern schon erfolgt: So könne die Normalarbeitszeit bis zu 15 Stunden täglich betragen.

Gerade angesichts gedämpfter Konjunkturaussichten und steigender Arbeitslosigkeit sei Arbeitszeitverkürzung ein wichtiges Instrument, um die Beschäftigten zu halten und neue Jobs zu schaffen. Durch den Verzicht auf betriebsbedingte Kündigungen beim Marktführer ÖBB steige das Pensionsantrittsalter, die Eisenbahner bleiben immer länger im Job. Die kürzere Arbeitszeit verringere die Belastung und könne Menschen länger gesund am Arbeitsplatz halten. Die Verkürzung der Arbeitszeit wurde bereits im Vorjahr als Option statt einer Gehaltserhöhung ab 1. Juli 2013 zwischen Gewerkschaft und Wirtschaftskammer vereinbart. Durch die nunmehrige Blockadehaltung der Wirtschaftskammer - nach zwei "Sondierungsrunden" habe der Fachverband die Gespräche abgebrochen - werde jetzt die Zeit knapp, empört sich Hebenstreit.

Auch der Betriebsratsvorsitzende der Raaberbahn, Rudolf Kaiser, macht sich für kürzere Arbeitszeiten stark. Durch immense technische Entwicklungen sei der Druck auf die Beschäftigten im Bahnbereich in den letzten Jahren zunehmend gestiegen. Dass die Wirtschaftskammer nun bereits vereinbarte Verhandlungen blockiert, ist für den langgedienten Gewerkschafter "völlig unverständlich". Der Betriebsratschef der Innsbrucker Verkehrsbetriebe (IVB), Helmut Buchacher, sieht die Arbeitszeitverkürzung als einen Weg, um Jobs für junge Leute zu schaffen. In zahlreichen anderen Branchen seien kürzere Arbeitszeiten schon verwirklicht.

Wenn die Wirtschaftskammer einlenkt, könnten noch heuer rund 34.700 Beschäftigte im Eisenbahnsektor von der kürzeren Arbeitszeit profitieren. Davon arbeiten 32.000 im ÖBB-Konzern und 2.700 bei den anderen 14 Eisenbahn-Unternehmen. ÖBB-Chef Christian Kern unterstützt die Arbeitszeitverkürzung, wie er zuletzt am Samstag betonte. Unterschiedliche Arbeitszeit-Regelungen in verschiedenen Bahnunternehmen will die Gewerkschaft nicht akzeptieren. Schließlich gehe es auch um gleiche Wettbewerbsbedingungen innerhalb einer Branche, argumentiert der ÖBB-Konzernbetriebsratschef Hebenstreit.

(Schluss) gru/sp

ISIN WEB http://www.oebb.at/ http://www.vida.at

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