11.04.2013 15:58:31
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IWF kritisiert Verbot ungedeckter CDS auf EU-Staatsanleihen
Von Hans Bentzien
Der Internationale Währungsfonds (IWF) hat das Verbot ungedeckter Kreditausfallversicherungen auf Staatsanleihen (Sovereign Credit Default Swaps - SCDS) europäischer Staaten kritisiert. In seinem aktuellen Finanzstabilitätsbericht bestreitet der IWF die Notwendigkeit eines solchen Verbots und schlägt vor, die von SCDS ausgehenden Stabilitätsrisiken auf andere Weise zu begrenzen.
Am Beginn der Eurokrise im Frühjahr 2010 waren die Renditen vieler südeuropäischer Staatsanleihen, darunter besonders jener Griechenlands, stark gestiegen. Abgesehen von den tatsächlichen Ursachen - Griechenland war stark verschuldet und litt unter einem hohen Leistungsbilanzdefizit - wurde diese Entwicklung auch mit der Existenz von CDS auf griechische Papiere in Verbindung gebracht. Angeblich überstieg das Volumen dieser CDS das der ausstehenden Papiere selbst um ein Mehrfaches.
Das bedeutet: Nicht nur Besitzer griechischer Staatsanleihen hatten diese CDS, sondern auch Spekulanten. Praktisch jeder konnte eine Ausfallversicherung auf Staatsanleihen herausgeben, er musste nur einen Käufer finden. Aus Marktsicht aber, darauf weist der IWF hin, ist der Kauf einer Kreditausfallversicherung nichts anderes als der Leerverkauf einer Staatsanleihe - nur viel effizienter.
Wollte ein Finanzmarkteilnehmer ohne Hilfe von CDS auf die Zahlungsfähigkeit eines Staats wetten, müsste er dessen Anleihen leerverkaufen, schreibt der IWF. Die meisten Staatsanleihemärkte und Repo-Märkte seien aber nicht groß genug, um die für solche Geschäfte notwendigen Stückzahlen zu generieren. Leerverkäufe oder CDS-Käufe sind aber laut IWF notwendig, "um zu verhindern, dass Märkte nur die Sicht der optimistischsten Marktteilnehmer reflektieren".
Problematisch wird es, wenn ernsthafte Zweifel an der Zahlungsfähigkeit eines Landes aufkommen. Aber nicht nur für das Land, sondern auch für die Investoren, wie der IWF anmerkt: "Besonders bei Ländern mit (finanziellem) Stress kann der Leerverkaufsbedarf höher als das zur Ausleihe verfügbare Volumen sein."
So viel Gedanken um die Effizienz der Finanzmärkte macht sich die EU nicht. Seit November 2012 ist deshalb der Erwerb von Kreditausfallversicherungen auf Staatsanleihen der EU-Staaten (plus Island, Liechtenstein und Norwegen) für den Fall verboten, dass der Interessent nicht die Anleihen des betreffenden Staats besitzt oder in anderer Weise investiert ist, die eine bedeutende Exponierung gegenüber diesem Staats darstellt. In Deutschland war ein derartiges Verbot bereits zwischen Mai 2010 und März 2011, wenn auch nur für Papiere der Eurozone-Länder, in Kraft.
Aber der IWF sieht derartige Restriktionen kritisch, weil sie "die Marktliquidität so weit schwächen kann, dass die Absicherungsfunktion dieser Instrumente und ihre Aussagekraft als Risikoindikator leidet", merkt er an. Vor diesem Hintergrund schlägt der IWF vor, den mit ungedeckten SCDS einhergehenden Risiken auf andere Weise begegnen - zum Beispiel mit strikteren Meldepflichten, sowie dem Zwang, CDS nur noch über zentrale Gegenparteien und gegen Hinterlegung angemessener Sicherheiten zu handeln.
Kontakt zum Autor: hans.bentzien@dowjones.com
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April 11, 2013 09:30 ET (13:30 GMT)
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