Gemeinsame Finanzpolitik 11.04.2013 08:20:00

IWF-Chefin Lagarde beklagt schleppende Bankenreform in Europa

Fünf Jahre nach der globalen Finanzkrise sei das System vor allem in den schwächeren Eurostaaten noch nicht ausreichend repariert, sagte sie am Mittwoch in New York. Viele Banken dort hätten "nicht genügend Kapital und zu viele schlechte Kredite in ihren Büchern". Obwohl die Zentralbanken ihre Geldpolitik extrem gelockert hätten, kämen die niedrigen Zinsen deswegen nicht bei den Menschen und Betrieben an, die sie wirklich benötigten. "Die Leitungen sind verstopft. Die Priorität muss daher sein, das Bankensystem durch Rekapitalisierung, Restrukturierung und - wo es notwendig ist - Schließungen aufzuräumen."

In der Rede vor dem New Yorker Wirtschaftsclub lieferte sie eine Vorschau auf die Frühjahrstagung des IWF und der Weltbank, zu der die Finanzminister und Notenbankchefs aus den 188 Mitgliedsstaaten erwartet werden. Wie in den Vorjahren wird die Eurokrise ein Hauptthema sein. Lagarde bekräftigte ihre Forderung nach einer gemeinsamen Finanzpolitik in der Eurozone. "Darüber hinaus benötigt sie eine echte Bankenunion, um das Fundament der Währungsunion zu stärken."

Auch global müsse das Bankensystem grenzüberschreitend stärker reguliert werden. Viele Gefahren aus der Zeit vor der Finanzkrise bestünden weiterhin. Viele Institute seien noch immer so groß, dass ihr Scheitern die Weltwirtschaft gefährden könnte. Und auch der Handel mit undurchschaubaren, risikoreichen Wertpapieren sei nicht genügend eingeschränkt worden, sagte Lagarde. Zudem warnte sie vor einer Überhitzung der Kreditmärkte durch die lockere Geldpolitik vieler Zentralbanken.

Der globale Konjunkturausblick sei aber insgesamt besser als in den Vorjahren. "Die Wirtschaftswelt sieht nicht mehr ganz so gefährlich aus wie vor sechs Monaten. Wir erwarten aber nicht, dass das Wachstum in diesem Jahr viel größer ist als im vorherigen", sagte sie. Neben der Eurokrise bereite der Welt auch die Schuldensituation in den USA weiter großes Unbehagen. Die Amerikaner hätten bislang keinen glaubwürdigen Plan präsentiert, wie sie ihr Defizit in den Griff bekommen können, ohne der Konjunktur zu schaden.

/mcm/DP/jsl

WASHINGTON/NEW YORK (dpa-AFX)

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