04.04.2013 12:01:00

UniCredit-Chef rechnet mit starkem Wandel des Geschäfts

UniCredit-Chef Federico Ghizzoni rechnet mit einem starken Wandel des Geschäfts in den kommenden drei bis fünf Jahren. Banken müssten ähnlich wie der Internet-Händler Amazon ihr Angebot für einzelne Kunden maßgeschneidert anbieten. "Wenn Sie bei Amazon ein Buch über Wein kaufen, erhalten Sie daraufhin zusätzlich passende andere Angebote", so Ghizzoni, zu dessen Gruppe in Österreich die Bank Austria gehört. Banken würden hingegen Kunden noch in Privatkunden oder Geschäftskunden unterteilen und dafür pauschale Angebote legen.

"Wir können nicht dem Kunden sagen: Sie sind Massengeschäft. Wir müssen zu individuellen Angeboten kommen" sagte Ghizzoni am Mittwochabend vor Journalisten in Wien. Derzeit koste die Betreuung der Kunden in den Filialen mehr als hier Gewinn erwirtschaftet werden könne. UniCredit wie auch Bank Austria haben bereits eine Verringerung der Filialen angekündigt, das werde sich aber bei den Mitarbeitern kaum auswirken und durch natürliche Abgänge aufgefangen, versicherte der Bankchef. Nun gehe es um den Aufbau verschiedenster Kanäle, um die Kunden zu erreichen.

Seiner Österreich-Tochter, von der aus auch das Osteuropa-Geschäft geführt wird, streute er Rosen. Hier gebe es Wachstum, darum sei es auch "normal", dass über eine Kapitalerhöhung nachgedacht wird, "um Wachstum zu sichern". "Im zweiten Quartal" 2013 soll über die Höhe und genaue Ausgestaltung entschieden werden, Details wollten Ghizzoni und Bank-Austria-Chef Willibald Cernko am Mittwoch nicht nennen. Jedenfalls werde die UniCredit dafür weder vom Kapitalmarkt noch vom Steuerzahler Geld brauchen. Für die Holding sei es auch ein Nullsummenspiel, ob das Kapital in der Zentrale in Mailand oder in der Bank Austria in Wien verbucht sei. Die Bank Austria hat seit fünf Jahren keine Dividende gezahlt und vor drei Jahren bereits eine Kapitalerhöhung erhalten, erinnerte Cernko.

Ghizzoni verteidigte auch den Kapitaltransfer von der Deutschland-Tochter HVB (HypoVereinsbank), die für 2012 neben einer Dividende von 1,5 Mrd. Euro eine Sonderausschüttung von 1 Mrd. Euro geleistet hat. Einerseits seien in den vergangenen fünf Jahren noch höhere Beträge von Mailand nach München geflossen, andererseits werde nun einmal die Dividende an die Eigentümer von der Holding aus bezahlt, wo die Eigentümer auch ihr Geld investiert haben, während die Gewinne in den Töchtern erwirtschaftet werden müssen. Außerdem seien 70 Prozent der Eigentümer keine Italiener, das Geld fließe also mehrheitlich nicht "nach Italien". Außerdem habe die HVB weiter eine Kernkapitalquote (core tier 1) von etwa 17 Prozent.

Die Belastung von Sparern in Zypern hat bisher keine Vertrauenskrise bei den Kunden der UniCredit ausgelöst, versicherte Ghizzoni. Man verfolge in allen Ländern, in denen die Bank vertreten ist, inzwischen die Einlagenentwicklung auf Tagesbasis, aber es habe sich nirgendwo ein nennenswerter Abfluss gezeigt: "Die Lage ist definitiv ruhig". Man müsse aber mit Botschaften an dem Markt vorsichtig sein. Die Einlagensicherung von 100.000 Euro stehe für ihn aber außer Frage, auch wenn er nur begrenztes Vertrauen in Aussagen habe, dass Zypern ein spezieller Fall ist, "neige ich zu glauben, dass das kein Vorbild ist", so Ghizzoni.

Die UniCredit will sich in der Türkei weiter engagieren, hier profitiere man besonders von den boomenden Wirtschaftsbeziehungen zum Irak. In Russland sieht Ghizzoni in den ersten Monaten 2013 den Trend von 2012 fortgesetzt. Man wachse zwar langsamer als manche lokale Banken, nehme aber auch weniger Risiko und setze mehr auf die Qualität des Portfolios. Auch in Ländern wie Tschechien oder Polen gebe es noch gutes Wachstum. Für die Wirtschaftsentwicklung insgesamt ist Ghizzoni einerseits zuversichtlicher als vor einem Jahr, andererseits sagte er, "2013 ist ein schwieriges Jahr". Das gilt insbesondere für Italien, wo die Regierungsbildung nicht absehbar ist. Die unter Regierungschef Mario Monti betriebe fiskale Anpassung sei "brutal" gewesen und habe das Defizit unter drei Prozent gedrückt, habe aber andererseits zu einer Rezession geführt. Monti habe wohl "getan, was in diesem Moment getan werden musste".

(Schluss) tsk/rf

ISIN IT0004781412 WEB https://www.unicreditgroup.eu http://www.bankaustria.at

Analysen zu UniCredit S.p.A.mehr Analysen

Eintrag hinzufügen
Hinweis: Sie möchten dieses Wertpapier günstig handeln? Sparen Sie sich unnötige Gebühren! Bei finanzen.net Brokerage handeln Sie Ihre Wertpapiere für nur 5 Euro Orderprovision* pro Trade? Hier informieren!
Es ist ein Fehler aufgetreten!