Experten kritisieren weiter 22.03.2013 06:41:30

Künftiger ThyssenKrupp-Chefaufseher Lehner verzichtet auf drei Mandate

Das verspricht er den Aktionären des Energiekonzerns E.ON, denen er sich im Mai zur Wiederwahl in den Aufsichtsrat stellt. Lehner wolle die Posten "innerhalb von zwölf bis fünfzehn Monaten" verlassen, schreibt E.ON in der Einladung zur Hauptversammlung. Das aber geht manchem nicht weit genug. Neben E.ON rechnen vor allem zwei DAX-Konzerne mit dem 66-jährigen. Dieser trägt als aktueller oder designierter Chefaufseher bei der Deutschen Telekom und ThyssenKrupp besonders viel Verantwortung. Als einfaches Aufsichtsratsmitglied ist Lehner zudem bei Porsche, Novartis, Dr. Oetker und zwei Henkel-Gesellschaften aktiv. Davon stehen nun drei Posten zur Disposition.

   Lehner ist ein Job-Jongleur. Schon bevor er am 1. April den Aufsichtsratsvorsitz von ThyssenKrupp übernimmt, führt er die Kontrollgremien von zwei Konzernen: Außer Chefaufseher bei der Telekom ist er vorübergehend Präsident des Verwaltungsrats beim Schweizer Pharmakonzern Novartis. Der frühere Henkel-Chef ist zudem Präsident der Industrie- und Handelskammer Düsseldorf sowie der Deutsch-Chinesischen Wirtschaftsvereinigung.

   Bei Aktionärsvertretern und Corporate-Governance-Experten stößt das auf Kritik. Schon die Chefaufsicht über ThyssenKrupp sei ein Full-Time-Job, sagt etwa Daniel Bauer von der Schutzgemeinschaft der Kapitalanleger. Lehner nämlich übernimmt den Aufsichtsratsvorsitz bei ThyssenKrupp von Vorgänger Gerhard Cromme in einer Zeit des Umbruchs. Konzernchef Heinrich Hiesinger hat dem Unternehmen einen Kulturwandel verordnet: ThyssenKrupp soll angesichts von Skandalen um illegale Preisabsprachen und fragwürdige Dienstreisen transparenter werden. Zudem wandelt sich das Unternehmen vom Stahl- zum Technologiekonzern.

   Lehner stehe bei ThyssenKrupp "unter erheblichem Druck", sagt Christian Strenger, Corporate-Governance-Experte und Aufsichtsratsmitglied der Fondsgesellschaft DWS. Er kritisiert angesichts dessen den Zeitplan des 66-Jährigen: Die Herausforderungen stellten sich Lehner "in den nächsten zwölf bis 15 Monaten und nicht erst später". Lehner müsse "in der nächsten Zeit mindestens drei bis vier Tage wöchentlich für ThyssenKrupp verfügbar sein". Strenger fragt: "Wie soll das parallel zu seinen übrigen Ämtern klappen?"

   Dennoch: Dass Lehner nun auf Posten verzichten will, nennt Thomas Hechtfischer von der Deutschen Schutzvereinigung für Wertpapierbesitz ein "richtiges Signal".

   Welche drei Kontrollgremien Lehner verlässt, ist nicht endgültig geklärt. Sprechern von Henkel, Porsche und Dr. Oetker liegen dazu nach eigenen Angaben keine Informationen vor. Ein Sprecher von Novartis war zunächst nicht zu erreichen. Auch Lehner selbst reagiert am Donnerstag zunächst nicht auf eine Anfrage. Nur ein Sprecher der Deutschen Telekom sagte, Lehners Wahl zum Aufsichtsratschef bei ThyssenKrupp habe keinen Einfluss auf seine Tätigkeit im Kontrollgremium des Kommunikationskonzerns.

   DJG/hev/jhe

   Dow Jones Newswires

Von Hendrik Varnholt

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