18.03.2013 13:09:00
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Zypern - IHS-Keuschnigg: Vertrauen in Anlegerschutz jetzt angekratzt
"Den Anlegerschutz bis zu 100.000 Euro hätte ich nicht angetastet", sagte Keuschnigg am Montag in einem APA-Gespräch. Dieser Punkt sei das schwierigste Element bei den Maßnahmen, denn der Anlegerschutz sei ein Grundpfeiler für die Systemstabilität. "Der Anlegerschutz ist eine ganz zentrale Maßnahme im Falle einer Krise, um einen Bankenrun zu vermeiden", so Keuschnigg. Dieses Vertrauen sei jetzt angekratzt.
Anders sehe er dies bei den von der Zwangsabgabe betroffenen Großanlegern. "Das ist ja eine wesentliche Motivation für die Maßnahme, dass da viele große ausländische Vermögen in Zypern angelegt worden sind", so Keuschnigg. Zypern habe diese Vermögen auch angezogen. "Und da kann man natürlich schon erwarten, dass die Großanleger darauf schauen, wie sicher die Banken selber sind", so der IHS-Chef.
Der Zypern-Fall zeige auch, dass die Eurozone mit der mangelnden Bankenunion noch immer nicht auf solche Fälle vorbereitet sei. Gäbe es eine Bankenunion, würde man die am schlimmsten betroffenen Banken in einem grenzüberschreitenden Insolvenzverfahren abwickeln und andere rekapitalisieren. "Dann wären die Kosten in erster Linie bei den Aktionären, den nach- und vorrangigen Anleihen und ganz am Ende erst bei den Einlegern", so Keuschnigg. Und bei der Rekapitalisierung müssten dann die europäischen Institutionen eingreifen.
"Jetzt funktioniert dass offensichtlich noch nicht", so der IHS-Chef. Jetzt bestünde die Lösung darin, dass Bankensystem aufrecht zu erhalten.
Das Risiko einer Ansteckung für anderer Krisenländer ist laut Keuschnigg vorhanden, denn auch die Banken in Spanien oder Griechenland seien nicht über alle Zweifel erhaben. Das Zypern-Paket sei zwar als "einmalige" Maßnahme paktiert worden, ob dies glaubhaft sei, sei eine andere Frage.
Die Zypern-Maßnahme komme zudem in einer Zeit, da die Kapitalmärkte gerade wieder mehr Vertrauen gefasst hätten und Gelder wieder in die umgekehrte Richtung, in die Krisenländer, geflossen seien.
Andererseits sei die Eurozone jetzt schon besser auf solche ansteckenden Ereignisse vorbereitet als früher. Die Banken hätten in der Zwischenzeit auch in diesen Ländern ihre Eigenkapitalquoten aufgebaut, zudem gebe es Garantien der EZB. Wie sehr sich das auf das Verhalten der Anleger in den anderen Staaten auswirken werde, sei aber noch nicht absehbar - "das ist ein Risiko", so Keuschnigg. Man könne nur Vertrauen, dass die Banken schon mehr kapitalisiert seien und schon mehr Risiko nehmen könnten.
Prinzipiell sei das einfrieren des Bankensystems in absoluten Krisenfällen in jedem Land weltweit möglich, auch in Österreich, so Keuschnigg. "Nur die Wahrscheinlichkeit, dass Österreich auch nur annähernd in eine solche Situation kommt, geht gegen Null - jedenfalls in der jetzigen Situation", so der IHS-Chef. Österreich sei mit den Krisenländern nicht vergleichbar.
(Schluss) ggr/tsk
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