06.03.2013 13:46:00
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Verbund kürzt Investitionen, stellt aber in Deutschland auf Wachstum
Mit einem - schon abzüglich der Investitionen - gewachsenen Free Cashflow und einer weiter reduzierten Verschuldung hat der Konzern auch ausreichend "Feuerkraft" dafür. Seine Nettoschulden konnte der Verbund voriges Jahr um 18 Prozent auf 3,31 (4,05) Mrd. Euro senken und damit die Gearing-Ratio auf 64,9 (82,3) Prozent verbessern. Zugleich legte das Eigenkapital leicht um 3,7 Prozent auf 5,10 (4,92) Mrd. Euro zu.
Statt ursprünglich geplanter 2,2 bis 2,3 Mrd. Euro Investitionen binnen fünf Jahren, sieht das Programm aktuell nur 1,5 Mrd. Euro für den Zeitraum 2013 bis 2017 vor, wie Anzengruber sagte. Davon sind allein zwei Drittel oder 1 Mrd. Euro für Stromnetz-Investments geplant, gut 300 Mio. Euro für den Windkraft-Ausbau (in Rumänien, Deutschland und Österreich) sowie 160 Mio. Euro für den Wasserkraftausbau (primär das Pumspeicherwerk Reißeck II und 155 Mio. für Effizienzsteigerungen bestehender Anlagen (u.a. Ybbs, Kaprun, Zillertal).
Von 2010 bis 2012 habe der Verbund 1,7 Mrd. Euro allein in Österreich investiert, also jährlich im Schnitt 600 Mio. Euro, sagte Anzengruber. 830 Mio. der 1,7 Mrd. entfielen auf Erneuerbaren Energien (Wind, Wasser), etwa den Pumpspeicher Limberg II (Kaprun), rund 400 Mio. Euro auf das Gas-Kombi-Kraftwerk Mellach mit 830 MW Leistung in der Steiermark sowie 430 Mio. Euro für Netzerweiterung und Netzvorprojekte. Die Pausentaste gedrückt hat der Verbund dagegen bei Vorhaben an Salzach, Mur und im Windbereich, sie wurden aus der kurzfristigen Investitionspipeline herausgenommen, wie Anzengruber sagte.
In Deutschland, wo der Verbund durch den vor dem Abschluss stehenden Ausbau seiner Innkraftwerk-Beteiligungen zum zweitgrößten Wasserkraftwerkerzeuger im Nachbarland wird, möchte Österreichs führender Stromkonzern seine "Position weiter ausbauen", so Anzengruber. Schon heute setze der Verbund mit 20 Mrd. kWh jährlich rund 43 Prozent seines gesamten Stroms in Deutschland ab (20,2 von insgesamt 47,5 TWh) und habe dort seine Position als führender Grünstromlieferant ausgebaut. Mit dem mit E.ON vereinbarten Asset-Swap - Türkei-Ausstieg gegen weitere Innkraftwerke - werde sich die Verbund-Erzeugung in dann 21 Kraftwerken in Bayern schlagartig auf knapp 3,9 Mrd. kWh verdoppeln können.
In Österreich möchte Anzengruber bei den Endkunden zulegen. Die Zahl der Endkunden soll binnen drei Jahren auf über 500.000 oder gut 10 Prozent Marktanteil verdoppelt werden, hatte er vor zwei Wochen gesagt. Letztlich seien hier 15 Prozent der Zielwert, bekräftigte Anzengruber nun. Die Ankündigung des Konkurrenten oekostrom AG, dass eine Neuauflage des Hofer-Stromangebots gearbeitet werde, sieht der Verbund-Chef gelassen: "Wir begrüßen je Aktion eines Wettbewerbs am Markt."
Umsatzwachstum sei aber nicht alles. "Der Umsatz ist beim Verbund nicht unbedingt kriegsentscheidend", betonte der Konzernchef am Mittwoch. Wichtiger sei da die Ertragskraft - und die Margen; diese seien durchaus schön. 2012 stiegen die Umsatzerlöse um 4,8 Prozent auf 3,174 Mrd. Euro; für 2013 haben Bankanalysten zuletzt im Schnitt nur Erlöse von knapp 3,1 Mrd. und für 2014 sogar nur 2,8 bis 2,9 Mrd. Euro prognostiziert.
Bei Gaskraftwerken lassen sich derzeit nicht die Vollkosten verdienen - und es sei auch nicht abzusehen, dass sich daran in den nächsten zwei, drei Jahren etwas ändern werde, sagte Anzengruber auf entsprechende Fragen. Probleme damit hat der Verbund außer in Mellach auch in Italien und in Frankreich. Mit rund 1.000 bis 1.500 Stunden im Jahr würden diese Anlagen "deutlicher weniger als ursprünglich geplant" laufen.
Bei dem schon teilabgeschriebenen Mellach hofft Anzengruber noch auf weitere Erfolge in Verhandlungen mit dem Gas-Großlieferanten EconGas, einer OMV-Tochter. Ein erster Schritt der Restrukturierung sei hier bereits 2012 mit EconGas gelungen, "aber wir sind noch nicht am Ende der Fahnenstange". Eine gewisse Erleichterung gibt es für den Verbund dergestalt, dass anders als bisher Kraftwerk und Gasvertrag nicht mehr gemeinsam, sondern getrennt dargestellt werden können, der Vertrag als Derivat. "Wir müssen das Gas aus dem Take-or-pay-Vertrag also nicht mehr unbedingt verstromen, sondern können das auch handeln, aber es muss jetzt dadurch at market bewertet werden, wobei es Rückstellungs-Dotierungen oder -Auflösungen geben kann", erläuterte Anzengruber.
In Italien ist die Situation nicht besser. Dort sind zwar die Strompreise höher, aber auch die Gaseinstandspreise, somit sei der Spread etwa gleich. Das Konjunktur- und das Marktumfeld in Italien sei schlecht, "wir sind aber zuversichtlich dass wir gemeinsam mit der Sorgenia-Geschäftsführung bei der Reaktion auf den italienischen Markt ein Stückchen weiterbringen". Bei den Anteilen, der Verbund hält 45 Prozent am Stromversorger Sorgenia, seien keine Änderungen geplant. Der Verbund-Stromabsatz in Italien sank 2012 um ein Drittel auf 288 GWh.
In Frankreich dagegen verfüge die Tochter Poweo über relativ freie Gasverträge: Erstens seien sie nicht ölpreisgebunden, zweitens könne man sich auch am Spotmarkt bedienen. Die beiden Gaskraftwerke in Frankreich mit je rund 400 MW seien jetzt vollkonsolidiert, die Bemühungen um eine Restrukturierung werde man in Frankreich in den nächsten Monaten fortsetzen, so Anzengruber. Der Verbund-Stromabsatz schrumpfte dort im Vorjahr um über 40 Prozent auf 2.179 GWh.
2012 betrug der Beitrag der französischen Beteiligungen minus 86,2 Mio. Euro, nach minus 136,8 Mio. Euro 2011. Der Beitrag der italienischen Sorgenia verschlechterte sich vor allem wegen des schwierigen Marktumfelds für Gaskraftwerke auf minus 81,2 (minus 3,3) Mio. Euro. Das Beteiligungsergebnis insgesamt konnte voriges Jahr um 96,2 Mio. auf -80,3 Mio. Euro verbessert werden.
Von seinem gesamten Stromabsatz von 47.483 GWh (+1,3 Prozent) setzte der Verbund-Konzern voriges Jahr 9.568 GWh (+13,6 Prozent) bei Endkunden ab, 20.506 GWh (-0,9 Prozent) bei Weiterverteilern und 17.409 GWh (-2,0 Prozent) bei Händlern. 24.316 GWh von der Gesamtmenge wurden in Österreich abgesetzt, um 1,9 Prozent mehr.
Die Verbund-Aktie lag nach einem positiven Start am Vormittag gegen 13.40 Uhr mit 15,83 Euro um 3,30 Prozent im Minus. Der ATX war zugleich 0,52 Prozent im Plus.
(Forts. mögl.) sp/itz
ISIN AT0000746409 WEB http://www.verbund.com
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