05.03.2013 15:11:00

ÖIAG - Kemler: Neue Konzepte für Staatsholding sehr weit gediehen

Der immer noch neue Chef der Beteiligungsholding ÖIAG, Rudolf Kemler, hat nach vier Monaten im Amt im APA-Gespräch am Dienstag eine erste Bilanz gezogen und auch einen Ausblick für etwaige Weiterentwicklungen der Staatsholding gegeben. "Konzepte für mögliche Weiterentwicklungen der ÖIAG sind jetzt schon sehr weit gediehen und nach der kommenden Nationalratswahl für die neue Regierung sofort greifbar", sagte Kemler. Beispielsweise sei ein Cluster eine von sehr vielen Ideen, "entscheiden muss aber immer der Eigentümer, sprich Regierung".

Die Weichenstellung, was angewendet werden könne, brächte aber erst das nächste Regierungsprogramm, betonte der ÖIAG-Chef. Man schaue sich derzeit auch die Staatsholdings anderer Staaten "genau" an. Das sind etwa Finnland, Schweden, Frankreich - "aber auch Singapur bietet interessante Ansätze", sagte Kemler. In die drei genannten europäischen Länder sind von Kemler Reisen zu den Chefs der dortigen Staatsholdings geplant, um Gespräche zu führen und sich zu informieren.

Es zeige sich zudem in anderen Ländern, dass es in den vergangenen zehn Jahren "stärker in Richtung Zentralisierung im Gegensatz zu Privatisierungen" gegangen ist, gewährte der Manager Einblicke in mögliche Entwicklungen.

Debattiert wurde zuletzt schließlich von einer Privatisierung aller ÖIAG-Anteile bis zum Eingehen neuer Beteiligungen - etwa am Verbund oder der Asfinag - alles. "Wir zeigen der Politik Optionen, Anregungen, Bewertungen, Empfehlungen - entscheiden muss die Regierung", so Kemler.

"Wir schauen beispielsweise, was rund um die drei Unternehmen herum an Extra-Wertschöpfung herauszuholen wäre", so Kemler. Man mache sich Gedanken, "wo Innovation möglich ist, wo junge Ideen sind, mit denen die Chance auf die Schaffung von Mehrwerten besteht". Ein Innovations-Cluster sei "hier eine von sehr vielen Ideen", so der Manager zur APA.

Kemler betonte, wie wichtig die drei Hauptbeteiligungen der ÖIAG - Telekom Austria, Post AG, OMV - für die heimische Wirtschaft sind. "Die drei beschäftigen in Österreich 36.000 Menschen, insgesamt 70.000 Menschen. 97 Prozent der Aufträge gehen an KMU. Rund 15.000 KMU, die davon profitieren, beschäftigen weitere 45.000 Menschen."

Zur Telekom Austria sagte Kemler, es komme ein dritter Vorstand, und zwar für die Technik (CTO). Die Gespräche mit potenziellen Kandidaten seien bereits in der Endphase, der Kandidat vor der HV fixiert. Die Liquidität der Telekom Austria sei durch eine sechsfach überzeichnete Hybrid-Anleihe über 600 Mio. Euro gestärkt worden. "Ich sehe derzeit keine besonders dramatische Situation", so Kemler. Die Bündelung von Leistungen zahle sich für die Firma ebenso schon aus. Diese "Konvergenzstrategie" werde man in den Nachbarländern ebenso ausbauen wie auch Angebotsbündel aus TV, Festnetz, Handy, Internet. "Man muss schauen wo das Wachstum ist", so Kemler.

Im Herbst stehen zudem Versteigerungen digitaler Frequenzen (wegen der Digitalisierung des Rundfunks) und auch alter Frequenzen an. Das möge alleine zwar nicht reichen, "aber eine Prognose ist extrem schwierig, schließlich ist es eine Versteigerung bei der ich noch nicht weiß, was sie einbringt".

Auch bei einer Änderung der Aktionärsstruktur - Stichwort: Carlos Slim, zweitgrößter Telekom-Eigner - müsse letztlich die Politik entscheiden, ob man beispielsweise das Kapital aufstocken wolle. Es gebe aber auch andere Konstruktionen wie eine eigene Holding im Osten, "die nicht meine erste Präferenz ist". Zuerst brauche es eine Strategie des Unternehmens, "die aktuell schon sehr weit gediehen ist."

Die Post AG habe sich "in den vergangenen Jahren extrem positiv entwickelt - siehe Börsewert", so Kemler, der das dortige Management lobte. Die Post sei nun ein "modernes Logistik- und Dienstleistungsunternehmen". Auch der kürzliche Streit um die Ausweitung der Zustellungsrajone inklusive Streikdrohung der Gewerkschaft sei "nun gelöst, in Summe geht sich das mit der Arbeitszeit durch die Betrachtung über ein Jahr aus".

Zum OMV-Beteiligungspartner IPIC meinte Kemler, "da hat es in der Vergangenheit sicher Spannungen gegeben, jetzt aber eine sehr angenehme Zusammenarbeit". Er habe intensiven Kontakt gehabt, die Syndikatsmeetings verliefen nun positiv. Auf die Frage, ob die OMV mit der Pipeline nicht einen toten Stein streichle, sagte Kemler, dass es sich um ein "wichtiges Projekt" handle. Zwar müsse man noch abwarten, wie viel Gas tatsächlich im Schwarzen Meer gefunden werde. Wenn viel gefunden werde sei das Projekt "extrem wichtig", wenn wenig gefunden werde sei es immer noch "bedeutend".

Die ÖIAG hält 52,85 Prozent an der Post AG, 31,50 Prozent an der OMV und 28,42 Prozent an der Telekom Austria. Politisch zuständig für die ÖIAG ist Finanzministerin Maria Fekter (V).

Für Dienstagabend war noch die sogenannte Speakers' Lounge Grayling "Die ersten 100 Tage an der Spitze der ÖIAG" mit dem ÖIAG-Vorstand Kemler geplant. Kemler ist seit 1. November 2012 Alleinvorstand.

(Das Gespräch führte Philip Stotter/APA)

(Schluss) phs/gru

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