Weniger Umsatz und Gewinn 12.02.2013 12:30:36

Auto- und Stahlkrise haben ThyssenKrupp weiter fest im Griff

Das erste Quartal des Geschäftsjahres 2012/13 (30. September) war bei ThyssenKrupp geprägt von starken Rückgängen im europäischen Stahlgeschäft und der Sparte, die Produkte für die Auto- und Nutzfahrzeugindustrie herstellt. Gut lief dagegen der Verkauf von Aufzügen, Rolltreppen & Co sowie Spezial- und Großanlagen. Konzernweit gingen Umsatz und operativer Gewinn im fortgeführten Geschäft deutlich zurück. Konzernchef Heinrich Hiesinger rechnet nur mit einer allmählichen Besserung. Über das Geschäftsjahr gesehen dürfte der Umsatz stagnieren und der operative Gewinn deutlich zurückgehen.

Wieder aufwärts soll es erst im kommenden Geschäftsjahr 2013/14 gehen. Dann will Hiesinger die ersten Früchte seiner Umbauarbeiten und Sparprogramme ernten. "Wir sind auf gutem Weg, unsere operativen Ziele im Gesamtjahr 2012/13 zu erreichen", sagte er. "Mit der heutigen Ertragskraft des Konzerns können wir jedoch nicht zufrieden sein." Der seit Januar 2011 amtierende Unternehmenschef hatte erst am vergangenen Freitag den Sparkurs im europäischen Stahlgeschäft verschärft. Hiesinger setzt zudem weiter darauf, die beiden Stahlwerke in Brasilien und den USA, die sich als Milliardengräber entpuppten, bis Ende September endgültig los zu sein. Der Verkaufsprozess verlaufe weiterhin nach Plan. Weitere Details nannte er nicht.

DEUTLICHE BESSERUNG ERST IN ZWEITER JAHRESHÄLFTE

Nach zuletzt hohen Verlusten, die vor allem auf die Probleme in Übersee und der inzwischen verkauften Edelstahlsparte zurückgehen, erzielten die Essener im ersten Quartal zumindest wieder einen Gewinn. Dieser fiel mit 35 Millionen Euro allerdings gering aus. Belastet haben erneut auch die Geschäfte in Brasilien und USA. Die Essener konnten aber immerhin in allen Sparten, die mittelfristig im Konzern bleiben sollen, einen operativen Gewinn erzielen - allerdings ging er in vier der sechs Segmente zurück. Konzernweit sank der bereinigte Gewinn vor Zinsen und Steuern (EBIT) im fortgeführten Geschäft um 38 Prozent auf 229 Millionen Euro.

Im zweiten Quartal dürfte diese Größe wieder bei rund 200 Millionen Euro liegen. Eine deutliche Besserung erwartet der Vorstand erst für die zweite Jahreshälfte. Im Geschäftsjahr 2012/13 soll der bereinigte operative Gewinn bei rund einer Milliarde Euro und damit fast ein Drittel unter dem Vorjahreswert liegen. Im ersten Quartal fiel der Umsatz im fortgeführten Geschäft um acht Prozent auf 8,84 Milliarden Euro. Einen Hoffnungsschimmer gab es dagegen beim Auftragseingang. Dieser blieb vor allem wegen Großaufträgen im Anlagenbau mit 9,64 Milliarden Euro stabil. Für den DZ-Bank-Experten Dirk Schlamp fielen die Zahlen im Großen und Ganzen wie erwartet aus. Die Aktie sei auf dem gegenwärtigen Niveau fair bewertet.

AKTIE SEIT DEZEMBER BESSER ALS DER Dax - AM DIENSTAG KAUM BEWEGT

Das im DAX notierte Papier gab am Dienstag bis zum Mittag leicht nach. Die Aktie hatte sich seit Bekanntgabe des Milliardenverlusts im Dezember deutlich besser als der deutsche Leitindex entwickelt. ThyssenKrupp war 2011/12 vor allem wegen der Werke in Amerika tief in die roten Zahlen gerutscht. Das Unternehmen strich deswegen erstmals in der Geschichte die Dividende. Neben den Problemen in Übersee wurde der Traditionskonzern von einer Reihe von Kartell- und Korruptionsfällen erschüttert. Diese mündeten im Dezember in dem Rauswurf des halben Vorstands.

In dem Zwischenbericht warnt das Unternehmen zudem vor "erheblichen finanziellen Konsequenzen" aus Kartell- und Korruptionsverstößen und verweist auf noch nicht abgeschlossene Gespräche mit einzelnen Kunden wie der Deutschen Bahn über einen Schadensausgleich. Eine zuverlässige Schätzung der finanziellen Folgen sei noch nicht möglich. Bereits im abgelaufenen Geschäftsjahr sei eine Rückstellung für Bußgeldrisiken in Höhe von 30 Millionen gebildet worden, hieß es.

/zb/uta/jha/stb

ESSEN (dpa-AFX)

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