31.01.2013 15:13:00

Ungarn verschreckt derzeit die internationalen Anleger

Für internationale Investoren ist Ungarn derzeit ein heißen Eisen. "Das Land leidet unter einem Image-Einbruch im Ausland, der Auswirkungen auf die Wirtschaft hat", sagte die Handelsdelegierte der Wirtschaftskammer Österreich in Budapest, Erika Teoman-Brenner, am Donnerstag vor Journalisten in Wien. "Wir spüren es, dass neue Investoren sich abschrecken lassen." Gleichzeitig befindet sich Ungarn in einer Rezession und kämpft gegen sein Budgetdefizit an.

Ungarn wird als instabiles Land mit einer instabilen Wirtschaftspolitik und nicht berechenbaren Rahmenbedingungen angesehen. Investoren hätten das Gefühl, das Land sei nicht sicher.

Die Regierung habe auch durchaus bereits einige Maßnahmen ergriffen, die ausländische Investoren direkt betroffen hätten. Änderungen seien teilweise völlig unerwartet über Nacht und teilweise mit rückwirkender Gültigkeit getroffen worden. "Die Firmen konnten sich also überhaupt nicht darauf einstellen."

So gab die Regierung den Angaben zufolge beispielsweise vor, dass die Betriebskosten für die ungarischen Haushalte um 10 Prozent sinken müssen. Die Energieversorgung liegt praktisch zu 100 Prozent in ausländischer Hand. "Das sind gravierende politische Eingriffe in die Wirtschaft", so Teoman-Brenner.

Die Unberechenbarkeit schade dem ungarischen Wirtschaftsstandort immens. Ungarn sei in zweierlei Hinsicht extrem abhängig vom Ausland - das Land brauche die Investitionen und den Export dringend. Der wichtigste Exportpartner ist Deutschland.

"Der Export ist der wesentlichste Pfeiler, auf dem die ungarische Wirtschaft derzeit ruht", so die Wirtschaftsdelegierte. Allerdings konzentrierten sich die Ausfuhren sehr stark auf den Automotive-Bereich. "Die einzigen Investitionen, die derzeit kommen, fließen in diesen Sektor und sie kommen im Wesentlichen aus Deutschland." Diese Abhängigkeit von einem Sektor mache die ungarische Wirtschaft noch verletzbarer.

Die Regierung müsse derzeit einen schwierigen Spagat schaffen - "einerseits muss sie das Budget sanieren und macht hier auch ganz ernsthafte Anstrengungen, andererseits würgt sie mit diesen Maßnahmen das bisschen Wirtschaftswachstum ab".

Ungarn befindet sich in der Rezession. Das Wirtschaftswachstum wird sich 2013 auf "plus/minus Null" belaufen. "Das heißt wir haben im Land selber kein Wachstum, keine Inlandsnachfrage, stagnierende bzw. sinkende Realeinkommen und keine Investitionen", umriss Teoman-Brenner das Dilemma. Die Durchschnittseinkommen - nicht einmal ganz 800 Euro pro Monat - seien bereits unter jene in der Slowakei gerutscht, was für die Bevölkerung eine Tragik sei.

Entsprechend verhalten entwickeln sich die österreichischen Lieferungen nach Ungarn. Die heimischen Ausfuhren gingen 2012 ersten Schätzungen zufolge um 2 bis 2,5 Prozent auf 3,5 Mrd. Euro zurück. Die Importe aus Ungarn wiederum dürften um 4 Prozent auf 3,5 bis 3,6 Prozent gestiegen sein. Die bilaterale Handelsbilanz ist also ausgeglichen.

(Schluss) kre/cs

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