29.01.2013 06:00:00

Indonesien - reich mit 20 Dollar am Tag

In Indonesien wächst der Mittelstand rapide an, bald wird mehr als die Hälfte der 240 Mio. Menschen zählenden Bevölkerung dazu gehören. Mittelstand, das sind Menschen zwischen sechs und 20 Dollar am Tag, also umgerechnet pro Monat 130 bis 450 Euro, rechnet Maxi Gunawan von der indonesischen Investitionsagentur der österreichischen Wirtschaftsdelegation im Schlepptau von WKÖ-Chef Christoph Leitl vor. Wer mehr hat, gilt als reich - und das sind nur 0,2 Prozent der Bevölkerung.

Auch das sind noch viele Menschen und die Skala ist nach oben offen: Die Hochzeit mit 3.000 Gästen im luxuriösen Hyatt-Hotel ist für die Managerin nur eine mittelgroße, um aufzufallen müssten es schon mehr als 6.000 Gäste sein. Alleine an diesem Sonntag fanden zwei solche Trauungen im Haus statt.

Indonesien kämpft trotz jährlich sechs Prozent Wachstums mit dem Ausbau der Infrastruktur. Industrie, Energie, Gesundheit sind die wichtigsten offenen Punkte des aktuellen 15-Jahres-Entwicklungsplans, der Indonesien zu einer der stärksten zehn Wirtschaftsnationen der Welt machen soll, erzählt Lukman Rizal, Vizeminister für internationale Wirtschaftsbeziehungen. Von den Österreichern erhofft er sich Technologie und Know-how. Andritz etwa ist schon groß im Geschäft, 80 Prozent der Wasserkraftwerke Indonesiens laufen mit elektromechanischer Ausrüstung des börsenotierten österreichischen Unternehmens.

Wäre Strom nicht subventioniert und die Produktion damit unrentabel, könnten viel mehr Kraftwerke entstehen, merkt Josef Ullmer, seit 27 Jahren für Andritz Hydro in der Region tätig, an. Quellen könnten - abgesehen von der Kohle - reichlich vorhandene Wasserkraft oder ebenso im Überfluss zur Verfügung stehende Geothermie sein. Indonesien steht auf einer Vulkankette, 40 Prozent der weltweit bekannten geothermischen Ressourcen gilt es hier zu nutzen, nur vier Prozent des Potenzials sind bisher gehoben, vergleicht Gunawan. Und Rizal erinnert daran, dass jährlich 3.000 Megawatt zusätzlicher Kraftwerkskapazitäten geplant waren, aber "wir haben das nicht geschafft".

Weite Teile des Landes mit seinen 17.500 Inseln sind noch nicht mit Strom versorgt und die fehlende Infrastruktur verhindert ein noch stärkeres Wachstum. Bis zu einer Million Autos und sieben Millionen Motorräder kommen jährlich neu auf die Straßen des Landes, deren Ausbau dem Ansturm nachhinkt. Eine eigene Autoindustrie oder zumindest der Aufbau von Zulieferern steht im Entwicklungsplan. Platzhirsche sind hier aber die Japaner und Koreaner, Europa ist doch weit weg. Und in Indonesien macht man sich Gedanken, ob der Euro überhaupt bestand hat. "Schauen Sie sich den Wechselkurs an. Ich würde mir mehr Sorgen um den Dollar als um den Euro machen" hält dem Leitl entgegen - und hat damit die Lacher auf seiner Seite.

(Schluss) tsk/vib

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