Industriellenvereinigung 28.01.2013 17:34:00

Konjunkturstimmung hellt sich zu Jahresbeginn auf

"Wir durchleben meteorologisch und konjunkturell einen harten Winter - allerdings mit Aufhellungen", sagte IV-Generalsekretär Christoph Neumayer am Montag bei einer Pressekonferenz in Wien. In großen Teilen Europas gebe es eine rezessive Entwicklung, Österreich hingegen entwickle sich - im Geleitzug mit Deutschland - auf der positiven Seite, freut sich Neumayer.

Die Stimmung bei den befragten Unternehmen hat sich im vierten Quartal deutlich aufgehellt. Das IV-Konjunkturbarometer legte von +2 Punkten im dritten Quartal auf +15 Punkte im vierten Quartal 2012 zu. Es bleibt damit aber noch immer hinter dem Niveau zur Jahresmitte 2012 zurück.

Das Konjunkturbarometer wird als Mittelwert aus den Beurteilungen der gegenwärtigen Geschäftslage und der Geschäftslage in sechs Monaten bestimmt. An der jüngsten Konjunkturumfrage der Industriellenvereinigung beteiligten sich 447 Unternehmen mit rund 295.000 Beschäftigten.

IV-Chefökonom Christian Helmenstein sieht in den neuesten Daten der Konjunkturumfrage gleich mehrere typische Phänomene einer sehr frühen Phase der Konjunkturerholung. "Wir sehen Anzeichen einer Stabilisierung, die im Jahresverlauf in eine Erholung übergehen wird", sagte Helmenstein. Das "Double-Dip-Szenario", also das zweimalige Abgleiten in die Rezession, finde nicht in den USA sondern in Europa statt. Gegen einen Absturz der Weltwirtschaft spreche aber das für 2013 prognostizierte globale Wachstum von 3,5 Prozent.

In Österreich ortet die IV bei den Unternehmen eine Ausweitung der Ausbringungsmenge, um die eigenen Lagerbestände wieder aufzufüllen. Das sei ein typisches sehr frühes Erholungszeichen, erläuterte Helmenstein. Auch bei der Beschäftigungsentwicklung sei der "untere Wendpunkt der Erwartungshaltung überschritten", in der Industrie laufe der Beschäftigungsabbau aus.

Ohnehin habe die österreichische Industrie insgesamt einen "extrem hohen Beschäftigungsstand" gehalten. Die Einstellungsneigung der Unternehmen sei aber noch nicht positiv, das sei typisch für die erste Phase einer Erholung. Die derzeitige Ertragssituation sei "besser als befürchtet", obwohl sich der Druck auf die Preise noch verstärkt habe - wegen der Überkapazitäten in Europa und der Kapazitäten in China.

Bei einer Analyse des Quartalswachstums zeige sich der "fatale Einbruch" durch die Finanzkrise 2008. Bis zum Jahr 2012 habe sich die Wirtschaft wieder an das alte Niveau herangearbeitet, ab da gebe es eine stagnierende Wirtschaftsentwicklung in Österreich. "Wir werden uns von Wachstumsraten, wie wir sie in der Vergangenheit gewohnt sind, auf Dauer verabschieden müssen", so der Ökonom.

Die Investitionen würden zum Großteil nicht in Österreich stattfinden, dafür sieht er die Entwicklung der Investitionskosten in Österreich verantwortlich. Mit Wachstumsraten von 1,3 Prozent könne man aber nicht zufrieden sein. Durch derart niedrige Wachstumsraten werde Österreich in Zukunft rezessionsanfälliger: "Jede konjunkturelle Schwächephase wird uns in eine Rezession bringen", warnte er.

gru/kre

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