CAC 40
28.01.2013 09:44:33
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Hollande setzt sich für Frau an der EADS-Spitze ein - Kreise
Von Sam Schechner, Daniel Michaels und Marcus Walker
Die französische Regierung will offenbar den Chefposten des EADS-Verwaltungsrates mit einer Frau besetzen. Die 53-jährige Anne Lauvergeon hatte lange Zeit den staatlich kontrollierten Atomkonzern Areva SA geleitet und sei die Favoritin von Frankreichs Präsident Francois Hollande, hieß es von Regierungsvertretern. Derzeit sollen allerdings die Eigentümerstruktur bei EADS vereinfacht und der staatliche Einfluss zurückgedrängt werden. Ob die regierungsnahe Lauvergeon für diese Strategie die richtige Wahl ist, erscheint manchen Beobachtern ungewiss.
Lauvergeon habe die "Branchenexpertise" und die "Erfahrung", um den Verwaltungsrat anzuführen, sagte hingegen ein französischer Regierungsvertreter. Zugleich kündigte das französische Finanzministerium offiziell die Nominierung von Lauvergeon und des früheren EZB-Präsidenten Jean-Claude Trichet als Vertreter der Pariser Regierung im Verwaltungsrat an.
Deutschland hat über seine beiden Vertreter offenbar ebenfalls bereits entschieden. Der Daimler-Aufsichtratsvorsitzende Manfred Bischoff und der ehemalige Chef des Bundesverbands der Deutschen Industrie (BDI), Hans-Peter Keitel, sollen die wichtigen Posten übernehmen, sagten mit der Angelegenheit vertraute Personen. Das offizielle Recht, den Vorsitzenden des Verwaltungsrates zu bestimmen, haben weder Paris noch Berlin.
Die französische Fürsprache für die Ex-Areva-Chefin ist ein erster ernsthafter Test, inwiefern sich der europäische Luftfahrtkonzern gegen staatlichen Einfluss wehren kann. Es ist noch nicht einmal zwei Monate her, dass die französische Regierung einlenkte und jetzt nur noch zwei der zwölf Direktoren selbst bestimmen kann. Eine Verwaltungsratsvorsitzende Lauvergeon würde tendenziell den Staatseinfluss wiederum erhöhen.
Der Schritt der Regierung aus Paris folgt auf intensive Debatten in Frankreich und Deutschland im vergangenen Jahr über die Unternehmenskontrolle bei EADS. Laut einem Plan vom Dezember sollen Paris und Berlin künftig nur noch jeweils 12 Prozent an EADS halten. Das Vorhaben soll den Aktionären im März unterbreitet werden. Zugleich sollen die Daimler AG und die Lagardere SCA, die den Luft- und Raumfahrtkonzern einst mitgründeten, ihre Beteiligungen zurückfahren. Beide Konzerne agierten lange Jahre wie Stellvertreter ihres jeweiligen Landes bei EADS.
Die Änderungen bei EADS kommen, nachdem die Fusion mit dem britischen Rüstungsunternehmen BAE Systems im vergangenen Herbst wegen deutscher Bedenken scheiterte. Die EADS-Tochter Airbus wächst derzeit rasant, während die Verteidigungssparte nicht ausreichend Größenvorteile nutzen kann und mit unsicheren Aussichten konfrontiert ist. EADS-Manager hoffen: Die neue Unternehmensführung und Eigentümerstruktur lösen die Fesseln, die ihnen der Staat noch auferlegt. Dann könnte der Konzern trotz teilweiser Regierungsbeteiligung stärker nach rein kommerziellen Gesichtspunkten operieren.
Die Nominierungen für die 12 Sitze im Verwaltungsrat müssen den Aktionären innerhalb der kommenden zwei Wochen vorliegen. EADS könnte dann eine Aktionärsversammlung anberaumen, damit diese den neuen Verwaltungsrat absegnet, erklärten mit der Angelegenheit vertraute Personen.
Unter den neuen Regeln können Frankreich und Deutschland jeweils zwei sogenannte "Vertreter für die nationale Sicherheit" in den Verwaltungsrat berufen. Beide Länder dürften jeweils einen weiteren Vertreter außerhalb des Spitzengremiums ernennen. Gleichwohl tobte jüngst eine Debatte zwischen französischen Regierungsvertretern und dem EADS-Management über die Frage, wer künftig dem Verwaltungsrat vorstehen soll, sagten mit der Angelegenheit vertraute Personen.
Möglicherweise kommt die französische Regierung mit ihrer Favoritin Lauvergeon überhaupt nicht durch. Der frühere EADS-Vorstand Philippe Camus hat ebenfalls Interesse an dem Posten signalisiert. Von EADS-Managern wird seine Kandidatur ernsthaft erwogen. Auch das deutsche Kanzleramt begrüße einen solchen Schritt, hieß es von informierten Personen.
Das derzeitige EADS-Nominierungskomitee stehe auch hinter Camus, erklärten die Kreise weiter. Camus half als früherer Vorstand von Lagardere bei der Gründung von EADS. Rund fünf Jahre lang stand er mit an der Spitze von EADS. Auf wenig Gegenliebe stößt er aber im Elysee-Palast. Die französische Regierung "schaue nicht mit viel Sympathie" auf seine mögliche Kandidatur, sagte ein hoher Beamter.
Der Grund: Camus hat alle Hände voll zu tun mit seinem derzeitigen Job. Er ist Verwaltungsratsvorsitzender beim französischen Telekommunikationsausrüster Alcatel Lucent SA. Seine Amtszeit läuft zwar im Mai aus, aber der Konzern steckt mitten in einem tiefen Restrukturierungsprozess. Camus spielt dabei eine zentrale Rolle und könnte unentbehrlich sein. Ein Sprecher von Alcatel-Lucent wollte keinen Kommentar abgeben.
Die Kandidatin von Frankreichs Präsident Hollande, Lauvergeon, käme mit einer gemischten Bilanz zu EADS. Mehr als zehn Jahre lang stand sie an der Spitze von Areva. Ihre große Errungenschaft: Sie brachte die französischen Nukleargeschäfte unter ein Dach. Dabei warb sie unermüdlich für Atomkraft. Im Jahr 2011 verließ sie ihren Arbeitgeber. Sie hatte ganz auf eine weltweite Renaissance der Nukleartechnologie gesetzt, die so nie richtig Wirklichkeit wurde. Außerdem verstrickte sie sich in Grabenkämpfe mit einem ihrer Hauptkunden, dem staatlichen französischen Versorger Electricite de France.
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-Vanessa Fuhrmans und David Pearson haben zu diesem Artikel beigetragen.
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