11.01.2013 20:50:30

OECD sieht erheblichen Kapitalmangel bei deutschen und französischen Banken

   Von Paul Hannon

   Die Organisation für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (OECD) sieht bei den Banken der Eurozone noch einen erheblichen Kapitalmangel. Laut den OECD-Experten ist die Lücke überraschenderweise besonders bei den Instituten in Deutschland und Frankreich hoch. Die OECD wird von 34 Industrieländern getragen und berät die Regierungen für eine optimale Wirtschaftspolitik.

   Die Organisation schätzt, dass die deutschen Geldhäuser zusätzliches Kapital in Höhe von 5,5 Prozent der Wirtschaftsleistung brauchen. Gemessen am deutschen Bruttoinlandsprodukt sind das rund 140 Milliarden Euro. Die französischen Banken benötigen nach der OECD-Berechnung mit rund 150 Milliarden sogar noch mehr Geld.

   Die Volkswirte der OECD mit Sitz in Paris argumentieren, dass höhere Eigenkapitalstände entscheidend sind, damit Investoren vertrauen fassen und in die Banken investieren. Erst dadurch könnten sie wieder mehr Kredite vergeben, so dass die Wirtschaft Fahrt aufnimmt. "Es hat in Europa eine Verbesserung des Klimas gegeben, was natürlich sehr willkommen ist. Aber die Erholung würde durch unsere Vorschläge stabiler", sagte Sebastian Barnes von der OECD. Er berät den Chefvolkswirt der OECD, Pier Carlo Padoan. Die Vorschläge der Organisation sind unverbindlich.

   Barnes und Kollegen verlangen bewusst deutlich mehr Kapital in den Bilanzen, als es durch die Regeln von Basel III vorgeschrieben ist. Danach soll die Eigenkapitalquote der Institute in den kommenden Jahren auf 9 Prozent der risikogewichteten Aktiva gesteigert werden. Aus dieser Rechnung fallen aber beispielsweise Staatsanleihen raus, weil sie offiziell immer noch als sichere Anlage gelten. In der Praxis hat sich diese Regelung jedoch völlig überlebt.

   Die OECD hält es für besser, wenn die Banken der Eurozone wie in den USA eine Eigenkapitalquote von 5 Prozent der Bilanzsumme vorhalten müssten. Dafür wären tatsächlich deutlich mehr Mittel notwendig. Die Fachleute aus Paris sehen deshalb im Euroraum eine Lücke von 400 Milliarden Euro. "Dieses Problem muss in allen Euroländern angegangen werden. Die Kernländer haben große Schwierigkeiten zu lösen", betonte Barnes.

   Er will den Banken dafür aber eine längere Übergangsfrist einräumen, um den Kapitalstock aufzubauen. Um die Lücke zu schließen hält es der OECD-Berater für wahrscheinlich, dass mehr Geld der Steuerzahler eingesetzt werden muss. Wenn sich die Staats- und Regierungschefs des Euroraums dazu durchringen könnten, würden seiner Meinung nach gleichzeitig private Investoren mit an Board kommen. Dann, so Barnes, bräuchte nicht der gesamte Betrag von staatlicher Seite zu kommen.

   Kontakt zum Autor: konjunktur.de@dowjones.com

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   January 11, 2013 13:37 ET (18:37 GMT)

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