11.01.2013 13:24:31
|
EU-Aufseher wollen Euribor-Festsetzung transparenter machen
Von Geoffrey T. Smith
Die EU-Aufsichtsbehörden haben gleich mehrere Defizite bei der Überwachung der Festsetzungsmechanismen für den europäischen Referenzzinssatz Euribor ausgemacht und fordern nun entsprechend Abhilfe. So verlangen die EU-Bankenaufsicht EBA und die Europäische Wertpapier- und Marktaufsichtsbehörde ESMA gleichermaßen, dass Überwachung und Festsetzung des Euribor transparenter werden sollen. Die EU-Aufseher gehen jedoch nicht so weit, der Bankenlobby Euribor-EBF die Zuständigkeit für die Betreuung des Zinssatzes entziehen zu wollen.
Stattdessen empfehlen sie eine deutliche Ausweitung der Überprüfung der Daten, die die teilnehmenden Banken für die Feststellung der Euro Interbank Offered Rate, kurz Euribor, liefern. Banken melden dazu einmal am Tag die Zinsen, zu denen sie sich untereinander Geld leihen. Auf dieser Basis wird dann der Euribor-Referenzzins ermittelt, an dem sich die Preise für viele Finanzprodukte orientieren. Der Euribor ist ebenso wie das Londoner Pendant Libor zuletzt wegen Manipulationsvorwürfen in die Schlagzeilen geraten. Banken sollen zu ihrem eigenen Vorteil andere Zinssätze gemeldet haben als sie tatsächlich bezahlten.
Nach Vorstellung von EBA und ESMA sollen sich die für die Euribor-Festsetzung gemeldeten Daten künftig mit den tatsächlich getätigten Transaktionen abgleichen lassen. Die zum Europäischen Bankenverband gehörende Bankenlobby Euribor-EBF sollte ihre Praktiken in regelmäßigen Abständen internen Prüfungen unterziehen und zudem von Zeit zu Zeit externe Prüfungen in Auftrag geben, raten die Aufseher. Außerdem empfehlen sie, dass die teilnehmenden Banken den Ausschuss, der den Euribor überwacht, nicht länger dominieren sollten.
Zuletzt hatte der Europäische Bankenverband die Existenz des Euribor sogar schon in Frage gestellt, weil sich immer mehr Banken von der Festsetzung des europäischen Referenzzinssatzes abwenden. Die Zahl der Banken, die an der Festsetzung der Benchmark teilnehmen, liegt derweil noch bei 39 Instituten. Beim Libor werden dagegen nur 18 Banken befragt. Der Euribor ist damit weniger anfällig für Manipulationen, da der berichtete Satz jeder einzelnen Bank entsprechend weniger ins Gewicht fällt. Sollte die Zahl der teilnehmenden Banken aber weiter schrumpfen, dürften die Vorteile des Euribor gegenüber dem Libor schwinden.
Der weiter verbreitete Referenzzins Libor (London Interbank Offered Rate) musste sich auf Anordnung der britischen Regierung einer ähnlich gelagerten Prüfung wie der Euribor unterziehen. Im Falle des Libor schlug die britische Finanzaufsicht FSA jedoch grundsätzliche Reformen vor und forderte, dem britischen Bankenverband das Mandat für die Erstellung des Libor zu entziehen.
Kontakt zum Autor: unternehmen.de@dowjones.com
DJG/DJN/brb/mgo
(END) Dow Jones Newswires
January 11, 2013 06:53 ET (11:53 GMT)
Copyright (c) 2013 Dow Jones & Company, Inc.- - 06 53 AM EST 01-11-13
Wenn Sie mehr über das Thema Aktien erfahren wollen, finden Sie in unserem Ratgeber viele interessante Artikel dazu!
Jetzt informieren!