"Extreme Unsicherheit" 06.12.2012 12:14:00

Stimmung der heimischen Industrie sinkt

Angesichts des leichten Wachstums im ersten Halbjahr laufe das auf einen Rückgang im zweiten Halbjahr hinaus, sagte er am Donnerstag in Wien vor Journalisten. Die Prognose sei aber von "extremer Unsicherheit" geprägt. Anlass zur Sorge gebe unter anderem, dass erstmals seit langem der Hauptexportmarkt EU rückläufig ist. Die Ausfuhren in praktisch alle Nachbarländer - Ausnahme Slowakei - gingen heuer zurück. Der Zuwachs in Lateinamerika und Afrika könne das nur knapp ausgleichen. Nominell könnte es zwar noch ein Plus geben, unter Berücksichtigung der Inflation werde es aber auf eine Stagnation hinauslaufen.

Die Industrieproduktion ist zwar im ersten Halbjahr im Vergleich zum Vorjahreshalbjahr nominell um 4,3 Prozent und Real um 1,7 Prozent gestiegen. Rechne man aber die von steigenden Energiepreisen geprägten Branchen Wärmeversorgung und Mineralölindustrie heraus, bleibe nur ein nominelles Plus von 0,6 Prozent übrig - real also ein Rückgang. Insgesamt liegt der Wert der Industrieproduktion heuer nominell wieder über dem Niveau vor der Krise von 2008 - Real aber noch darunter.

Auch hat sich das Wachstum der Industrieproduktion von Quartal zu Quartal verlangsamt: Der Wert (abgesetzte Produktion) stieg im ersten Quartal 2012 um 6,2 Prozent und im zweiten um 2,5 Prozent, die Menge (Produktionsindex) legte um 0,8 bzw. 0,9 Prozent zu. Bei den Aufträgen gab es in Summe einen nur geringen Anstieg um 1,7 Prozent, wobei die inländischen Bestellungen um 11 Prozent zulegten, die ausländischen hingegen um 1,8 Prozent sanken.

Positiv ist, dass die Industrie die Beschäftigung stabil hält und auch weiter halten will. Im Schnitt gab es im 1. Halbjahr 405.000 Industriebeschäftigte, um 1,4 mehr als in der Vorjahresperiode. Dazu kamen noch knapp 25.000 Leiharbeiter - Plus 1 Prozent. Engelmann liest aus den Zahlen heraus, dass Leiharbeit tendenziell zugunsten der Stammbelegschaft reduziert wird. Auch lasse sich eine Verlagerung der Produktion nach Österreich erkennen. Im Aufschwung nach der Krise von 2008/09 hätten doch einige Betriebe dann Probleme gehabt, genug qualifizierte Mitarbeiter zu finden, darum versuchten alle nun "sich solide mit Qualifikation auszustatten".

Kurzarbeit, die vor kurzem verlängert wurde, sei für die Industrie "eines der Hauptziele" bei den Wünschen an die Politik. Die jüngsten Verbesserungen begrüßte Engelmann. Allerdings sei das Instrument in Deutschland wesentlich flexibler und daher auch in der Krise fünfmal häufiger angewendet worden als in Österreich.

Für das zweite Halbjahr erwarten im Vergleich zur Vorjahresperiode zwei von neun Fachverbänden eine steigende, sieben hingegen eine fallende Produktion (Saldo: -5). Im Vergleich zum ersten Halbjahr gehen vier Branchen von rückläufiger und drei von gleichbleibender Produktion aus (Saldo: -4). Die Auftragserwartungen sind ebenso rückläufig. Bei der Beschäftigung erwarten chemische Industrie sowie Maschinen und Metallwaren Steigerungen, Textil/Bekleidung/Leder/Schuh hingegen einen Rückgang, was im Saldo gerade noch ein +1 ergibt.

tsk/ivn

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