Siemens-Chef Löscher 05.12.2012 13:48:00

Gemeinsamer Weg bei Energiewende in Europa

Bei der Weiterentwicklung der Energie-Infrastruktur gehe es um nationale Schwerpunkte, aber mit einem klaren europäischen Blickwinkel - denn schließlich sei Energie auch ein wichtiger Wettbewerbsfaktor, betonte Löscher Mittwochmittag bei einem Vortrag in der Hofburg in Wien. Die deutsche Energiewende allein sei schon ein Jahrhundertwerk, doch würden schon hier im österreichischen Nachbarland 16 Bundesländer eigene Energiewenden vorantreiben, kritisierte Löscher. "Leisten können wir uns aber nur einen kosteneffizienten Umbau", betonte der Siemens-Chef.

Solardächer in Österreich oder Deutschland seien "nicht die Lösung" für die künftigen Herausforderungen im Energiebereich, da sei eine länderübergreifende Optimierung nötig. Deutschland habe bisher 180 Mrd. Euro für nur 5 Prozent Grundlastfähigkeit im deutschen Stromsystem ausgegeben - zugleich würden alte, abgeschriebene Kohlekraftwerke wieder in Betrieb genommen, dafür stünden hocheffiziente Gaskraftwerke still, weil sie sich nicht rechnen würden, so Löscher.

Der Siemens-Chef begrüßte, dass die EU-Kommission der Industrie in Europa einen höheren Stellenwert geben will. Derzeit seien 16 Prozent der europäischen Wertschöpfung industriell, Brüssel wolle diesen Anteil auf 20 Prozent anheben, das sei "gut und richtig". Dabei werde dann auch Energie eine große Rolle spielen, zeigte sich Löscher überzeugt.

"Wie können wir die erfolgreiche industrielle Stärke Europas erhalten und die Zukunftsmärkte besetzen?", lautet für den Siemens-Konzernchef die Frage. Energie sei ein Wettbewerbsfaktor, auch das müsse im Auge behalten werden. Derzeit gebe es in Europa "viele viele Energiewenden mit vielen Schwerpunkten", da müsse geklärt werden, wie sich der Kontinent im internationalen Konzert richtig aufstellen könne.

Der Energiehunger in der Welt werde noch stark zunehmen: In den nächsten 30 Jahre werde der Energieverbrauch um 70 Prozent wachsen, 70 Prozent dieses Anstiegs würden sich in den Emerging Markets abspielen. In diesen Ländern werde man sich aber nicht die gleichen Ineffizienzen leisten können wie bei uns. "Wir müssen das große Thema Energieeffizienz in den Vordergrund rücken", lautet das Credo Löschers.

Es gelte, in Europa den Netzausbau voranzutreiben und die Energievernetzung insgesamt stärker in den Mittelpunkt zu rücken, betonte der 55-jährige gebürtige Kärntner in seinem Vortrag auf Einladung der "Österreichischen Gesellschaft für Außenpolitik und die Vereinten Nationen" (ÖGAVN), moderiert von Ex-Kanzler Wolfgang Schüssel. Zudem müssten im Energiebereich rasch echte Großspeicher-Technologien weiterentwickelt werden; wirklich so weit sein werde man hier erst in 10 Jahren, deshalb sei hier ein "Zwischenszenario" notwendig.

sp/gru

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