Nach Flugzeugunglück 23.04.2015 11:52:40

Munich Re hält an Gewinnziel fest

"Wir liegen gut auf Kurs", sagte Munich Re-Chef Nikolaus von Bomhard am Donnerstag bei der Hauptversammlung in München. Für das laufende Jahr rechnet er weiterhin mit einem Überschuss von 2,5 bis 3,0 Milliarden Euro. Das ist merklich weniger als im Jahr 2014, als die Munich Re auch dank steuerlicher Sondereffekte 3,2 Milliarden Euro verdient hatte. Die Niedrigzinsen und der Preiskampf in der Rückversicherung machen dem Konzern zu schaffen.

Die Munich-Re-Aktie sackte bereits vor Beginn der Hauptversammlung um fast drei Prozent ins Minus und war zuletzt mit einem Minus von 2,21 Prozent immer noch zweitstärkster Verlierer im DAX. Seit der letzten Hauptversammlung vor einem Jahr hat die Munich-Re-Aktie allerdings um ein Fünftel zugelegt. Vorstandschef von Bomhard sieht das Papier gemessen am Konzerngewinn zwar nicht überbewertet. Die kräftigen Kursanstiege betrachtet er allerdings kritisch, da sie von der expansiven Geldpolitik der Europäischen Zentralbank angetrieben würden.

Zur Höhe der Schäden durch Sturm "Niklas" und den Absturz der Germanwings-Maschine Ende März machte von Bomhard zunächst keine Angaben. Das Versicherungskonsortium unter Führung der Allianz, das den Jet der Lufthansa-Tochter versichert hatte, hat nach bisherigen Angaben 300 Millionen US-Dollar (279 Mio Euro) zurückgestellt. Der Großteil des Geldes dürfte auf die Entschädigung der Familien der Opfer entfallen.

Orkan "Niklas" hat laut dem deutschen Versichererverband GDV voraussichtlich allein in Deutschland versicherte Schäden von 750 Millionen Euro angerichtet. Europaweit dürften auf die Versicherer noch höhere Kosten zukommen. Der auf Risikoanalysen spezialisierte Versicherungsdienstleister AIR Worldwide hatte die Schäden an Gebäuden, Industrieanlagen, Autos und in der Landwirtschaft bereits Anfang April auf 1,0 bis 1,9 Milliarden Euro geschätzt.

Unterdessen muss sich die Munich Re weiterhin mit heftiger Konkurrenz im Rückversicherungsgeschäft herumschlagen. "Der Preisdruck in der Rückversicherung wird 2015 wohl nur unwesentlich nachlassen", sagte von Bomhard. Weil Rückversicherer auf immer dickeren Kapitalpolstern sitzen, gibt es auf dem Weltmarkt zu viel Kapazität für Rückversicherungsschutz. Zugleich geben Erstversicherer wegen ihrer guten Lage weniger Risiken an Rückversicherer ab. Beides drückt auf die Preise.

Die Munich Re versucht sich dem Preiskampf zu entziehen. "Bei der Erneuerung von Rückversicherungsverträgen im Januar haben wir deshalb Geschäft in bedeutendem Umfang nicht gezeichnet", sagte von Bomhard. Allerdings gestaltet es sich schwierig, neue, ausreichend große Geschäftsfelder zu finden, die noch nicht so stark umkämpft sind wie etwa das Geschäft mit Sturm- und Erdbebenrisiken. Die Munich Re baut auf neue Versicherungsangebote wie den Versicherungsschutz gegen Reputationsschäden oder gegen Geschäftsausfälle durch schlechtes Wetter.

Statt ihr Geschäft zu unrentablen Konditionen auszuweiten, gibt die Munich Re daher immer mehr Geld an die Aktionäre zurück. Für 2014 sollen die Anteilseigner bei der Hauptversammlung eine von 7,25 auf 7,75 Euro erhöhte Dividende beschließen. Dies entspricht einer Ausschüttung von fast 1,3 Milliarden Euro. Zudem hat die Munich Re einen weiteren Aktienrückkauf eingeleitet. Nachdem sie seit der Hauptversammlung 2014 eigene Aktien im Wert von einer Milliarde Euro zurückgekauft hat, will sie bis zum nächsten Aktionärstreffen im April 2016 auf diesem Weg noch einmal die gleiche Summe an die Anteilseigner zurückgeben.

/stw/zb/fbr

MÜNCHEN (dpa-AFX)

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