Geringe Schäden helfen 09.11.2016 09:05:00

Munich Re erwartet wieder mehr Gewinn

Nach der Gewinnwarnung vom Mai setzte der Vorstand sein Ziel für 2016 am Mittwoch wieder herauf. Der Überschuss solle die zuletzt ins Auge gefassten 2,3 Milliarden Euro nun deutlich übertreffen, kündigte Finanzchef Jörg Schneider in München an. Nach vergleichsweise geringen Großschäden im Sommer brachte erst Hurrikan "Matthew" im Oktober teureren Wirbel. Jetzt sorgt der Sieg von Donald Trump bei der US-Präsidentschaftswahl für Unsicherheit.

Am Finanzmarkt kamen die Nachrichten nicht gut an. Am späten Vormittag lag die Munich-Re-Aktie mit fast drei Prozent im Minus - und war damit zweitschwächster Wert im von Trumps Sieg belasteten DAX.

Wie hoch der Jahresgewinn genau ausfällt, hängt Schneider zufolge "wie üblich vor allem von der weiteren Entwicklung bei Großschäden, Kapitalmarkt und den Währungskursen ab". Analysten gingen zuletzt bereits von einem Überschuss in Höhe von 2,5 Milliarden Euro aus - immer noch rund 600 Millionen weniger als im Vorjahr.

Die erwarteten Schäden durch Hurrikan "Matthew" im Oktober in den USA hat die Munich Re in ihrer neuen Prognose schon berücksichtigt. Allerdings sei die Hurrikan-Saison noch nicht ganz vorüber, warnte Schneider, und jederzeit könnten Winterstürme drohen. Am Tag von Trumps Wahlsieg falle zudem ins Auge, dass die Schwankungen an den Finanzmärkten sehr groß seien. Schneider hofft daher auf schnelle Klarheit über die künftige US-Wirtschaftspolitik.

Im dritten Quartal verdiente die Munich Re unter dem Strich 685 Millionen Euro - fast ein Drittel mehr als ein Jahr zuvor. Neben den "zufallsbedingt" geringeren Großschäden trugen dazu höhere Gewinne aus Kapitalanlagen bei. Die Brutto-Beitragseinnahmen sanken um gut ein Prozent auf 12,3 Milliarden Euro - auch infolge des Verkaufs der Erstversicherungs-Töchter in Italien.

Im Schaden- und Unfallgeschäft hinterließen Naturkatastrophen und von Menschen ausgelöste Großschäden geringere Spuren als im Sommer 2015. In der Rückversicherung schlugen die Überschwemmungen im US-Bundesstaat Louisiana und ein großer Feuerschaden mit jeweils 60 Millionen Euro noch am teuersten zu Buche. Von den Beitragseinnahmen blieb dadurch nach Abzug der Aufwendungen für Schäden, Verwaltung und Vertrieb mehr übrig. Im Auslandsgeschäft der Erstversicherungstochter Ergo reichten die Beiträge im Gegensatz zum vorigen Sommer aus, um die Aufwendungen zu decken. In Deutschland blieb die Schaden-Kosten-Quote ebenfalls unter der kritischen 100-Prozent-Marke.

Der seit gut einem Jahr amtierende Ergo-Chef Markus Rieß versucht den Düsseldorfer Versicherer derzeit für die digitale Welt zu rüsten. Im Juni hatte er ein gut eine Milliarde Euro teures Sanierungsprogramm bekanntgegeben, das erst Anfang des nächsten Jahrzehnts voll greifen soll. Ein Teil davon belastet 2016 den Konzerngewinn der Munich Re. Die Ergo komme mit dem Umbau "zügig voran", sagte Rieß. Es gebe "eine große Aufbruchsstimmung". Im Zuge der Neuaufstellung sollen bei Ergo in Deutschland netto 1800 Arbeitsplätze wegfallen.

Auch die durch Hurrikan "Matthew" in den USA angerichteten Schäden schlagen sich bei der Munich Re erst im letzten Jahresviertel nieder. Der Vorstand schätzt die Belastung "auf Basis sehr vorläufiger Zahlen" auf einen niedrigen dreistelligen Millionen-Euro-Betrag. Experten zufolge sind die "Matthew"-Folgen zu gering, um den seit Jahren anhaltenden Preisverfall im Rückversicherungsgeschäft zu beenden.

Munich-Re-Vorstand Schneider sprach von einem weiterhin herausfordernden Umfeld für Rückversicherer. Nachdem der Preisverfall zuletzt etwas nachgelassen habe, erwartet der Vorstand bei anstehenden Vertragserneuerungen "deutliche Stabilisierungstendenzen". Der Konzern sucht nach Möglichkeiten neue Märkte zu erschließen - etwa in Schwellenländern, in denen viele Naturkatastrophen-Risiken noch unversichert sind.

MÜNCHEN (dpa-AFX)

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