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10.12.2013 11:49:00

Möbelbranche sucht Auswege aus der Preisspirale nach unten

Die heimischen Möbelhersteller stöhnen unter dem Preisdruck der Top-3-Händler Lutz, Kika/Leiner und Ikea. Insgesamt stagniert der reale Umsatz der Händler und Hersteller. Der permanente Preiskampf wirke wie eine Droge für die Kunden, sagte Interio-Chefin Janet Kath Montagabend bei einer Veranstaltung in Wien. Der Preis sei aber dennoch ein zentrales Instrument, Frequenz zu schaffen.

Georg Emprechtinger, Vorsitzender der Österreichischen Möbelindustrie und Eigentümer des größten heimischen Wohnmöbelherstellers Team7, kritisierte die "extreme Rabattitis" in der heimischen Möbelbranche als "systematischen Beschiss am Kunden". Bei andauernden "Minus-50 Prozent-Aktionen" wüsste keiner der Kunden mehr, was der adäquate Preis für ein Qualitätsprodukt sei. Emprechtinger plädierte bei der Podiumsdiskussion "Die Zukunft der Möbelbranche - was kommt nach der 0%-Finanzierung?" anstatt "ständig noch billiger" zu werden mehr auf Kundenwünsche einzugehen und verstärkt auf Exporte und Designorientierung zu setzen. Sein Unternehmen wolle "jungen Designern eine Chance geben". Die Skandinavier in den 1950er- und 1960er-Jahren und später die Italiener hätten mit ihrem Design die Möbelbranche geprägt.

Team7 eröffnet kommenden Februar mit einem Partner einen Showroom in Peking. Zahlungskräftige chinesische Kunden - ein potenzieller Markt von 300 Millionen - würden europäische Qualitätsmöbel mit Ursprungsgarantie chinesische Möbel vorziehen, so Emprechtinger. Auch anderen österreichischen Möbelherstellern empfiehlt er, verstärkt auf den Export zu setzen.

Der Präsident des Verbandes der deutschen Möbelindustrie, Elmar Duffner, beklagte, dass Möbel ihren Wert als Kulturgut verloren hätten und nur mehr als Preisprodukt wahrgenommen würden. "Die Fachhändler verlieren und die Diskonter wachsen. Dem Möbelhandel fällt außer dem Preis nichts ein", kritisierte Duffner. Als positives Beispiel führte er den Lebensmittelhandel an, der etwa mit Bio, Fairtrade und Regionalität die Qualität der Produkte wieder in den Vordergrund gerückt hätte. "Der Leidensdruck in der Möbelbranche ist noch nicht groß genug, damit sich etwas ändert", so die pessimistische Einschätzung des deutschen Verbandschef.

Um sich "der Vergleichbarkeit des Marktes und dem ruinösen Preiskampf zu entziehen" ist der deutsche E-Commerce Anbieter "Fashion for Home" gleichzeitig Händler und Hersteller von Designermöbel. Kunden könnten den "richtigen Preis" der Produkte - etwa eines Sofas - schwer einschätzen, so "Fashion for Home"-Geschäftsführer Christoph Cordes. Durch Ausschaltung von Zwischenhändler könne man den Kunden einen attraktiven Preis bieten. Um den Kunden auch die Möglichkeit zu geben, die Produkte offline zu begutachten, hat "Fashion for Home" Showrooms in Berlin, Hamburg, München und Düsseldorf eröffnet. Nur im Internet ohne Händlerbasis Möbel zu verkaufen sei schwierig, betonte Cordes.

"Das Problem ist die Grundlogik der Branche: Umsatzwachstum geht über alles. Das muss zwangsläufig in Preismaßnahmen münden", lautet die Diagnose des Stratact-Unternehmensberater Michael Girstmair. "Die Möbelbranche muss den Mut haben, ein gesundes Preislevel einzuführen und das durch bessere Produkte, Services und Mitarbeiter zu rechtfertigen", so Jörg Meurer von der Unternehmensberatung Keylens.

Stolz verwiesen die Hersteller und Händler in der Diskussion auf ihren Fokus auf Europa und Österreich. Rund 90 Prozent der Interio-Möbel würden in Europa gefertigt, mehr als die Hälfte der "Fashion for Home"-Designermöbel stammten aus Europa. Team7 produziere ausschließlich in Österreich mit zwei Möbelwerken in Ried und Pram (OÖ) .

Auf der Umsatzseite sieht es derzeit nicht allzu rosig für die heimischen Möbelproduzenten aus: Die abgesetzte Produktion ist im ersten Halbjahr im Vergleich zur Vorjahresperiode um 0,5 Prozent auf 891,4 Mio. Euro zurückgegangen. Ein starker Rückgang wurde bei den Sitzmöbeln mit einem Minus von 18,6 Prozent auf 106,9 Mio. Euro und bei Küchenmöbel mit einem Minus von 4,5 Prozent auf 119,4 Mio. Euro verzeichnet. Bei Büromöbel gab es trotz angespannter Lage beim Büromöbelhersteller Bene ein Plus von 4 Prozent auf 127 Mio. Euro. Die Umsätze mit Schlaf-, Ess- und Wohnzimmermöbel erhöhten sich um 4,4 Prozent auf 180 Mio. Euro.

Die Ökonomen der Bank Austria sehen dennoch positive Aussichten für die heimische Möbelbranche: "Auch wenn der erwartete Abschwung im Wohnbau und die abflauenden Sanierungsleistungen die Möbelnachfrage kurzfristig stärker bremsen, wird das die Lust am Einrichten nicht nachhaltig dämpfen", heißt es im Bank-Austria-Branchenbericht zum heimischen Einzelhandel. "Darüber hinaus wird der Wohnbau wahrscheinlich rasch wieder in Schwung kommen, angetrieben vom schon bestehenden Nachfrageüberhang und der weiter steigenden Zahl an Wohnungssuchenden; die Bevölkerung und der Anteil an Singlehaushalten wachsen, auch wenn das Tempo abnimmt."

(Schluss) cri/kan

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