04.07.2014 12:14:00

Metallindustrie und Gewerkschaften kommen sich bei Arbeitszeit näher

Vor der Metaller-Herbstlohnrunde gibt es eine Annäherung beim Streitthema Arbeitszeitflexibilisierung zwischen dem Fachverband der Maschinen- und Metallwarenindustrie (FMMI) und den Gewerkschaften ProGe und GPA. Eigentlich hätte es Ende Juni schon eine Einigung geben sollen, eine gute Lösung gehe aber vor Zeitdruck, betonte FMMI-Obmann Christian Knill am Freitag vor Journalisten.

"Wir hatten eine gute und intensive Gesprächsbasis, das letzte Gespräch fand erst gestern statt", so Knill. Im Sommer werde weiterverhandelt, aus den Kollektivvertragsverhandlungen im Herbst wird das Thema ausgeklammert. Dies war immer eine zentrale Forderung der Gewerkschaften.

Aus dem Wunsch der Arbeitnehmervertreter, die KV-Verhandlungen wieder mit allen sechs Metallerverbänden gemeinsam zu führen, wird allerdings nichts. Damit wird heuer zum dritten Mal in Folge getrennt verhandelt - wobei auf Arbeitnehmerseite immer die gleichen Verhandler zum Feilschen antreten. Es sind dies Rainer Wimmer, Bundesvorsitzender der Gewerkschaft PRO-GE und SPÖ-Industriesprecher, sowie Karl Proyer, stv. Bundesgeschäftsführer der GPA-djp. Im Vorjahr war es den Arbeitnehmervertretern gelungen trotz getrennter Verhandlungen mit allen sechs Fachverbänden fast idente Abschlüsse zu erzielen.

Der mit Abstand größte Fachverband ist der FMMI mit rund 120.000 Mitarbeitern, alle Industrie-Metallerverbände zusammen haben ca. 180.000 Mitarbeiter. Für den FMMI wurden im Vorjahr nach Streikdrohungen und einem Verhandlungsmarathon eine durchschnittliche Lohnerhöhung von 2,8 Prozent vereinbart. Die Zulagen steigen um 2,1 Prozent. Die Inflationsrate im September belief sich damals auf 1,7 Prozent.

Die aktuelle Teuerungsrate beträgt 1,8 Prozent. Damit liegt Österreich deutlich über den EU-Schnitt von 0,5 Prozent. Sollen die Beschäftigten keinen Reallohnverlust im kommenden Jahr haben müsste der KV-Abschluss über 1,8 Prozent liegen, womit die Lohnerhöhung deutlich höher ausfallen könnte als bei den europäischen Mitbewerbern. Eine Einigung unter der Teuerungsrate war bisher für die Gewerkschaften tabu.

Über die Details der Gespräche zur Arbeitszeitflexibilisierung schwiegen sich heute beide Verhandlungsseiten aus. Bekannt ist soviel: Die Industrie wünscht sich ein Zeitarbeitskonto, in denen Überstunden geparkt und bei Bedarf abgerufen werden können. Damit werden die Betriebe nicht nur flexibler, sie ersparen sich auch zum Teil Überstundenzuschläge. Da können aber die Gewerkschaften nicht mit. Erwartet wird daher, dass sich die Arbeitnehmervertreter den Kompromiss abkaufen lassen - sprich einen höheren Lohnabschluss für die Zustimmung zum Zeitarbeitskonto wollen.

Wimmer und Proyer hielten heute in einer Aussendung fest: "Wir stehen für vernünftige Arbeitszeitlösungen, die dem Industriestandort Österreich und den Beschäftigten nutzen, weiterhin aufgeschlossen gegenüber." Wie gut derzeit das Gesprächsklima ist, zeigte sich dabei an einem Detail - die Aussendung wurde gemeinsam mit dem FMMI versandt.

Knill machte sich einmal mehr dafür stark, die Lohnkurve abzuflachen, sprich jungen Mitarbeitern etwas mehr als bisher zu zahlen und älteren Mitarbeitern etwas weniger. Er verwies darauf, dass die Beschäftigten gerade in jungen Jahren den höchsten Finanzbedarf hätten, etwas zum Erwerb eines Eigenheimes. Zur Kritik an der Unvereinbarkeit von flexiblen Arbeitszeiten und Kinderbetreuung durch Alleinerzieher meinte Knill, dass hier auf Firmenseite schon einiges geschehen sei. Sein Betrieb - die Knill Gruppe im steirischen Weiz - habe bereits eine Kinderbetreuung aufgebaut. Der Familienbetrieb besteht seit über 300 Jahren und erzeugt vor allem Komponenten für die Energie-Infrastruktur.

(Schluss) stf/phs

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