23.10.2013 13:50:00

Metaller zu unbefristetem Streik ab Dienstag aufgerufen

Nach dem Abbruch der Kollektivvertragsverhandlungen für die rund 120.000 Beschäftigten in den Betrieben der Maschinen- und Metallwarenindustrie (FMMI) ist die Lage eskaliert. Die Gewerkschaft hat zum Streik aufgerufen. Und zwar nicht nur zu Warnstreiks wie 2011, sondern gleich zu einem unbefristeten Ausstand ab Dienstag, 29. Oktober, 6 Uhr früh.

Aufhalten kann den Arbeitskampf nur mehr ein Einlenken der Arbeitgeber, wie die Gewerkschafter sagen. Bis 28. Oktober Mitternacht müsse ein neues und deutlich besseres Angebot für einen Lohnabschluss auf dem Tisch liegen, das höher ist als die zuletzt gebotenen 2,3 Prozent. Die Arbeitnehmerforderung lautet auf 100 Euro, mindestens aber ein Plus von 3,4 Prozent. Vor allem aber will die Arbeitnehmervertretung das Reizthema "Zeitkonto" überhaupt nicht auf der Agenda der KV-Runde haben.

"Wenn wir Überstunden machen, wollen wir die auch bezahlt haben", das von den Arbeitgebern vorgeschlagene Arbeitszeitkonto sei eine "Grauslichkeit", fassten am Mittwochvormittag führende Metaller-Arbeitnehmervertreter vor den Medien zusammen. "Wir lassen einfach nicht zu, dass den Arbeitnehmern Überstundenzuschläge weggenommen werden", sagte Gewerkschafts-Chefverhandler Rainer Wimmer. Bliebe das Arbeitszeit-Junktim der Arbeitgeber für einen KV-Abschluss aufrecht, stünden ab 29. Oktober früh alle Räder still.

Die Gewerkschaft spricht von versuchter Aushöhlung der Überstundenzuschläge (Stichwort: Zeitkonto). So würde die Last der Auftragsschwankungen an die Arbeitnehmer abgewälzt. Damit würden die Arbeitnehmer zu Tagelöhnern degradiert. In der Zentrale der Arbeitnehmervertretung in Wien wird befürchtet, dass das Beispiel Schule macht, die Metaller flächendeckend Prototyp sein sollten - was entsprechend scharf abgelehnt wurde.

Heute und in den nächsten zwei Tagen finden in den Betrieben dazu Betriebsversammlungen satt, die Streik-Komitees formieren sich. Mittwochfrüh fiel der Streikbeschluss in der GPA, morgen ist der Streikantrag im ÖGB-Bundesvorstand.

Die Gewerkschafter Wimmer (Pro-GE) und Karl Proyer (GPA-djp) machten nach der gescheiterten Runde mit dem Fachverband FMMI deutlich, dass sie nicht bereit seien, mit einem einzelnen Fachverband über Arbeitszeitfragen zu reden. "Das geht nur in der Sechsergruppe".

FMMI-Obmann Christian Knill als Arbeitgebervertreter lehnte am Mittwoch die Auslagerung des strittigen Punktes Arbeitszeitflexibilisierung ab. Dem habe die Arbeitgeberseite zweimal schon zugestimmt "und rausgekommen ist nichts", erinnerte der Obmann des Fachverbandes Maschinen- und Metallwarenindustrie im APA-Gespräch an seine Erfahrungen der beiden vergangenen Jahre. Eine gemeinsame Verhandlung über die Arbeitszeit aller sechs Metaller-Fachverbände lehnt Knill weiterhin ab. Die Industriellenvereinigung appellierte heute an die "standortpolitische Vernunft".

Es wird erwartet dass das Wochenende hindurch um eine Lösung des Streits gerungen wird. 2011 wurden nach Warnstreiks an einem Sonntag "Sondierungsgespräche" geführt, nach denen ein unbefristeter Streik abgeblasen werden konnte. Zwei Tage später gab es eine Einigung. Damals waren 70.000 Beschäftigte im Arbeitskampf.

(GRAFIK 1276-13, Format 88 x 86 mm) (Schluss) rf/stf

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